Vergütung während Ausbildung möglich
Berufsbildungszentrum Zwiesel: Weg in soziale Berufe wird attraktiver

08.03.2024 | Stand 08.03.2024, 11:06 Uhr

Die Arbeit mit Kindern ist längst keine rein weibliche Angelegenheit mehr. Auch am BBZ Zwiesel sind in den Erziehungs- und Kinderpflegeklassen Männer in der Ausbildung. − Foto: clipdealer

Der Nachwuchsmangel in Pflege- und Erziehungsberufen wird zunehmend zum Problem – jetzt wird mit Verbesserungen in der Ausbildung gegengesteuert. So auch beim Berufsbildungszentrum für soziale Berufe in Zwiesel.

„Alles durchlässiger machen und Ausbildungsformen schaffen, die möglichst viele ansprechen – das ist der richtige Weg“ – Andrea Feitz, Schulleiterin am Berufsbildungszentrum für soziale Berufe (BBZ), hat eine klare Meinung, wie man dem Nachwuchsmangel im Pflege- und Erziehungsbereich begegnen sollte. Und inzwischen gibt es Schritte in diese Richtung, von denen sich auch das BBZ neuen Schub verspricht.

„Der Bedarf in der Pflege und der Erziehung ist riesig“, weiß Feitz, „deshalb müssen wir versuchen, noch mehr Interessierte zu gewinnen.“ Bei der Erzieher-Ausbildung kann das vom Caritas-Diözesanverband betriebene BBZ, ehemals Mädchenwerk, auf einen fast 50-jährigen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Die Berufsaussichten für die staatlich anerkannten Erzieherinnen und Erzieher sind sehr gut, wie die stellvertretende Leiterin der Fachakademie für Sozialpädagogik, Silvia Fischer, weiß. „Die meisten unserer Absolventen arbeiten im heilpädagogischen Bereich, aber auch im Kindergarten oder mit Jugendlichen.“

Für den Besuch der Fachakademie ist ein Realschul- oder ein M-Zweig-Abschluss der Mittelschule erforderlich. Am Beginn steht ein Einführungsjahr, bei dem sich Schulunterricht und (vergüteter) praktischer Einsatz abwechseln. Im zweiten und dritten Jahr steht die fachtheoretische Ausbildung auf dem Programm, wofür man BAföG beantragen kann. Im vierten Jahr folgt ein bezahltes Berufspraktikum. Abiturienten oder Leute mit (auch fachfremder) abgeschlossener Berufsausbildung können das Einführungsjahr überspringen und damit die Ausbildung auf drei Jahre verkürzen.

Mit einer zusätzlichen Prüfung ist am Ende der Ausbildung sogar die fachgebundene Fachhochschulreife zu erlangen, was gleichwertig ist mit einem FOS-Abschluss im Sozialzweig. Man kann auch ein weiterführendes Studium absolvieren; am Schulstandort Zwiesel wird zum Beispiel der berufsbegleitende Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit angeboten.

Neu im BBZ möglich ist ab dem kommenden Schuljahr die dreijährige so genannte PIA-Ausbildung (PIA = Praxisintegrierte Ausbildung). Die Grundlage dafür ist ein Ausbildungsvertrag in einer sozialpädagogischen Einrichtung. Anbieter sind hier beispielsweise die Lebenshilfe oder auch die Caritas. Durch die Wahl des Ausbildungsplatzes können die Azubis bereits einen Schwerpunkt für ihre künftige berufliche Tätigkeit setzen. Wer diesen Weg einschlägt, erhält eine monatliche Vergütung von mindestens rund 1100 Euro. Schule und Praxis finden hier im wöchentlichen Wechsel statt. „Es gibt reges Interesse an der PIA-Ausbildung“, sagt Schulleiterin Feitz.

Derzeit absolvieren rund 150 Frauen und Männer die Erzieher-Ausbildung am BBZ. Einrichtungsleiterin Michaela Meindl macht keinen Hehl daraus, dass sich die neue Fachakademie in Grafenau, wie befürchtet, auf die Schülerzahlen auswirkt – wobei nun an beiden Schulen keine optimale Auslastung gegeben sei. „Die Schüler werden ja nicht mehr, sie teilen sich nur auf.“ Was aus Andrea Feitz’ Sicht für das BBZ spricht: „Wir haben Sozialpädagogen, die quasi aus dem Feld kommen, also Lehrer mit viel Praxisbezug – das ist der Vorteil einer privaten Schule.“

Neues gibt es am Berufsbildungszentrum auch im Pflegebereich. Ab Herbst 2024 können auch Pflegefachhelfer aus der Arberlandklinik im BBZ beschult werden; bisher waren in dieser Klasse nur Leute aus der Langzeitpflege. „Damit ist erstmals im Landkreis eine Krankenpflegerhelfer-Ausbildung möglich“, betont Barbara Friedl, stellvertretende Schulleiterin der Pflegeschulen. Beginnen kann man die Ausbildung unter bestimmten Voraussetzungen schon vor dem 16. Lebensjahr und unter Umständen sogar ohne Mittelschulabschluss. Zu den Voraussetzungen gehört ein Ausbildungsvertrag mit einer Pflegeeinrichtung − auch da ist eine Vergütung von etwa 1100 Euro zu erwarten.

Unterrichtet wird donnerstags und freitags an der Schule, dazu kommt Blockunterricht. Nach Abschluss der Ausbildung können die Pflegehelfer und -helferinnen in Seniorenheimen oder im Krankenhaus arbeiten. „Für viele ist die Ausbildung auch das Sprungbrett zum Einstieg in die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachfrau beziehungsweise zum Pflegefachmann an unserer Berufsfachschule für Pflege“, so Barbara Friedl.

Das BBZ hat zudem die integrierte Teilzeitausbildung beantragt, die in die dreijährige Pflegeausbildung integriert ist. Sie ist vor allem interessant für Leute, die Schule und Familie vereinbaren müssen. Die Zielgruppe sind Mütter und Väter in Erziehungszeit; vor allem Frauen haben so die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen. Es ist eine Förderung durch die Arbeitsagentur möglich.

Und schließlich bietet das BBZ auch noch eine Kinderpflege-Ausbildung an. Die Absolventinnen und Absolventen arbeiten in Kinderkrippen, Kindertagesstätten, schulbegleitenden Einrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigungen. In der zweijährigen Ausbildung wechselt sich Unterricht in der Berufsfachschule mit wöchentlichen Praxistagen in sozialpädagogischen Einrichtungen ab. Der Einstieg ist unter bestimmten Voraussetzungen ohne Mittelschulabschluss möglich.

Interessierte können auch „Unterricht plus“ belegen, dann sind Mittagessen, Lernbegleitung und Neigungsgruppen in der Schulausbildung enthalten. Die angehenden Kinderpflegerinnen und -pfleger haben ferner die Möglichkeit, im BBZ-Internat zu wohnen. „Unterricht plus“ und Internat sind allerdings mit Kosten verbunden.


Informationen aus erster Hand über die Ausbildungsmöglichkeiten am BBZ kann man sich beim Tag der offenen Tür am Samstag, 16. März, von 10 bis 14 Uhr holen.