Neue Geschäfte für neues Leben
Die Renaissance des Regener Stadtplatzes

11.08.2023 | Stand 25.10.2023, 12:18 Uhr

Mit einem kleinen Schild macht Natalie König direkt am Stadtplatz auf ihren Secondhandshop aufmerksam. Im Hintergrund ist das neue Café Midndrin in den Rathausarkaden zu sehen, dass bei gutem Wetter den Stadtplatz belebt. −Fotos: Kruschinski

Leere Plätze, zusammengeräumte Plastikstühle und Schaufenster, hinter denen sich nichts mehr außer Staub und zurückgelassenen Möbelstücken befindet – bis vor ein paar Woche waren die Leerstände am Stadtplatz kaum zu übersehen. Zwar sind auch jetzt noch nicht alle Leerstände wieder besetzt, aber mit der Ansiedlung von drei neuen Läden nimmt das Leben auf dem Stadtplatz wieder sichtbar zu.

„Am Stadtplatz ist immer was los“, sagt Andreas Lorenz, Seniorchef des Friseursalons Lorenz. Zuvor Am Sand beheimatet, zog der Salon nach dem Verkauf des Gebäudes, in dem er untergebracht war, an den Stadtplatz 14. Und Lorenz machte direkt eine Beobachtung: „Früher haben die Leute bei uns gefragt, wo es zum Stadtplatz geht, jetzt sieht uns jeder, der über den Stadtplatz läuft“, freut er sich.

Die Laufkundschaft sei dadurch auch schon mehr geworden, berichtet er. Allerdings könnte es noch mehr sein, wenn die Ludwigsbrücke nicht temporär gesperrt wäre. „Von der Seite kommen gar keine Menschen“, so Lorenz, der darüber aber nicht klagen will: „Da kannst eh nichts machen.“ Deswegen hat ihn und seinen Sohn Sven Lorenz die Sperrung der Brücke auch nicht davon abgehalten, an den Stadtplatz zu ziehen. Alternativen hätte es in der Bahnhofsstraße oder im Einkaufspark gegeben, berichtet Andreas Lorenz, der Stadtplatz habe sich aber als der beste Ort herausgestellt.

Von den umliegenden Geschäften hat er positive Resonanzen auf seinen Umzug erhalten: „Die haben das toll gefunden, dass der Leerstand beseitigt wird.“ Direkt neben dem Friseur, wo früher der orientalische Markt Al Waha drin war, ist noch einer der angesprochenen Leerstände, für den Lorenz Werbung macht: „Das ist ein super großer Raum, da kann man echt was draus machen.“ Noch habe er aber nicht gehört, dass sich weitere Geschäfte am Stadtplatz ansiedeln wollen. Einen Vorschlag hätte er aber: „Wir brauchen hier ein Lebensmittelgeschäft, dann ist wieder alles da.“

Keine Lebensmittel, aber zumindest Kaffee, Kuchen und Getränke gibt es im Cafe Midndrin von den Betreibern der Discothek Martinique, die mit ihrem Cafe neu in den Rathausarkaden und damit im wahrsten Sinne mittendrin am Stadtplatz eingezogen sind. Von hier aus haben die Gäste den besten Blick auf das Geschehen unter anderem bei Jeff´s Bar und den Butter Boyz sowie rauf zur Turmspitze der Stadtpfarrkirche St. Michael.

Ein bisschen weiter nördlich im Erdgeschoss des MVZ-Gebäudes, gerade noch am Stadtplatz, hat sich Natalie König mit ihrem Second Hand Shop Viva La Vintage angesiedelt. Für König, die sich mit der Eröffnung ihres Geschäfts vor einem halben Jahr einen Traum erfüllt, war der Stadtplatz von Anfang an die erste Wahl: „Ich bin wahnsinnig gerne am Stadtplatz. Mir ist es daher auch selbst ein Anliegen, den Stadtplatz wiederzubeleben.“ Mögliche Alternativen habe sie kaum in Betracht gezogen. Ihr Vormieter, Hörgeräte Zieglmaier, ist zwar nun nicht mehr am Stadtplatz ansässig, aber immer noch in Sichtweite im Neubau zur Einfahrt Am Sand.

Die Mutter von drei Mädchen wollte mit ihrem Laden etwas „pfiffiges“ machen, was es sonst nur in größeren Städten gäbe, erklärt sie. Den richtigen Platz dafür zu finden war aber gar nicht so leicht: „Leider sind viele Leerstände ziemlich vernachlässigt und ich hätte dort sehr viel Geld investieren müssen.“ Mit dem jetzigen Standort ist sie aber super zufrieden.

Durch die Nähe zu den Ärzten habe sie viel Laufkundschaft, die nach einem Termin einfach mal vorbeischauen. Auch Schüler schauten regelmäßig rein, freut sich König. Von Auswirkungen der Brückensperrung kann König daher kaum berichten: „Ich hatte gedacht, das hätte finanziell einen größeren Effekt, aber die Menschen kommen sowieso hier vorbei.“ Trotzdem freue sie sich aber natürlich, wenn die Brücke wieder öffnet und vielleicht dadurch doch noch ein paar mehr Menschen ihren Laden finden.

Von den umliegenden Geschäften hat sie ebenfalls ausschließlich positive Reaktionen auf ihre Eröffnung bekommen. „Auch wenn manche vorher zu mir gesagt haben: Bist du verrückt, so einen Laden in Regen aufzumachen“, wie König schmunzelt. Auch von der Stadt habe sie den Eindruck vermittelt bekommen, dass diese sich freue das ich hier bin, berichtet sie. Bürgermeister Andreas Kroner war bei der Eröffnung der erste im Laden, seine Frau die erste Kundin Königs.

Für die Zukunft des Stadtplatzes wünscht sich König, dass es Interessenten einfacher gemacht wird, die Leerstände zu besetzen, dann hat sie auch schon einige Idee für neue Geschäfte: „Im Leerstand zwischen den Butter Boyz und der Fahrschule würde ein Lokal super reinpassen. Und neben den Friseur könnte ein Kiosk hin.“ Auch über einen weiteren Modeladen oder ein Dekogeschäft würde sie sich freuen. Zwar herrsche hier vor allem durch das neue Café Midndrin schon jetzt ein ganz neuer Flair, aber für „das kleine Dorf in der Stadt“, wie König die Gemeinschaft am Stadtplatz nennt, dürfe es gerne noch etwas mehr sein.

− skr