Was passiert, wenn Motorradfahrer mit Köpfchen und Vernunft Gas geben, haben überraschte Passanten und die Verantwortlichen des gemeinnützigen Hilfsvereins „Korken für Kinder – Jetzt korkt Thyrnau“ (Landkreis Passau) am Samstag erleben dürfen. Ein wahrer Tsunami aus Flaschendeckeln – tonnenweise für den guten Zweck gesammelt – ergoss sich in die auf dem Gelände der Stahlbau-Firma Neumüller bereitgestellten Container. Ein Schrotthändler münzt die Kronkorken in bares Spendengeld um. Zusätzlich hatte der Förderverein „Passauer Benefiz Motorrradkorso e.V.“ 1600 Euro im Gepäck. „Ich bin sprachlos“, sagte „Korken für Kinder“-Vorsitzender Günther Höfler.
Buchstäblich Staub für die Sache aufgewirbelt wurde bei dem Fest der Gastgeber, als die „Korsoaner“ und ihre Freunde – darunter die „Free Biker Bayern“ aus weiten Teilen des Freistaats, aber auch italienische Motorrad-Enthusiasten des Clubs „Scarburas“ aus dem Friaul mit ihrem Übersetzer Alfredo Monti – im Gewerbegebiet Thyrnau eintrafen. 120 Motorräder, dazu einige Autos mit prall gefüllten Anhängern, rollten auf das Areal. Viele fleißige Hände füllten die auch in Motorradkoffern und Topcases mitgeführten Flaschendeckel in die Container. Am Ende waren es rund 8,5 Tonnen, zu denen die Brauerei Hacklberg noch weitere 2,5 Tonnen beisteuern wird, die in deren Logistik-Zentrum in Hutthurm lagern.
Freebiker bringen 1650 Kilo Kronkorken
Die „Freebiker Bayern“, mit 26 Motorrädern zum Ausgangspunkt im Hof der Brauerei Hacklberg in Passau angereist, hatten allein über 1650 Kilogramm Kronkorken mitgebracht, die überwiegend von den Rosenheimer Brauereien Flötzinger und Auer stammen, wie es hieß. Das metallische Rauschen beim Umfüllen wollte beinahe kein Ende nehmen. Der größte von drei Containern – einer davon für Alu-Schraubverschlüsse, die ebenfalls Geld bringen für wohltätige Zwecke – war zum Schluss randvoll. Kein Wunder, dass die Gesichter der „Korsoaner“ und des Vereins „Korken für Kinder“ um die Wette strahlten, als die Ergebnisse bekanntgegeben wurden. Schön sei es, wenn Leute ein so schönes Fest der Hilfe mit Hüpfburg für die Kinder und Live-Musik ausrichten, wie „Korsoaner“-Präsident Erich Zieringer betonte. „Umso schöner ist es, wenn Biker aus ganz Bayern dazuhelfen können und dürfen.“
„Wie die Wilden“ habe man gesammelt, berichtete Zieringer, der seine Schatzmeisterin Sonja Privo zur inoffiziellen „Kronkorken-Queen“ kürte. In ihrer Privatgarage in Pocking hatten sich Unmengen von Flaschendeckeln, von einer Reihe von Unterstützern angeliefert, aufgehäuft, die zum Transport noch in Säcke verpackt werden mussten. Der sympathische Blondschopf ließ mit Team die Spendenkasse zusätzlich klingeln durch den Verkauf von Bändern an die Korso-Teilnehmer sowie von Stickern und Aufnähern der „Korsoaner“. Vorstandsmitglied Günther Hofreiter habe seine Qualitäten als Spediteur unter Beweis gestellt, so der Präsident, der allen Helfern und Freunden sowie den Geldspendern dankte. Hofreiter hat auch die italienischen Freunde bei sich einquartiert. Besonderer Dank galt Jürgen Nebauer von „Moderne Küchen“ für die Bereitstellung eines Transportfahrzeugs.
Frank König aus Malching hatte Aktion einst angestoßen
Zwischendurch machte sich einer der gewitzten Korsoaner die Mühe, anhand des Gewichts die Menge der Kronkorken auszurechnen. Er kam unter der Voraussetzung, dass ein Käpselchen sechs Gramm auf die Waage bringt, auf die unglaubliche Summe von 1,83 Millionen Stück. Für die Tonne hat es vor Kurzem noch 200 Euro am Schrottmarkt gegeben, inzwischen ist der Preis zum Bedauern der Sammler leicht gesunken. Aber davon lässt sich niemand der Benefiz-Biker entmutigen, wie am Samstag spürbar war. Und jeder darf mitsammeln bei der Aktion, die einst Frank König aus Malching angestoßen hatte. Die Annahmestellen stehen auf den Homepages der Vereine.
Nicht unerwähnt ließ Erich Zieringer die bei einer Spendenaktion für die an Leukämie erkrankte Rebecca – ihr geht es inzwischen gut, wie zu hören war – im September 2020 entstandene Freundschaft mit den Aktivisten in Thyrnau, allen voran Günther Höfler, Kommandant der Feuerwehr, und die am Samstag erkrankte Ramona Riedl. Höfler bestätigte die enge Verbundenheit. Die jüngste Aktion am Samstag nannte er „unbeschreiblich“. Begeistert rief er ins Mikrofon: „Das ist der Hammer.“ Er hofft auf eine Wiederholung. „Nicht nur vielleicht“, kam sofort das Echo aus den Reihen der Helfer und Kronkorken-Sammler.
Auch 2024 Benefiz-Korso geplant
Musikalisch umrahmt wurde das Fest durch den jungen Fabian Schmid am Akkordeon und Nachwuchs-Schlagersängerin Franzi Koller. Für Speis und Trank war bestens gesorgt. Auch die Einnahmen daraus wandern in Hilfsprojekte. Gefördert wird neben regionalen Vereinen wie Kinderkrebshilfe Rottal-Inn und Kinderhilfe Holzland auch die Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern. Schon jetzt kündigte Erich Zieringer für 2024 einen Benefiz-Korso an. „Das wird was ganz Besonderes“, versprach er, ohne Details zu nennen, die er in Vorgesprächen mit Verantwortlichen der Dreiflüssestadt – allen voran OB Jürgen Dupper – abgestimmt hat.
Mit einer aus Kronkorken gebastelten Kette präsentierte sich der treue Korsoaner-Freund aus den Abruzzen in Italien, Alfredo Monti.
Stolze Präsentation der symbolischen Spendenschecks: (v.r.) Korsoaner-Präsident Erich Zieringer, „Korken für Kinder“-Sprecher Günther Höfler und Korsoaner-Vorstandsmitglied Günther Hofreiter mit Schatzmeisterin Sonja Privo.
Rund 120 Motorräder bildeten den Benefiz-Korso von Hacklberg über Ruderting und Büchlberg nach Thyrnau. −Fotos: Brunner
