Neue Berufsschule kommt ohne Gas aus

Wärmepumpe und Hackschnitzel heizen ein – Kostenschätzung: 61,5 Millionen

27.10.2022 | Stand 27.10.2022, 11:35 Uhr

Gute Dienste leistete die Berufsschul-Aula als Sitzungssaal für den Schul- und Kulturausschuss – Thema war allerdings der geplante Neubau von Berufsschule und FOS, zu dem Planer Robert Brunner (ganz rechts) die aktuelle Kostenberechnung vorstellte. −Foto: Fuchs

Fein aufeinander abgestimmt waren Thema und Ort der jüngsten Sitzung des Schul- und Kulturausschusses: Die Kreisräte tagten am Mittwoch in der Aula der Regener Berufsschule und widmeten sich voll und ganz dem geplanten Neubau der Berufsschule nebst FOS.

Für diesen stand bisher die Kostenschätzung im Raum, die das Architekturbüro Brunner (Viechtach) im Juli vorgelegt hatte. Jetzt konnte Robert Brunner die aktuelle Kostenberechnung nachreichen, auf deren Grundlage der Kreistag in zwei Wochen den Förderantrag für das Großprojekt stellen wird. Brunner musste eine leichte Erhöhung der Gesamtinvestitionssumme vermelden, von 58,9 Millionen auf 61,5 Millionen Euro.

Mehrkosten entstehen unter anderem deshalb, weil Brunner zusammen mit dem neu gegründeten Arbeitskreis Energiewende einen zusätzlichen Fördertopf anzapfen will. Der Neubau soll die NH-Zertifizierung erreichen, mit der besonders nachhaltige Baustoffe attestiert werden – diese Materialien schlagen mit einer Millionen Euro Mehrkosten zu Buche, an Förderung erwartet Brunner rund 2,2 Millionen Euro. Auch im Bereich Heizung-Lüftung-Sanitär und im Elektro-Bereich stiegen die Ausgaben um jeweils rund eine Million Euro, weil die Wünsche des AK eingearbeitet werden. Dafür kann jetzt bei der berufsschulspezifischen Ausstattung von 3,5 auf 2,5 Millionen Euro abgespeckt werden.

Für die Heizung der neuen Schule waren fünf Varianten im AK Energiewende diskutiert worden, wie HLS-Planer Michael Kopp (Frauenau) im Ausschuss erklärte. Jetzt fallen fossile Brennstoffe ganz weg, gewählt wurde eine Kombination aus Wärmepumpe mit Erdsonden und Hackschnitzelfeuerung. Eingeplant sind zwei separate Biomasse-Kessel – sie sind lediglich für Spitzenlasten vorgesehen, können also deshalb relativ einfach und kostengünstig ausfallen. Eine Grundlastanlage, wie sie etwa im Regener Heizwerk an der vhs läuft, müsste dagegen höhere Standards aufweisen und höhere Laufzeiten bewältigen. Diese Dreiteilung der Leistung sei sinnvoller, als wenn eine große Anlage nur mit geringer Leistung laufe, erklärte Kopp.

Das Elektroplanungsbüro Schwankl (Passau) steuert dazu eine Photovoltaikanlage auf den Schuldächern bei, die 330 kW peak leisten soll. Im Idealfall werden rund 60 Prozent des erzeugten Stromes in der Schule selbst verbraucht (etwa für die Wärmepumpe), der Rest geht ins öffentliche Netz. Ein Batteriespeicher mit einer Kapazität von 500 kWh ergänzt die Anlage, wie Elektroplaner Stefan Heringlehner erklärte.

Er rechnet mit einem Stromverbrauch von 100000 kWh für die Wärmepumpe, von 150000 kWh für das Gebäude. Das kann die PV-Anlage mit ihren 300000 kWh pro Jahr locker abdecken – allerdings nur im Sommer. Im Winter gehe es nicht ohne Strom-Zukauf. Kreisrat Hans Müller (AfD) regte an, über die Anschaffung eines Notstromaggregats nachzudenken, damit man die Hackschnitzel auch im Falle eines winterlichen "Blackouts" am Laufen halten könne. Und so die Schule sogar als Notfall-Unterkunft im Katastrophenschutz bezuschussen lassen könnte. Sei geprüft worden, bekam Müller von Landrätin Rita Röhrl zu hören, so etwas werde aber wegen Doppelförderung abgelehnt.

Bisher könne man in allen Schulen einen Stromausfall höchstens für einige Stunden kompensieren, sagte Kreisrat Hermann Keilhofer, bei tagelangem "Blackout" und strengem Frost seien Schäden kaum zu verhindern. Kreisrätin Brigitte Bauernfeind fragte nach einer Solaranlage für Warmwasser, wie sie etwa im Zwieseler Naturparkhaus installiert ist. "Wir haben auch das abgewogen und letztlich alle Flächen für die PV-Anlage reserviert", sagte Michael Kopp. Auch deshalb, weil die nötigen riesigen Warmwasserspeicher nicht zu realisieren seien.

Ob denn auch die beschlossene Ausführung in Holzbauweise erneut Mehrkosten gebracht habe, wollte Kreisrat Robert Muhr wissen. Nein, erklärte Planer Brunner, die rund 1,5 Millionen an Mehrkosten waren bereits in der Kostenschätzung vom Juli enthalten.

Er rechnet mit Baurecht im Frühjahr 2023, denn bisher laufe alles glatt. Die Themen Naturschutz (Fledermausvorkommen) und Immissionsschutz (Lärm vom Rodenstock-Werk) seien geklärt, der Bebauungsplanentwurf sei fertig, der Abbruch der bestehenden Wohnblocks sei unproblematisch. Brunner will im Herbst 2023 mit dem Bau der Parkplätze einsteigen, denn sie sind später für die Baustellen-Logistik wichtig. Fürs Gebäude rechnet er mit zweieinhalb Jahren Bauzeit.

Noch gehört das Gelände nicht dem Landkreis, der Förderantrag könne trotzdem schon auf den Weg gebracht werden, erklärte die Landrätin. Es dauere seine Zeit, die Verträge mit Rodenstock, wo es unter anderem auch um Altlasten-Entsorgung geht, auszuarbeiten, sagte Alexander Kraus, Jurist am Landratsamt, "das Gelände hat halt eine bunte Historie".

Damit Rita Röhrl schon vor der Kreistagssitzung Mitte November den Abbruch der alten Wohnblocks und die nötigen Rodungen in die Wege leiten kann, erteilte ihr der Schulausschuss einstimmig die Ermächtigung für die Auftragsvergaben. Hier wird es um knapp 500 000 Euro.

− jf