Griechischer Abend, Lesung und Renovierung des Roten Schulhauses, wie passt denn das zusammen? Neugierig aber mit einem Fragezeichen im Kopf sind am vergangenen Samstag zahlreiche Gäste im Museum Rotes Schulhaus in Rinchnach erschienen, wo bereits griechische Klänge, Häppchen und Ouzo – letzterer natürlich nur für Ortsansässige, Beifahrer oder Hotelgäste, die zu Fuß unterwegs waren – auf den Abend einstimmten.
Auch Kinder sprangen zwischen den Räumen hin und her, ein kleiner Hund namens "Monti der Museumshund" spazierte gelassen hinterher und ließ sich schon einmal auf der Bühne in Galerie 1, dem ehemaligen Klassenzimmer des Roten Schulhauses, nieder, wo kurz darauf dann Dr. Hermann Wellner, Vorsitzender des Vereins Rotes Schulhaus, die Veranstaltung im Museum Rotes Schulhaus eröffnete.
Gekonnt und launig moderierten Manuela Klotzbücher und Wolfgang Haas als bestens eingespieltes Team durch den Abend und mit dem roten Faden: das neu erschienene Buch "Transformationsprozesse", das der Verein als Auftakt einer Reihe zur Eröffnung des Museums publizierte und das der Lichtung Verlag herausgegeben hat. Gekonnt schlüsselte Wolfgang Haas den mehrdeutigen Titel auf und erklärte die verschiedenen Veränderungen, die im Buch aufgegriffen werden. Manuela Klotzbücher griff die Veränderung der Schulzeit auf und las Texte, die aus Interviews mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern im Roten Schulhaus entstanden.
Ein Zeichen der guten und notwendigen Zusammenarbeit von Kunst- und Kulturschaffenden und einem ausgewählten Verlag in der Region war es, dass Kristina Pöschl, Geschäftsführerin vom Lichtung Verlag, den Gästen die Einbettung der Neuerscheinung in das abwechslungsreiche und erlesene Programm des Verlags erläuterte. Erfreulicherweise wurden im Publikum auch weitere Autorinnen und Autoren des Lichtung Verlags sowie porträtierte Künstler gesichtet.
Der Höhepunkt des Abends war, als der über die Grenzen von Bayern hinweg bekannte Schriftsteller Bernhard Setzwein (u.a. "das seltsame Land", "der böhmische Samurai"), aus dem Buch seinen Text aus seiner eigenen Schulzeit las. Er erzeugte Schmunzeln, wenn er von einer riesigen Boa Constrictor erzählte, die als Anschauungsmaterial ins Klassenzimmer gezaubert wurde und sich zeitlupenartig wand, bis einem die Nackenhaare zu Berge standen. Und da gab es auch einen Besuch im Schlachthof im Heimatkunde-Unterricht – "man sollte ja wissen, dass die Milch aus der Kuh kam und das Schnitzel vom Schwein".
Schließlich wurde die Frage nach dem mysteriösen Griechenlandbezug des Abends im abschließenden Fotopräsentation aufgelöst: Sandra Schütz und Johannes Haslinger waren während ihrer Rucksacktour durch Griechenland auf einem abgelegenen Campingplatz gestrandet, wo sie auf die Ausschreibung des Roten Schulhauses stießen. Von dort aus nahmen sie direkt Kontakt mit dem Immobilienmakler Franz Ernst auf, der sie bereits einige Tage nach ihrer Rückkehr durch die einladende Flügeltür des Schulhauses führte.
Und schon sprang der Fotovortrag vom Sandstrand auf Kalkidiki weiter zur Renovierung des denkmalgeschützten Hauses, auf denen sich humorvolle Details, aber auch Zeugnisse einer erschreckend dreckigen Baustelle abwechselten. Dazu kamen viele Anekdoten der Hauseigentümer ans Tageslicht, die die Besucherinnen und Besucher lauthals auflachen ließen. So klang der griechische Abend beschwingt aus, mit angeregten Gesprächen am Büchertisch des Lichtung-Verlags und an der Ladentheke von der Süß Rosa in Galerie2.
Die Veranstaltung wurde unterstützt vom bayerischen Wissenschaftsministerium. Das Buch "Transformationsprozesse" ist beim Verlag und im Buchhandel erhältlich.
− bb
