Bodenmais/Arber
Forstarbeiten in empfindlichem Gelände

Forstwirtschaft auf einer kleinen Fläche zwischen zwei Schutzgebieten am Kleinen Arbersee

31.10.2022 | Stand 31.10.2022, 15:08 Uhr

Starke, wertvolle Hölzer für regionale Sägewerke werden vom Staatsforstbetrieb im Bereich des kleinen Arbersees geerntet. Die Arbeiten schauten sich (v. l.) Forstwirtschaftsmeister Mario Hutterer (BaySF), der Bodenmaiser Forstbetriebsleiter Jürgen Völkl sowie vom Landwirtschaftsamt Cham Revierleiter Martin Hupf und Forst-Bereichsleiter Dr. Arthur Bauer mit Jagdhund "Dora". −Foto: Staatsforstbetrieb

"Da stimmt doch was nicht!" – das mag so mancher Wanderer denken, der sich vom Kleiner Arbersee Richtung Süden zum "Luchsplatzl" oder Kleinen Arber auf den Weg macht. Denn an den Wanderwegen stehen Schilder "Naturschutzgebiet" und doch hören und sehen die Wanderer Menschen und Maschinen werkeln – ein Harvester, Holzfäller, ein Rückezug, sogar ein Seilkran ist dort mitten im Wald im Einsatz.

Um dieses "Rätsel" zu lösen, trafen sich der Bereichsleiter Forst vom Landwirtschaftsamt Cham, Dr. Arthur Bauer, und sein zuständiger Revierleiter Martin Hupf mit dem Bodenmaiser Staatsforst-Betriebsleiter Jürgen Völkl und Forstwirtschaftsmeister Mario Hutterer, Einsatzleiter für die laufenden Maßnahme, und Simon Maier, Trainee bei den Bayerischen Staatsforsten.

Bauer erklärte die Hintergründe: Im Staatswald nördlich vom Kleinen Arbersee gibt es zwei Schutzgebiete, nämlich das Naturschutzgebiet Sollbach im Westen und das Naturwaldreservat Seeloch im Osten. Dazwischen liegt ein bis zu 600 Meter breiter Streifen "normaler" Wald – hier laufen die aktuellen Forstarbeiten. Dieser Wald ist bis zu 180 Jahre alt und besteht rund zur Hälfte aus Fichten, ist aber sehr gut gemischt mit Buchen und Tannen. Und es hat sich unter dem Altholz schon auf großen Teilflächen Naturverjüngung eingefunden, die allerdings unter dem Schirm der alten Bäume nur sehr langsam wächst.

Deshalb hat die "Forsteinrichtung", so heißt die Betriebsplanung bei den Staatsforsten, vorgesehen, dass in den nächsten Jahren rund die Hälfte der Altbäume geerntet werden soll, um einem jungen, gemischten und klimastabilen Zukunftswald zu schaffen. Die alten Bäume liefern dabei wertvolles Holz für regionale Sägewerke.

Jürgen Völkl erklärt den zweiten Grund für die Abholzungen: "Der Borkenkäfer, der uns auch in unseren naturnahen Wäldern zu schaffen macht, und dem ist es ,wurscht‘, ob "Normal-Wald" oder Naturschutzgebiet oder Naturwaldreservat – den müssen alle bekämpfen." Der Forstbetrieb hat dazu in Absprache mit dem AELF und den Naturschutzbehörden ein dreistufiges Konzept entwickelt. Wenn die befallenen Bäume mit der üblichen Technik erreichbar sind, werden sie gefällt, aufgearbeitet, verkauft und schnellstmöglich aus dem Wald abgefahren. Ist das nicht möglich, werden die Borkenkäferbäume gefällt und entrindet, das Holz verbleibt dann als Totholz im Wald.

Und wenn es wegen des steilen und schwierigen Geländes und aus Gründen der Arbeitssicherheit nicht möglich ist, die Hölzer aufzuarbeiten, dann muss der Forstbetrieb "in den sauren Apfel beißen" und die Bäume stehen lassen, erklärt Völkl. Denn wegen des Borkenkäfers dürfe nicht die Gesundheit oder gar das Leben von Mitarbeitern gefährdet werden.

− bb