„Mit einer sehr gut besuchten Vernissage ist am Samstag die neue Sonderausstellung im Museum Viechtach eröffnet worden.
Unter dem Titel „Tiere, Menschen, Sensationen. Zirkus – Jahrmarkt – Zoo. Spielzeugwelten aus Blech und Papier aus der Sammlung von Gerhard Pretzl“ sind zahlreiche Exponate des Viechtacher Sammlers Gerhard Pretzl zu sehen.
Sammler sind glücklichere Menschen.“ Ob dieser von Marie-Luise Grotz zitierte Satz auf Gerhard Pretzl zutrifft, kann nur er beantworten. Sicher ist, dass Sammler anderen Menschen Freude bereiten, wenn sie ihre Schätze der Öffentlichkeit zugänglich machen. Groß war das Publikumsinteresse bei der Vernissage von „Tiere, Menschen, Sensationen. Zirkus – Jahrmarkt – Zoo. Spielzeugwelten aus Blech und Papier aus der Sammlung von Gerhard Pretzl“ am Samstagnachmittag im Museum Viechtach.
Der Fundus des Sammlers ist umfangreich
Aus seinem umfangreichen Fundus hat der leidenschaftliche Sammler Gerhard Pretzl, ehemaliger Lehrer an der Viechtacher Realschule und in der Sammler- und Museumsszene überregional bekannt, diese Ausstellung zum Themenkomplex „Zirkus – Jahrmarkt – Zoo“ zusammengestellt. Unterstützt wurde er durch die Kuratoren Marie-Luise Grotz, ihre Schwester Elisabeth Grotz und deren Ehemann Sören Eller, zugleich Vorsitzender der Waldvereinssektion Viechtach.
Eller sagte, seine Familie müsse nach dem Tod von Anneliese Grotz, die viele Ausstellungen initiiert und organisiert hatte, in „große Fußstapfen“ treten. Er freute sich, unter den Gästen 2. Bürgermeister Hans Greil, einige Stadt- und Kreisräte sowie die Ehrenmitglieder Dora Tamm und Georg Rösch begrüßen zu dürfen. Zusammen mit Andi Herrmann (Piano) und Matthias Drescher (Saxofon) sorgte Eller (Kontrabass) für die musikalische Umrahmung. Die Formation begleitete auch Elisabeth Grotz, die zum Gedenken an ihre Mutter den legendären Song „Somewhere over the rainbow“ aus dem Musical „Der Zauberer von Oz“ sang.
Die Laudatio hielt Marie-Luise Grotz
Anschließend führte Marie-Luise Grotz in die Ausstellung ein. Eine Miniaturwelt aus Blech und Papier werde gezeigt, Spielzeug für Kinder vergangener Generationen. Auch heute noch fasziniere die minutiöse Ausarbeitung und farbenprächtige Lackierung des Blechspielzeugs.
Nicht nur das klassische Jahrmarktkarussell im Miniaturformat ist zu sehen, auch ein Affe mit Trommel, ein Pferd an der Longe und Handstandclowns. Hergestellt wurden die meisten Figuren in den 1930er und 1950er Jahren, großenteils in der Spielwarenstadt Nürnberg. Zeitgeschichtlich interessant sind die Motive und die Art der Darstellung, aber auch die firmengeschichtlichen Details, etwa zu den Schicksalen der jüdischen Unternehmer unter dem NS-Regime. Die mechanische Beweglichkeit vieler Blechspielwaren kann auf kurzen Videos, per QR-Code abrufbar, bewundert werden.
Viel Raum in der Schau nehmen auch die Exponate aus Papier ein, ebenfalls zu den Themen Zirkus, Jahrmarkt und Zoo. Die Bandbreite reicht von Schaubildern und Plakaten über Werbeartikel bis hin zu Kinderbüchern. Mit Ausschneidebögen konnten Kinder einst ganze Zoo- und Jahrmarktlandschaften basteln. Außerdem gibt es Geschicklichkeitsspiele, Puzzles und Würfelspiele, aufklappbare „Stehauf-Bilderbücher“ sowie ein wunderschönes 360-Grad-Urwaldpanorama mit vielen Tieren zu entdecken.
Direkt an Pretzl wandte sich Marie-Luise Grotz mit der Frage, wann er sein „Sammler-Gen“ entdeckt habe. Motivierend sei für ihn das Tonbandgerät gewesen, das er als Elfjähriger von seinem Vater erhalten hatte und mit dem er anfing, Aufnahmen zu sammeln. Ab dem Alter von 23 Jahren hatten es ihm aber vor allem emaillierte Werbeschilder angetan; er habe sogar heimlich welche abgeschraubt, gestand Pretzl in der Hoffnung, dass diese Delikte inzwischen verjährt sind. Auch warum so viele französische Objekte in seiner Sammlung sind, wollte die Laudatorin wissen. „Weil in Frankreich nicht so viel weggeworfen worden ist wie in Deutschland“, sagte Pretzl, der oft auf französischen Flohmärkten fündig wird.
Zum Schluss dankte Marie-Luise Grotz ausdrücklich ihrer gesamten Familie und allen weiteren Unterstützern. Den Sammler und Leihgeber Gerhard Pretzl überraschte sie mit einer mechanischen Miniatur-Autobahn aus Blech. Dieser zeigte sich hocherfreut für die Möglichkeit, einen Teil seiner Schätze auf Vermittlung von Ermelinde Illing,Kassierin der Sektion Viechtach, in Viechtach zu zeigen – zumal es seine Dauerausstellung im Alten Rathaus nicht mehr gibt.
INFOS
•Die Ausstellung „Tiere, Menschen, Sensationen. Zirkus – Jahrmarkt – Zoo. Spielzeugwelten aus Blech und Papier aus der Sammlung von Gerhard Pretzl“ ist bis einschließlich 31.Oktober im Museum Viechtach, Regerstraße 2 zu sehen.
•Geöffnet ist das Museum Viechtach dienstags bis sonntags jeweils von 14 Uhr bis 16 Uhr, für Gruppen auch nach Vereinbarung per E-Mail an waldverein-viechtach@t-online.de.
Umrahmten die Vernissage musikalisch: Sängerin Elisabeth Grotz (von links) mit Andi Herrmann (Piano), Sören Eller (Kontrabass) und Matthias Drescher (Saxofon). −Foto: Eva Bauernfeind
Hielt die Laudatio: Marie-Luise Grotz (links). −Foto: Eva Bauernfeind
