Elisabeth Peterhoff predigt in Regen
„Menschen fühlen sich von der Kirche alleingelassen“

21.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:41 Uhr

Als Predigerin kam Elisabeth Peterhoff von der Diakonie Rummelsberg nach Regen in die evangelische Kirche. Zum Dank dafür überreichte ihr Pfarrer Matthias Schricker einen Geschenkkorb. −Foto: evang. Kirchengemeinde

Am vergangenen Sonntag wurde zum dritten Mal in der evang. Auferstehungskirche „prominent gepredigt“. Diesmal konnte Pfarrer Matthias Schricker die Leiterin der Diakoninnengemeinschaft und Vorständin der Diakonie Rummelsberg, Elisabeth Peterhoff, als Predigerin begrüßen.

Die Rummelsberger Diakonie e. V. ist einer der großen diakonischen Träger in Bayern. Zur Rummelsberger-Gruppe gehören ambulante und stationäre Dienste der Jugend-, Eingliederungs- und Altenhilfe sowie Schulen und Ausbildungsstätten. Insgesamt nutzen täglich rund 13500 Menschen die diakonisch-sozialen Angebote der rund 6200 Rummelsberger- Mitarbeiter.

Seit 1890 gibt es die Rummelsberger Brüderschaft, seit 1982 die Diakoninnengemeinschaft Rummelsberg. Hier kommen engagierte Menschen zusammen, die sich entschieden haben, gemeinsam zu lernen, zu arbeiten und während ihrer Ausbildung auch zu leben. In einem Netzwerk, das sich über ganz Bayern spannt, sind die über 900 Diakone und knapp 250 Diakoninnen überall dort im Einsatz, wo Menschen Hilfe brauchen – ob am Krankenbett oder bei der Begleitung von Kindern und Jugendlichen, bei der Unterstützung von Menschen mit Behinderung, in der Seelsorge in der Kirchengemeinde oder in Senioreneinrichtungen. Damit sind sie ein wichtiges Bindeglied zwischen Diakonie und Kirche.

Peterhoff attestierte, dass Gesellschaft genauso wie Kirche und Diakonie einem großen Wandel unterzogen sei. Hier gelte es, flexibler auf sich verändernde Prozesse zu reagieren. „Dabei merken wir aber eine immer größere Heimatlosigkeit. Auch der Ort, wo Gemeinde zusammenkommt und Glauben teilt, wird immer ausdifferenzierter. In der Pandemie haben wir gespürt, wie wichtig, ja lebenswichtig Nähe und sozialer Kontakt sind. So unerlässlich die Maßnahmen in der Diakonie waren, so deutlich merken wir die Zäsur im Miteinander in vielen Bereichen. “

Viele Menschen fühlten sich in dieser Zeit von der Kirche alleingelassen, gerade auch im Umgang mit sexueller Gewalt. „Kirche, wo war Deine Ethik, wo war Dein Schutz für die Schutzbefohlenen, für die, denen weniger Menschenrechte zu gesprochen wurden? Den Kindern, den Frauen, den queeren Menschen?“ fragte Peterhoff. Dabei erlebe man hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ob Haupt- oder Ehrenamtlich, die sich teilweise bis zur Erschöpfung einbringen, um Glaubens- und Lebensräume möglich zu machen.

Grundlage der Predigt war diesmal der Wochenspruch aus Johannes 12,24 „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht." Hier spreche Jesus eine Verwandlung vom Tod hin zum Leben an. Das bedeute, dass Tod, Niederlage und Abschied zu jedem Leben dazugehört. „Was können wir nun als Kirche und Diakonie von dieser Verwandlung vom Tod zum Leben lernen? Vielleicht solle Kirche aufhören, vieles immer schön reden zu wollen, meinte die Predigerin. Kirche müsse wieder mehr erzählen, dass die Menschen in einer Gemeinschaft auf ihrem Lebensweg unterwegs sind. Vor allem in einer Gemeinschaft können Dinge verändern. So sollten beispielsweise keine großen Unterschiede mehr in den Berufsgruppen zwischen Pfarrern und Diakonen gemacht werden. Das stoße nicht nur junge Leute inzwischen ab.

Kirche müsse transparenter berichten, wofür das Geld eingesetzt werden soll, eventuell müssten sogar hier Schwerpunkte gebildet werden, so Peterhoff. Kirche habe die Zusage Gottes, sie müsse nur darauf vertrauen: „Wenn wir uns verändern, entsteht Neues. Trauen wir uns und vertrauen wir Gott!“

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst diesmal von der Gruppe Herzensklänge. Am kommenden Sonntag wird zum Abschluss der Predigtreihe der Autor und Kabarettist Toni Lauerer predigen.

− bb