Vertrag beim MLS-Klub verlängert
Angebote aus Saudi Arabien oder England abgelehnt: Sportdirektor Pfannenstiel – seine Ziele und Pläne mit St. Louis

26.03.2024 | Stand 26.03.2024, 7:45 Uhr

Bis 2026 ein Citizen: Lutz Pfannenstiel (Mitte) bei seiner Vertragsverlängerung mit Klub-Eigentümerin Carolyn Kindle Betz und General Manager Diego Gigliani. − Foto: SLC

Im Jahr 2020 startete er das Projekt St. Louis City, unlängst hat er seinen Vertrag beim MLS-Klub vorzeitig bis 2026 verlängert: Sportdirektor Lutz Pfannenstiel (50) spricht im Interview über Missouri-Feeling, seine Strategie für den Klub und die Vorfreude auf den Job als EM-Kolumnist für die Heimatzeitung.

Lutz, das frühe Playoff-Aus ist abgehakt, in den vier Spielen der neuen Saison gab es einen Sieg und vier Unentschieden. Zufrieden?
Lutz Pfannenstiel: Das war ein ordentlicher Beginn gegen nicht einfache Gegner. Nach der Vorbereitung und den Spielen in der nordamerikanischen Champions League war der Liga-Betrieb für uns zunächst noch etwas ungewohnt. Aber die Spiele haben uns schon gezeigt, dass wir uns mit den richtigen Spielern verstärkt haben. Wir spielen genau nach dem System, mit dem wir vergangene Saison erfolgreich waren. Das gilt es jetzt zu bestätigen.

Sie sprechen von der Hauptrunde 2023...
Pfannenstiel: Mehr als das, was wir vergangene Saison geleistet haben, geht ja kaum: Wir waren Meister der Regular Season, also nach 34 Spielen, haben 15 von 16 möglichen Rekorden gebrochen. Aber wir halten an unserem Plan fest. Wir wollen uns stetig weiterentwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass wir einen besseren Kader haben als vergangene Saison. Jetzt geht es darum, die Euphorie wieder reinzubringen.

Wie funktioniert denn eigentlich Teambuilding nach Pfannenstiel-Art?
Pfannenstiel: Unsere Scouts sondieren den Spielermarkt nach den Anforderungsprofilen, die wir erstellt haben. Da geht’s viel um Fähigkeiten beim Umschalten, beim Pressing und Gegenpressing. Unter diesen Gesichtspunkten scouten wir. Und wir wollen dabei vor allem junge Spieler holen. Das sieht man auch an unseren aktuellen drei Neuen (Nikolas Dyhr, Tomas Totland, Chris Durkin, Anm. d. Red.). Sie sind 22, 23 und 24 Jahre alt. Aber fast genauso wichtig wie die fußballerischen Fähigkeiten sind Einstellung und Charakter. Ich hole grundsätzlich keine Patienten.

Durch den Erfolg im ersten Jahr haben Sie sich bei Klub-Eigentümern und Fans einen Status erarbeitet. Hat das die Vertragsverlängerung erleichtert?
Pfannenstiel: Ich hatte Anfragen aus Saudi Arabien, England und anderen Ländern. Aber St. Louis ist eine Herzensangelegenheit geworden. Ich hatte Vertrag bis 2025, aber die WM 2026 steht vor der Tür (in Kanada, Mexiko und den USA, Anm. d. Red.). Und das passt dann hier ganz gut. Zumal ich mit den Eigentümern ein gutes Verhältnis habe. Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Deshalb bringt es nichts, die ganz großen Zukunftspläne zu schmieden.

Wie viel Amerikaner steckt denn inzwischen in Lutz Pfannenstiel?
Pfannenstiel: „Amerikaner wirst du nicht so einfach. Das ist schon eine etwas andere Kultur. Ich fühle mich als bayerischer Weltbürger. Wenn ich dran denke, wo ich auf meinen Stationen als Profi schon überall gelebt habe, sind die Vereinigten Staaten relativ easy.“

Was fällt Ihnen zur Bundesliga und zu Bayer Leverkusen ein?
Pfannenstiel: Da ich für ESPN das Gesicht der Bundesliga bin und alle zwei Wochen das Topspiel kommentiere, bin ich natürlich gut informiert. Es ist schön zu sehen, wie Leverkusen die Bundesliga rockt. Mir gefällt, wie vielen Fußballfreunden auch, die Art und Weise, wie die Leverkusener spielen. Wie sie am Ende scheinbar verlorene Spiele noch umdrehen. Xabi Alonso macht alles richtig. Selbst wenn er ins Klo greift, holt er noch einen Goldnugget raus. Ich gehe mal davon aus, dass Bayer Meisterschaft und Pokal holt, auch wenn man die Bayern immer auf der Rechnung haben muss. Zuletzt haben sie ihre Qualitäten ja wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Bei der EM werden Sie den PNP-Lesern wieder als Kolumnist begegnen. Ist das für Sie als gebürtiger Zwiesler ein Weg, die Verbindung zur alten Heimat zu leben?
Pfannenstiel: Ich werde wieder einiges fürs Schweizer Fernsehen machen. Und PNP-Kolumnen zu schreiben macht einerseits Spaß, andererseits bleibt mein Kontakt zur Heimat bestehen.