Bodenmais
Endlich wieder: Der Barbaratag in alter Tradition

Appell zu Gottvertrauen – Schutzheilige der Bergleute gefeiert

09.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:12 Uhr
Wolfgang Mühlbauer

Das bergmännische Totengedenken am Kriegerdenkmal mit Kranzniederlegung durch Knappschaftsvereins-Vorsitzenden Karl Kollmaier gehört fest zum Programm des Barbaratages. −Foto: Mühlbauer

In jeder Hinsicht: Es war ein besonderer Barbaratag 2022, dafür aber wieder einer in herkömmlicher Weise, ganz traditionell, dem allein schon das Mahl entsprach. Und es war wieder ein großer Festtag des Knappschaftsvereins, „ein Meilenstein im Vereinsjahr“, wie es Vorsitzender Karl Kollmaier formulierte, nach 2019.

Die Corona-Pandemie erlaubte nur jeweils Festgottesdienst und ein schlichtes bergmännisches Totengedenken. Und im Pfarrzentrum? Da konnte nur gefeiert werden, weil sich Pfarrer Alexander Kohl und die Kirchenverwaltung kräftig ins Zeug legten mit dem nun erreichten Ziel: Die Pächterfrage ist geklärt. Das wusste Vorsitzender Karl Kollmaier sehr zu schätzen und drückte seine Hoffnung aus, den nächsten Barbaratag am 2. Dezember 2023 wieder „in geordneten Bahnen“ feiern zu können.

Den Bodenmaiser Ortsgeistlichen als Hausherrn hieß Vorsitzender Karl Kollmaier im Pfarrzentrum selbstverständlich genauso willkommen wie dessen evangelischen Amtsbruder Matthias Schricker, Bischöflich Geistlicher Rat Pfarrer i. R. Josef Schmaderer aus Roding, stellvertretenden Landrat Hermann Brandl, Bürgermeister Joachim Haller und 3. Bürgermeister Tobias Krenn.

Erfreut zeigte er sich, dass zu den erschienenen Knappen und Freunden des bergmännischen Brauchtums auch wieder ehemalige Musiker aus den Anfängen der Knappschaftskapelle gehörten, die es - wie Alfons Kronschnabl (Ortenburg) und Franz Vogl (Fürstenfeldbruck) - anlässlich des Barbaratages wieder in die Heimat zog. Von den Vereinskameraden war das Pfarrzentrum in bewährter Manier geschmückt worden. Nicole Adam vom Hotel-Restaurant Kurpark hatte mit ihrem Team eine hervorragende Premiere, was das festliche Mahl aus Lüngerl, Schweinebraten und Dessert – nach gutem altem Brauch der Bergleute – anbelangte. Dabei kamen auch die Vegetarier nicht zu kurz. „Endlich wieder ein Barbaratag, wie gewohnt“, klang es einem Stoßseufzer gleich und diese Erleichterung teilten die Feiernden mit dem Vorsitzenden. Wohl auch, da seit gut einer Woche erst feststand, dass im Pfarrzentrum der Barbaratag stattfinden kann, daher waren auch die Einladungen für den Barbaratag erst kurzfristig verschickt worden.

Am früheren Bergamt – neben dem Hotel Hofbräuhaus - nahmen die Knappen ihre Aufstellung zum Kirchenzug. In der Pfarrkirche feierte Pfarrer Alexander Kohl mit BGR Pfarrer i. R. Josef Schmaderer (Ortsgeistlicher in Bodenmais von 1992 bis 2011) und Träger der Barbaramedaille den Festgottesdienst. Kapellenmitglieder in ihren schmucken Bergmannstrachten übernahmen den Altardienst, Christine Kuchl, die Ehefrau des musikalischen Leiters der Knappschaftskapelle, trug die Lesungen und Fürbitten vor, ein Bläserensemble des bergmännischen Orchesters zeichnete für den instrumentalen Part der Eucharistiefeier verantwortlich.

Im Altarraum wachte die beim Einzug der Geistlichkeit mitgeführte Heilige Barbara über das Volk. Pfarrer Alexander Kohl trug zum violetten Messgewand eine weiße Stola mit dem Abbild der Schutzheiligen der Bergleute, die der Hauptzelebrant als starke und mutige Frau bezeichnete. „Aus Liebe zu Christus hat sie Dunkelheit, Leid und Martyrium ertragen“, betonte Pfarrer Alexander Kohl. „Heid is unser Dog für alle vom Leder bis zur Feder“, begrüßte der Ortsgeistliche die Festgemeinde in der Pfarrkirche. Fahnenträger Alois Wolf platzierte sich mit der Standarte des Traditionsvereins, begleitet von Georg Drexler und Wolfgang Fritz, im Presbyterium.

Wurde bereits in den Fürbitten bei der Eucharistiefeier an die Verstorbenen des Knappschaftsvereins erinnert, folgte danach ein bergmännisches Totengedenken am Kriegerdenkmal. Unter den Klängen des Bergmannsliedes „Glück-Auf“ und lodernden Fackelschein durch Karl Koller und Georg Drexler legte Vorsitzender Karl Kollmaier einen Waldkranz nieder. Pfarrer Alexander Kohl hielt nach dem von ihm verkündeten Matthäus-Evangelium vom Anbrechen der Gottesherrschaft und dem Kommen Jesu die Predigt.

Darin stellte der junge Priester fest, dass der größte Barbaratag Deutschlands heuer nicht an den prädestinierten Bergbauorten gefeiert wurde, sondern bereits wenige Tage zuvor im Haus der Kunst in München auf Einladung des Herstellers „Ferrero“ als „Mon Cherie“-Event mit vielen Promis in glitzernd glamouröser Garderobe und zog einen Vergleich zur Feier in Bodenmais: „Im Mittelpunkt stehen keine Stars, sondern eine Frau“. Die Menschen der Barbarafeier vor Ort seien gekommen, weil sie sich der Tradition verbunden fühlen. „Es ist viel zu wissen, dass unsere Vorfahren die heilige Barbara im Herzen haben“, konstatierte der Ortsgeistliche und er wusste, wovon er spricht, da er mit Sulzbach-Rosenberg selbst aus einem Zentrum des Bergbaus stammt.

Daher ist Pfarrer Alexander Kohl nicht einfach Mitglied dieser Gemeinschaft, sondern fühlt sich Verein und Kapelle aufs Engste verbunden, was in seinen Worten einmal mehr erfahrbar wurde. Der Geistliche mahnte ob der aktuellen Krisen und der Dunkelheiten des Lebens zu einem festen Gottvertrauen, wie das der Heiligen Barbara. Es gebe zwar in Bodenmais nicht mehr die Gefahren im Bergbau, aber es gebiete sich zu danken, dass das Vereinsleben so intakt ist, „wie wir es uns vorstellen“, betonte Vorsitzender Karl Kollmaier. Im Pfarrzentrum standen zu Beginn die Musikerinnen und Musiker der Knappschaftskapelle auf der Bühne.

Hans Kuchl, ein Meister seines Fachs, entführte die Besucher mit einem herrlichen Strauß faszinierender Melodien aus den Sorgen des Alltags und erntete kräftigen Beifall. Nicht weniger Applaus bekamen die „BieiBlechBlosa“ Maxi Kuchl, Johannes Kuchl, Max Korpies, Vinzenz Freilinger, Wolfgang Geiger und Raphael Haller als „Boy-Group“ in Bergmannskluft. Zu vorgerückter Stunde gaben die „Hofmarkmusikanten“ Hans Kuchl, Gernot Andres, Hans Andres, Alexander Lochstampfer, Maxi Kuchl und Franz-Josef Weikl den Ton an und lockten unter den ersten Paaren stellvertretenden Landrat Hermann Brandl und seine Gattin Irmgard, die sich bestens amüsierten, auf die Tanzfläche.

Solistin Veronika Leutner, welche die Formation komplettierte, beeindruckte mit einer bravourösen Gesangseinlage. „Dreaming white chrismas“ ließ bereits die Knappschaftskapelle in ihrem breitgefächerten konzertanten Repertoire erschallen – ob es in Zeiten des einhergehenden Klimawandels ein Traum bleibt, wird sich zeigen...

− wm

Ehrungen

Ehrungen von Musikern der Knappschaftskapelle wurden im Rahmen des Barbaratages am vergangenen Samstag von Dirigent Hans Kuchl auf der Bühne des Pfarrzentrums vorgenommen. Geehrt wurden nachträglich Eva Weikl (Klarinette) und Carolin Freilinger (Flöte/Piccolo) für fünf Jahre Mitgliedschaft im bergmännischen Orchester.

Bereits im Frühjahr dieses Jahres haben Ruth Biendl-Weikl (Flöte) und Franz Muhr (Tuba) die Prüfung D1-Plus abgelegt. Wie Dirigent und musikalischer Leiter Hans Kuchl erklärte, handelt es sich bei dieser Prüfung um eine freiwillige Ergänzungsprüfung, die ausschließlich praktische Teile umfasst. Neben ausgeprägten Tonleiterspiel in Dur- und Moll-Tonleitern gehören dazu auch Etüden und Vortragsstücke aus dem D2-Abzeichen (Silber).