Viechtach
Applaus und Glücksgefühle auf dem Kapellplatz

Freudige Gesichter trotz Kälte und Regen: 250 Viechtacher Fußwallfahrer werden in Altötting mit Musik empfangen

16.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:32 Uhr

Über den Kapellplatz zogen die Viechtacher Fußwallfahrer in die St. Anna-Basilika. Resi Heimerl durfte anlässlich ihrer 30. Teilnahme das Viechtacher Pilgerkreuz zum Kapellplatz tragen, die zehnjährige Sophia als eine der jüngsten Teilnehmer das Jubiläumsplakat.

Von Roswitha Dorfner

Sicherlich hatten sich bei ihrer 50. Fußwallfahrt nach Altötting von Donnerstag bis Samstag die 250 Teilnehmer aus Viechtach besseres Pilgerwetter erhofft, nicht durchgehend Regen und kalte Windböen, und dennoch: „Die Gefühle bei der Ankunft bei der Muttergottes, beim Einzug in Altötting unter Glockengeläut sind unbeschreiblich“, zeigte sich Alfred Kasperbauer, seit zehn Jahren Pilgerleiter, nach den dreitägigen Strapazen sichtlich gerührt, insbesondere wenn sowohl beim Einmarsch in die St. Anna-Basilika als auch beim Gottesdienst die Viechtacher Stadtkapelle mit ihrer Musik die Herzen erwärmt. „Das muss man genießen, da bleibt die Zeit einfach stehen!“, so Kasparbauer.

Harmonie trotzRegen und Kälte

Noch kurz vor dem Ziel beim Überqueren der Innbrücke in Neuötting hatte er zu einer Mitpilgerin gesagt, ob sie sich jemals an so ein „greisliges regnerisches Pilgerwetter“ erinnern könne, auch sie konnte es nicht. Aber in Altötting anzukommen, es geschafft zu haben, da spüre man keine Erschöpfung oder die Blasen an den Füßen nach dem 135 Kilometer-Marsch in drei Tagen mit Übernachtung in Niederpöring/Plattling und Falkenberg. Zudem sei auch während der Pausen unterwegs ein so harmonisches Miteinander spürbar gewesen, keine ungute Stimmung und Quertreibereien, „das schweißt halt zusammen.“

Viele Abholer jubelten am Samstagnachmittag beim Einzug der Fußpilger (ein Teil war mit dem Bus bis Falkenberg gefahren und dann die letzten rund 33 Kilometer zu Fuß mit dabei) über den Kapellplatz zur St. Anna-Basilika ihren Angehörigen zu: „Papa ist spitze“ war auf einem mit Herzchen geschmückten Plakat zu lesen. Die beiden Kinder und die Mama reihten sich in die Pilgerschar ein und marschierten stolz mit dem Familienoberhaupt, das zum achten Mal an der Fußwallfahrt teilnahm, die letzten Meter mit.

Es waren Dank und Bitten an die Gnadenmutter, die die Wallfahrer in ihren Rucksäcken dabei hatten und immer wieder anspornten. Resi Heimerl durfte anlässlich ihrer 30. Teilnahme das Viechtacher Pilgerkreuz zum Kapellplatz tragen, neben ihr hielt die zehnjährige Sophia als eine der jüngsten Teilnehmer das Jubiläumsplakat in die Höhe. Helfer der Feuerwehr Reischach (Landkreis Altötting) hatten es in Folie verpackt, um es vor dem Dauerregen am Samstag zu schützen. Für Christine Kauer, zum 15. Mal dabei, die in der Sakristei der Basilika ihre durchweichten Schuhe in ein trockenes Paar wechselte, war die Fußwallfahrt trotz des miesen Wetters „wunderbar“. Es helfe nichts, meinte sie gelassen, man könne eben manches nicht ändern, „also passt’s!“

Auch Altöttings Stadtpfarrer und Stiftsprobst Klaus Metzl, der mit den Viechtachern den Pilgergottesdienst feierte, zeigte sich begeistert: „Zum 50. Mal habt ihr Euch auf den Weg gemacht, was für ein schönes Zeichen, wenn Glaube lebt und lebendig ist! Sich voller Vertrauen aufzumachen, wenn die Mutter des Herrn den Weg weist – so einfach ist Wallfahrt und unser ganzer Lebensweg!“

„Beim Pilgern und Hinausgehen in die Welt gibt man ein mutiges Glaubenszeugnis für Jesus Christus und bringt den Frieden mit!“ Selbst wenn die Welt verrücktspiele, „habt keine Angst, schaut auf den Herrn der uns sagt: Ich bin bei Euch, alle Tage, bis ans Ende der Welt!“ (so auch das diesjährige Altöttinger Wallfahrtsmotto). Auch Altöttings Bürgermeister Stephan Antwerpen hatte sein Versprechen an Pilgerleiter Kasperbauer bei der letztjährigen Pilgerleiter-Tagung in Altötting gehalten, war zur Pilgerbegrüßung gekommen und dankte den Viechtachern für die Treue, „was wäre eine Wallfahrtsstadt ohne Pilger!“

Wenn man als Pilger auf den Kapellplatz komme, „das sind Glücksmomente“- Bürgermeister Antwerpen sprach aus Erfahrung, war er doch selbst einige Male Teilnehmer bei der Passauer Jugendwallfahrt nach Altötting. Großer Dank gelte den Pilgerleitern als „Antreiber einer Wallfahrt“, so überreichte er Fred Kasparbauer ein Altöttinger Wallfahrtssackerl. Bevor die langjährigen Pilgerjubilare mit einer Urkunde geehrt wurden, erklang als „Muss“ einer Altötting-Wallfahrt das Lied „Schwarze Madonna“. Pilgern schenke Harmonie, Zufriedenheit, stärke Körper, Geist und Seele – und sei auf jeden Fall einem Urlaub auf den Kanaren vorzuziehen!, so Kasparbauers Erfahrung und Überzeugung.
Beim Pilgergottesdienst war die St. Anna-Basilika übervoll – mit den Privat-Abholern waren es weit über 500 Viechtacher. Der Gottesdienst galt auch dem mittlerweile verstorbenen Wallfahrtsgründer, dem damaligen Viechtacher Kaplan Hans Meier.