Weißensteiner Lesung mit Buchautor Karl-Heinz Reimeier
Gespenstisches bei Vegesack und anderswo

Karl-Heinz Reimeier stellte im Burggasthof sein Buch "Unerklärbares" vor

31.10.2022 | Stand 31.10.2022, 19:00 Uhr

Band 8 der "Weißensteiner Miniaturen" wurden jetzt vom Förderverein Rettet das Fressende Haus vorgestellt – mit einer Lesung mit Autor Karl-Heinz Reimeier. −Foto: Sammlung Hans Vogl

Als Band 8 der "Weißensteiner Miniaturen" im November 2021 erschien, musste die Buchvorstellung wegen des erneuten Lockdowns kurzfristig abgesagt werden. Es hatte sich jedoch schnell herumgesprochen, dass Karl-Heinz Reimeier unter dem Titel "Unerklärbares" nicht nur in Vegesacks Texten geforscht hat, sondern die böhmisch-bayerische Grenzregion einbezog und sich auch mit Spuk oder Gespenstergeschichten im Baltikum befasste.

Der Lehrer, Schulleiter und Heimatpfleger des Landkreises FRG sammelte erstaunliche Geschichten, die ihm im Gespräch anvertraut wurden. Das Buch war schnell vergriffen, der Verlag ließ im Januar 2022 bereits nachdrucken.

Jetzt hat der Förderverein Weißensteiner Burgkasten die Buchvorstellung nachgeholt. Gertje Anton, Vorsitzende der Deutsch-Baltischen Landsmannschaft in Bayern, die seit vielen Jahren Mitglied im Förderverein ist und jeden Sommer in Lettland verbringt, berichtete auf Bitte der Vorsitzenden über die derzeitige Situation in Lettland und Estland. Anschaulich belegt durch Zahlen zu Löhnen und Preisen dort, schilderte sie die schwierige Situation für die Bevölkerung und für die ukrainischen Flüchtlinge.

Die Lesung begann Karl-Heinz Reimeier mit einem Lied, das er auf der Gitarre begleitete, und er kündigte an, dass er im Laufe seiner Lesung zwischen den Texten fünf Strophen eines sicher vielen bekannten Liedes singen werde. Zunächst erklärte er den Aufbau des Buches. Er dankte besonders Prof. Reinhard Haller für seinen Prolog, in dem dieser das Buch auch in die Heimatforscherliteratur einordne, da es nicht nur Erzählungen sammele, sondern die Verbindungen zwischen Vegesacks Geschichten und den Volkserzählungen in unserem Grenzgebiet und im Baltikum dokumentiere. Reimeier dankte Rolf Rieß für wichtige Anstöße, Barbara von Schnurbein für Hinweise und Recherchehilfen und lobte die gute Zusammenarbeit.

Während der Lesung wechselte Reimeier zwischen erzählten und vorgelesenen Geschichten. Er begann in Weißenstein und kam über Bayern und Böhmen ins Baltikum. Dabei stellte er einige Ähnlichkeiten in der Überlieferung fest, bis hin zu der Bedeutung von Tieren, z.B. der Ringelnatter als gutes Omen vor einem Haus. Auch in Sagen und Spukgeschichten fand er Übereinstimmungen. So gebe es in nicht wenigen Schlössern die Erzählung von einer weißen Frau.

Er las Texte von Vegesack, um zu zeigen, dass Vegesacks Reaktion auf Gepolter oder Erscheinungen im Turm teils auch humorvoll war – manchmal aber auch erst nach dem Auffinden von Geräuschquellen Erleichterung aufkam. Zum Abschluss las er eine Geschichte von Vegesack, die alle Turmbewohner nachts in Bewegung setzte und damit endete, dass das Hausmädchen – offensichtlich mondsüchtig – oben im Speicher gefunden wurde. Vegesacks Kommentar: "Wenn es Mondsucht gibt – warum soll es nicht auch Gespenster geben?"
Barbara von Schnurbein wies in ihrer Danksagung darauf hin, dass man auch in der Bibel Beschreibungen finde, wie Jesus böse Geister und Dämonen austrieb, die schon damals Menschen plagten. Als Dank überreichte sie Reimeier einen gerahmten Druck des kürzlich von Manfred Homolka dem Verein geschenkten Bildes "Vegesacks Welt im Fressenden Haus". Sie ahnte nicht, dass Manfred Homolka selbst zur Lesung ein weiteres "Geisterbild" als Überraschungs-Geschenk für Karl-Heinz Reimeier mitgebracht hatte.

"Unerklärliches" ist erhältlich beim Verein, Finkenried 4 in Regen, beim lichtung verlag in Viechtach und im Buchhandel. Band 9 ist gerade neu erschienen: Rolf Rieß, "Wer spukt bei Mac Lean?", der einzige Kriminalroman, den Vegesack (1929) schrieb – unter seinem Pseudonym Fedor B. Isjagin.

− bb