Von Weißenstein nach Kattersdorf
58 Wanderer unterwegs zur ältesten Kapelle der Pfarrei Regen

10.04.2024 | Stand 10.04.2024, 14:01 Uhr
Marianne Hagengruber

Konrad Lorenz, Besitzer der Kapelle in Kattersdorf, vor dem neu renovierten Altar. Die Besonderheit: Der Altar besteht nicht aus einem einheitlichen Block einer bestimmten Epoche , sondern besteht aus vielen Einzelteilen aus Barock, Rokoko und Gotik. − Foto: M. Hagengruber

Ein April-Sonntag mit nahezu hochsommerlichen Temperaturen war den Teilnehmern der Kapellenwanderung des Pfarrverbandes Regen-Langdorf beschert. Organisiert vom Landausschuss der Pfarrei St. Michael, wurde die Wanderung zum 20. Mal abgehalten – und zwar auf den Spuren der allerersten Kapellenwanderung.

Mit einer Wanderung zu den Kapellen rund um Weißenstein war damals die Tradition begründet worden. Man hatte sie ins Leben gerufen anlässlich der Regener 750-Jahr-Feier, wie Landausschussvorsitzender Peter Hagengruber anmerkte. Der sehr erfreut war über die große Teilnahme: Zusammen mit Stadtpfarrer Marco Stangl und der Weißensteiner Kapelle-Mesnerin Hermine Klingseis konnte Hagengruber 58 Wanderer begrüßen.

Karl Klingseis informierte über die Entstehungsgeschichte der Dorfkapelle auf dem Burganger. Sie wurde 1820 von den Dorfbewohner errichtet und der Mutter Gottes geweiht. Andachten, Marienfeiern, Rosenkränze und Gottesdienste werden dort über das Jahr hinweg abgehalten. Er habe beim Festsetzen des Termins noch an eine winterliche Wanderung gedacht, bekannte Stadtpfarrer Stangl, nicht jedoch, dass es „zum Schwitzen wird“. Stangl brachte die geistlichen und spirituellen Impulse zum Thema „Maria Magdalena – mit ihr dem Leben begegnen“ ein.

Vier Stationen waren vorgesehen an den Kapellen und einem Wegkreuz. Denkanstöße und gemeinsam gesungene Kirchenlieder umrahmten die religiösen Einheiten. An jeder Station gab es drei Fragen, die die Beteiligten zum Nachdenken anregen sollten. Nachdenken über das Leben, was einen umtreibt, über Sehnsüchte, über eigene Talente und Begabungen, aber auch über Mut, Angst und Dasein und über Gottes Nähe.

Ab Weißenstein führte der Weg auf einem Feldweg zur Kapelle im Weiler Matzelsried. Die Wanderer wurden von den Besitzern Cornelia und Josef Hagengruber begrüßt. Jakob Pöhn, Bauer aus Matzelsried hatte die Kapelle 1817 errichtet, sie ist somit eine der ältesten in der Pfarrei. Für die Wanderer gab es eine erfrischende Überraschung: Am Wasser-Grand waren Gläser bereit gestellt für einen kühlen Trunk, und wer lieber einen Schluck Bier wollte, konnte sich eine Flasche aus dem Grand fischen.

Durch den Wald ging weiter nach Eggenried und von dort zum Kattersdorfer Feldkreuz. Das Kreuz, von Franz Grimm gefunden, von der Kolpingfamilie renoviert, wurde von der Dorfgemeinschaft anlässlich der 750-Jahr-Feier im Rahmen der Kapellenwanderung 2004 am Dorfausgang beim Abzweigung Eggenried eingeweiht.

Letzte Besichtigung und vierte Station der geistigen Impulse war bei der Kattersdorfer Kapelle, die im Besitz von Christine und Konrad Lorenz ist. Die Kapelle oberhalb des Bauernhofes, auf einer Wiese, ist die älteste Kapelle der Pfarrei Regen. Joseph Zellner ließ die Kapelle 1770 errichten. Der Altar wurde erst kürzlich von Kirchenmaler Andreas Gruber generalrenoviert, organisiert vom Bruder des Besitzers, Franz Lorenz. Bei der Erhaltung der Kapelle zeigt sich die familiäre Verbundenheit der Familie. Vom Dach bis zur Trockenlegung und Wetterschutz vor dem Eingang wurde am denkmalgeschützenten Kirchlein schon Hand angelegt.

Bemerkenswert ist die Zusammensetzung des Altares – hier fügen sich in vielen Einzelteilen die Stile der Gotik, des Barock und des Rokoko zusammen. Die Herkunft der gesamten Einrichtung ist nicht nachvollziehbar. Vermutet wird, dass das Material nach der Säkularisation, wo sehr viel im Handel war, zusammengekauft und als ganzheitlicher Altar aufgebaut wurde.

Das letzte Wegstück folgte über das Feriendorf zum Burggasthof Weißenstein. Am Ende der Wanderung erteilte Stadtpfarrer Marco Stangl den Kapellenwanderern noch den Segen.

− mah