Mit neuer Kraft Richtung Paris
Auf dem Weg zu den Paralympics: Handbiker Scheichl kehrt mit neuem Selbstbewusstsein aus Lanzarote zurück

20.03.2024 | Stand 20.03.2024, 12:00 Uhr

Fahren alle zu den Paralympics nach Paris? Handbiker Manuel Scheichl (vorne l.) reiste mit der Paracycling-Nationalmannschaft zu einem 14-tägigen Trainingslager nach Lanzarote – der Pool ließ der Niederbayer indes links liegen – „zu kalt“.  − Fotos: Scheichl

Sein Traum von den Paralympics in Paris lebt weiter: Handbiker Manuel Scheichl ist gestärkt von einem zweiwöchigen Trainingslager ins heimische Bayerbach zurückgekehrt. Seine Trainingsleistungen und seine Kraftwerte stimmen, der Niederbayer hat sich bei diesen Parametern im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent verbessert. „So richtig kann ich mir das nicht erklären, vielleicht liegt‘s ja am Kopf“, sagt der 42-Jährige. Denn im Hirn fährt er jetzt befreiter denn je zuvor.

„Ich habe nicht mehr den Druck, dass ich in den Nationalmannschafts-Kader komme. Ich habe nicht mehr den Druck, dass ich auf mein neues Rad warten muss. Und ich habe nicht mehr den Druck wegen der Klassifizierung.“ Daher: In Lanzarote lief’s bei Scheichl so richtig, bei 25 bis 30 Grad lässt es sich ja auch aushalten, auch wenn der Leistungssportler den Pool der Hotelanlage stets links liegen ließ.

Nominierung für Paris am 19. Juli?



Lanzarote gehört zu den Kanarischen Inseln und liegt auf Höhe des Südens von Marokko im Atlantischen Ozean. Dorthin reiste die Nationalmannschaft mit kleinem Kader. Zu den acht Athleten gesellten sich zwei Physio-Therapeuten, zwei Mechaniker und Bundestrainer Gregor Lang. „Eigentlich ist das die Truppe, die für die Paralympics in Paris vorgesehen ist“, sagt Scheichl, der zu gern vom 28. August bis zum 8. September 2024 in der französischen Metropole an der Seine in die Pedale drücken würde. „Am 19. Juli erfahre ich spätestens, ob ich dabei sein werde. Im Detail weiß ich die Kriterien noch nicht, die ich erfüllen muss – es bleibt spannend.“ Jedenfalls zählt der Bayerbacher schon mal zum erlauchten Kreis der Nationalmannschaft und da muss er sich nicht mehr um Kleinigkeiten kümmern. Als er nach einer Trainingsfahrt mit einem Platten an einem der beiden Hinterräder einrollte, wollte er den Schaden schnell selbst reparieren. „Ein Loch im Schlauch, ist ja kein Ding“ – doch der Mechaniker verbot ihm geradezu, selbst Hand anzulegen. „Du musst jetzt regenerieren, ich mach‘ das“, bestimmte einer der beiden Techniker.

In der Nationalmannschaft muss er die Platten nicht mehr selbst flicken

Scheichl gefällt diese Art der liebevollen Betreuung, schließlich ist es auch Anerkennung für seine Leistungen und seinen Trainingsfleiß. Schon vor dem Frühstück machte er sich stets auf zu seiner Morgen-Runde – eine halbe Stunde, während der Rest der Mannschaft sich noch um dies und das kümmerte. Nach der ersten Mahlzeit des Tages ging‘s dann für 3,5 bis vier Stunden auf den Asphalt. „Immer im Rhythmus: drei Tage trainieren, einen Tag frei“, beschreibt der 42-Jährige sein Pensum.

Und das alles auf seinem alten Stahlross, denn seinen neuen Carbon-Renner ließ Scheichl vorsorglich in heimischen Gefilden: „Ich habe noch keine Tasche, um das zerlegte Bike stoßfest zu transportieren“, sagt Scheichl, der sich bei den Nationalmannschafts-Kollegen jedoch Tipps einholte, wie man ein teures Sportgerät richtig verpackt, „jetzt weiß ich, was ich brauche“. Und zum Glück ließ er seinen schwarzen Liebling in der Garage in Bayerbach, denn am Stahlross musste er nach dem Flug eine Delle in der Gabel feststellen, „beim Carbon-Rahmen hätte das üble Folgen haben können“.

So wird der Paralympics-Kandidat wohl mit seinem Wettkampf-Gerät die nächsten kräfteraubenden Trainings-Einheiten unter südlicher Sonne bestreiten, denn Ende März geht‘s für Scheichl für 14 Tage nach Mallorca – mit dem bayerischen Landeskader. Ernst wird’s für den Niederbayern bei den Weltcup-Rennen im Mai, zuerst in Ostende (Belgien), dann in Maniago (Italien). Der Paracyler muss dort beim Einzelzeitfahren und im Straßenrennen einmal mindestens Rang 4 belegen und zudem in der Weltrangliste in den Top 10 platziert sein – dann sollte es klappen mit Paris. Nach den Trainings-Eindrücken von Lanzarote – Bundestrainer Gregor Lang attestierte Manuel Scheichl dort hervorragende Leistungen – sieht dies der Niederbayer als „machbar“ an; der Traum von einem Rennen in der Stadt der Liebe lebt.