Ein Jahr nach Tod von Lothar Venus
Wegscheider Bürgermeister: „Unsere Aufgaben können wir nur im Team meistern“

Seit 8. Mai 2023 ist er im Amt: Christian Escherich zieht Bilanz und blickt nach vorn

07.02.2024 | Stand 07.02.2024, 5:00 Uhr

Die Hinweistafeln am Markt vor dem Rathaus und nahe der Kirche zeugen vom herausragenden Netz an Wanderwegen durch das gesamte Gemeindegebiet. Der Tourismus bleibt in der Marktgemeinde Wegscheid ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Ein Jahr ist seit dem tragischen Tod von Bürgermeister Lothar Venus vergangen. Seit der Wahl im Mai 2023 führt nun Christian Escherich die Amtsgeschäfte. Im Gespräch mit der PNP blickt der neue Bürgermeister auf seine bisherige Amtszeit zurück und beschreibt einige Perspektiven für das laufende Jahr. Am vergangenen Sonntag hatte man in der Gemeinde den ersten Todestag von Lothar Venus begangen. Die Orts-CSU widmete den Sonntagsgottesdienst seinem Gedenken.

Nie vergessen wird auch Christian Escherich den Augenblick, als er am Vormittag des 4. Februar letzten Jahres die Nachricht bekommen hatte. „Der Lothar ist gestorben.“ Es war ein Samstag gewesen. Wie alle in der Gemeinde war auch er zunächst in Schockstarre verfallen. Nach und nach war dann allen klar geworden, welch ein Berg von Aufgaben auf die politisch Verantwortlichen im Markt zukommen wird. Zunächst mussten die damaligen und auch jetzigen Bürgermeister-Stellvertreter Hans Fenzl und Erika Schäffner-Hofbauer alles anpacken. Am 7. Mai hatten die Bürger dann ihn in die Verantwortung gewählt. Seit 8. Mai amtiert Christian Escherich im Rathaus.

Bevor er in die Bilanz und Vorschau einsteigt, würdigt er ausdrücklich sowohl Hans Fenzl als auch Erika Schäffner-Hofbauer für deren Einsatz als Bürgermeister nach dem Tod von Lothar Venus. Gleiches gilt für die Arbeit des Gemeinderats und der Verwaltung mit Geschäftsleiter Albert Zillner an der Spitze. Ohne deren intensive Unterstützung sowie den Rückhalt aus der Bürgerschaft hätte er die ersten Monate im Amt als Bürgermeister kaum bewältigen können.

Als „Meilensteine “ beim Eingewöhnen in seine neue Aufgabe nennt er die Bürgerversammlungen zum Ende des Jahres. Zu diesen acht Treffen für die Gemeindeteile Möslberg, Thalberg, Thurnreuth, Kasberg, Wildenranna, Meßnerschlag, Eidenberg und Wegscheid waren 240 Bürger gekommen. Escherich legt bei seiner Amtsführung allgemein großen Wert auf den direkten Kontakt zu den Bürgern, auch auf das persönliche Gespräch.

Haushalt 2023 war erste „Mammutaufgabe“ gewesen

Seine ersten Wochen als Bürgermeister hätten viele verschiedene Aktivitäten geprägt, erinnert er sich an den Frühsommer. Er stellte sich unter anderem in den Kindergärten vor, in der Schule. Er absolvierte den Kurs zum Standesbeamten. Dann wartete schon die „Mammutaufgabe“ schlechthin, das Erstellen des Gemeindehaushalts 2023. Die Aufgabe hätte kaum schwieriger sein können. Die Rechtsaufsicht im Landratsamt hatte klare Vorgaben gemacht. Unter anderem durfte man auf keinen Fall den Schuldenstand erhöhen. Hier lobt Escherich die gute Zusammenarbeit zwischen den Fraktionen im Gemeinderat. Nur so konnte man diesen Haushalt gemeinsam schultern.

Freude über „gesunde Firmenlandschaft“

Der Bürgermeister freut sich in der ersten Bilanz über viele Dinge, die sich gut entwickeln. Ins Auge fällt ihm dabei die „gesunde Firmenlandschaft in der Gemeinde“, dazu die gute Entwicklung bei der Einkommensteuer. Aber wie es dann oft ist: Leider sei wegen der guten Werte bei den Steuereinnahmen die Schlüsselzuweisung um circa 500000 Euro zurückgegangen. Dazu kamen, durch tarifrechtliche Vorgaben bedingt, höhere Personalkosten und auch erhöhte Stromkosten der Gemeinde. Weitere Kostenfaktoren waren auch das Errichten des Waldkindergartens und die Umbauten für den Adalbert-Stifter-Kindergarten bei der Schule.

Das Geld ist knapp. Deshalb konnte man auch nur Flickteerungen an manchen Straßen durchführen. Das Thema Straßenkosten „plagt“ die Gemeinde seit jeher, allein schon bedingt durch die Landschaft. Der Markt Wegscheid ist flächenmäßig 80,64 Quadratkilometer groß und somit die drittgrößte Gemeinde im Landkreis mit einem gesamten Straßennetz von 200 Kilometern. Der Unterhalt des Straßennetzes bringt die Gemeinde seit langem immer wieder an ihre Grenzen.

Wie sieht der neue Bürgermeister die Lage der Gemeinde? Die Einwohnerzahl sei 2023 relativ stabil geblieben, bilanziert Christian Escherich. Es habe jeweils 40 Geburten und Sterbefälle gegeben. Stolz sei man auf den Zusammenhalt. Das zeige allein schon das Ferienprogramm. Dank der Vereine habe man 19 attraktive Aktionen anbieten können im Sommer. Enorm wichtig: die Bildung. Die Gemeinde habe in die Ausstattung der Adalbert-Stifter-Schule mit Notebooks, PCs, Whiteboards, Beamern und Dokumentenkameras investiert.

Bei den sozialen Einrichtungen in der Gemeinde sticht das Kreiskrankenhaus heraus mit 60 Betten. Auf die psychosomatische Station entfallen dabei 19 Betten. Es gebe eine private Reha-Einrichtung für suchkranke Frauen mit 45 Betten sowie ein Alten- und Pflegeheim der Azurit-Gruppe mit 58 Betten. „Hier ist der Kampf um den Erhalt des Kreiskrankenhauses eines unserer wichtigsten Anliegen“, bekräftigt Escherich.

Er legt großen Wert auf Gespräch mit den Bürgern

Die Jugendarbeit in den Vereinen laufe hervorragend. Dazu unterstützten der Jugendbeauftragte und Gemeinderat Christian Stadler sowie Jugendpflegerin Tanja Panke die Aktivitäten im Jugendbereich. Auch der Seniorenbeirat sei sehr aktiv mit der Seniorenbeauftragten Gisela Fischer. Dort werden Ausflüge, Wanderungen, Feiern und Badefahrten angeboten. Mit Maria Schäffner-Hauer hat der Marktgemeinderat auch eine Behindertenbeauftragte bestellt. Auch ein Behindertenbeirat soll gebildet werden.
Zu den Feuerwehren: Diese hätten einen stark veralteten Fuhrpark, nennt der Bürgermeister hier ein wichtiges Anliegen. Um den Feuerwehrbedarfsplan des Marktes weiterführen zu können, hat man die Beschaffungsreihenfolge angepasst. Mit Kreisbrandrat Josef Ascher, Kreisbrandmeister Klaus Schurm und federführend dem Kommandanten der Feuerwehr Wegschneid Florian Stemplinger hat man ein Beschaffungskonzept erstellt, das die Planungen für die nächsten Jahre beschreibt. Danach sollen nun in naher Zukunft für die FF Kasberg ein Logistikfahrzeug (TSFL) und für die FF Wegscheid ein Drehleiterfahrzeug beschafft werden.

Beschaffungskonzept für Feuerwehren

Zum Personal: Insgesamt hat der Markt derzeit 50 Beschäftigte. Im Forstrevier Wegscheid gab es einen Wechsel. Förster Christopher Stumvoll folgte Förster Ludwig Penz nach, der in den Ruhestand ging.

Der Tourismus bleibt in der Gemeinde ein sehr wichtiger Wirtschaftsfaktor, auch wenn die jährlichen Übernachtungszahlen 2023 auf circa 135000 zurückgingen.

Große Vorhaben für 2024

Geplant sind für 2024 laut Christian Escherich folgende größere Maßnahmen und Vorhaben: das Erstellen der Bike-Arena durch den TSV Wegscheid, der Anbau bei der Außenstelle des Landeskriminalamts, das geplante Fachmarktzentrum in Wegscheid mit Edeka, Aldi und dm-Markt neben der Norma. Dazu kommen der Bau des Seniorenzentrums Wegscheid, der Mobilfunkausbau in Fronau und in Mühldemmelberg, dazu der Mobilfunkstandort Thurneuth und Möslberg. Weiter stehen an der Glasfaserausbau in Wegscheid und die Breitbandversorgung, die Dorferneuerung Wildenranna, der Schulpausenhof Wegscheid, das Nahwärmeprojekt für Wegscheid und die Wasserversorgung Wegscheid.

„Wir stehen in der Gemeinde Wegscheid vor großen Aufgaben“, schließt der neue Bürgermeister. Der Ausbau der Breitbandversorgung koste viel Geld, gleiches gelte für den Aufbau einer gemeinsamen Wärmeversorgung im Marktbereich und für das Renovieren der Tennishalle. Es gäbe weitere Beispiele. Daher seien das Miteinander und der Teamgedanke im Gemeinderat wichtig, um alle diese großen und kostenintensiven Aufgaben meistern zu können.

− np