Klimawandel verändert Weinlandschaft
Wenn Wein nicht aus Franken kommt: Winzer aus der Region berichten

03.06.2023 | Stand 15.09.2023, 22:12 Uhr

Über der Donau bei Passau liegt der Weingarten von Hubert Weizenberger, der derzeit 10000 Flaschen jährlich produziert. −Foto: Danninger

Weinanbau ist in Bayern eigentlich Sache der Franken. Doch auch andernorts im Freistaat wachsen mittlerweile Weinreben. Winzer aus dem Passauer, Regensburger und Ingolstädter Raum berichten von ihren Erfahrungen – und erklären, wie die Zukunft des bayerischen Weins aussieht.

Franken, da ist sich Hubert Weizenberger sicher, ist dem restlichen Bayern „noch um Welten voraus“, wenn es um den Wein geht. „Aber es tut sich was, das lässt sich nicht aufhalten“, sagt der 58-Jährige. Was Weizenberger meint, ist, dass bayerischer Wein nicht mehr unbedingt aus Franken kommen muss und künftig vielleicht sogar noch mehr innerbayerische Konkurrenz bekommen könnte. Das beweist Weizenberger – der laut eigener Aussage Niederbayerns einziger professioneller Winzer ist – auch selbst: Seit 2017 baut er in Passau auf eineinhalb Hektar Fläche Wein an – acht Sorten gibt es bei ihm mittlerweile zu kaufen, Zehntausend Flaschen werden pro Jahr etwa produziert.

„Wein wird heute schon auf Sylt angebaut“



Dass ihm das gelungen ist, hat viel mit Können, aber auch der Forschung zu tun, wie der Winzer betont. Natürlich spiele die Lage beim Weinanbau eine Rolle, doch die Rebsorten würden durch Züchtung immer widerstandsfähiger. „Wein wird heute schon auf Sylt angebaut“, gibt er zu bedenken. Dadurch, dass die Pflanzen aber auf Leistung getrimmt seien, würden sie auch keine Fehler mehr verzeihen. Auch deshalb hat Weizenberger eine zweijährige Ausbildung zum Winzer durchlaufen.

Mit seinen fränkischen Kollegen von damals hält er noch Kontakt und weiß so auch von deren Problemen. Eines davon klingt zunächst paradox: zu viel Sonne. Doch beim 2022er Jahrgang sei es deshalb schwierig gewesen, „die Fruchtbetonung in die Flasche zu bekommen“. Die Sonne nahm den Trauben – etwa beim Riesling – die nötige Säure. Ein Umstand, den auch Franz Luttner zunehmend beobachtet. 2000 bis 3000 Liter Wein produziert der 74-Jährige bei Wörth an der Donau im Ortsteil Tiefenthal pro Saison. Auch den einzigen Sekt in der Gegend, wie er betont. Seit fast 50 Jahren beschäftigt sich Luttner mit dem Anbau von Weinreben. Aber „die Bedingungen sind in den letzten zehn bis 15 Jahren dramatisch schlechter geworden“.

Klimatische Bedingungen werden schwieriger



Luttner spricht von geringer werdenden Niederschlägen und aggressiverer Sonneneinstrahlung. „Wir haben im Weinberg letztes Jahr 40 Grad gehabt.“ Früher habe er dort oberkörperfrei arbeiten können, heute bekäme er sofort einen Sonnenbrand. So erging es auch manchen seiner Traubensorten – einige wären sogar ganz schwarz geworden. Und Luttner glaubt, dass es damit nicht besser wird. „Das größte Problem wird das Wasser werden“, ist er sich sicher. Und das, obwohl Weinreben Tiefwurzler sind, also auch von tiefer liegendem Wasser profitieren. Doch niedrige Niederschlagsmengen machen Luttner Sorgen.

Die macht sich auch Josef Tremml – nur aus anderen Gründen. Der Nebenerwerbswinzer aus Neuburg an der Donau baut seit 32 Jahren Wein an, bis zu 1000 Flaschen werden es im Jahr. Doch es fehlt der Nachwuchs, beklagt er. „Es gilt generell bei der Arbeit in der Landwirtschaft: Das will keiner mehr machen.“ Viele kleine Winzer würden aufhören, weil der Aufwand hoch und die Einnahmen gering seien. Dafür brauche es die nötige „Passion“, wie er erklärt. Doch der 68-Jährige sieht gerade bei jüngeren Generationen wenig Bereitschaft, sich das ganze Jahr über − und das ist beim Wein notwendig – um den Anbau zu kümmern. Auch die Anfangsinvestitionen seien hoch.

Andere Beobachtungen macht der Passauer Winzer Weizenberger. Er bekommt vermehrt Anfragen von Menschen, die auch gerne das machen würden, was er schon tut: selbst professionell Wein anbauen. Ob der Franken-Wein künftig also mehr bayerische Konkurrenz bekommt, muss sich erst noch zeigen.