Passauer Start-up
Start-up wider den Fachkräftemangel: Wie „Medtip“ Personal fit für Deutschland macht

05.02.2024 | Stand 05.02.2024, 16:11 Uhr

Hinter dem Start-up Medtip steht das Geschäftsführer-Duo Constanze Ruesga Rath und Osman Nergiz. − Foto: privat

Im deutschen Medizinsystem fehlen Fachkräfte, doch woher soll der Nachschub kommen? Die naheliegende Antwort: aus dem Ausland.



Wie aber sollen hiesige Kliniken und Einrichtungen an die richtigen Fachkräfte kommen? Und wie soll deren Integration in die deutsche Arbeitswelt gelingen? Hier setzt das Start-up Medtip an, dass jüngst ein Büro im Passauer Innkubator bezogen hat. Co-Geschäftsführerin Constanze Ruesga Rath erklärt die Idee hinter dem jungen Unternehmen.

Das Interview im Wortlaut:

Welche Idee steckt hinter Medtip?
Constanze Ruesga Rath: Wir sind eine Personalvermittlung, die sich auf medizinische Fachkräfte aus der Türkei spezialisiert hat. Wir sehen uns aber auch als interkulturelle Brückenbauer. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Kulturen in unserer globalisierten Welt nehmen wir als Chance wahr, deshalb legen wir unseren Vermittlungstätigkeiten auch viel Wert auf die Integration der Fachkräfte.

Wir bereiten die Menschen noch in der Türkei auf ein Leben in Deutschland vor und erklären, was es bedeutet, hier z. B. als Pflegekraft zu arbeiten. Dabei arbeiten wir eng mit den Kliniken und Einrichtungen zusammen, wir bieten maßgeschneiderte Integrationskurse an, damit die zukünftigen Fachkräfte bestmöglich auf ihren Einsatzort vorbereitet werden.

Was sind die Hürden beim Wechsel aus der Türkei nach Deutschland?
Die Sprache spielt natürlich eine ganz große Rolle. Eine Sprache im Ausland zu lernen ist das eine, diese Sprache im beruflichen Kontext einzusetzen ist aber eine größere Herausforderung. Und mit dem Dialekt, z.B. hier in Bayern, muss man auch erst klarkommen (lacht). Und die Bürokratie funktioniert hier ganz anders. Die türkische Kultur ist schneller, dynamischer. In Deutschland arbeitet die Bürokratie langsamer, es gibt viele Regeln, die man einhalten muss.

Wie verdient Medtip Geld?
Wir werden für unsere Vermittlungsdienste bezahlt, wir bekommen also eine Verbindungsprovision. Die interkulturelle Vorbereiten übernehmen wir allerdings kostenlos.

Wie viele Fachkräfte konnten Sie mittlerweile vermitteln?
2023 waren es an die 100, allerdings in Kooperation mit einigen Partnern. Heuer wollen wir das alleine schaffen. Wir haben mittlerweile ein riesiges Netzwerk in der Türkei, jeden Tag rufen junge Leute bei uns an, die nach Deutschland kommen und sich weiterbilden wollen.

Im Juli hat Medtip den Entrepreneurship Award der Uni gewonnen, jetzt der Einzug in den Innkubator. Wohin soll die Reise jetzt gehen?
Dem Entrepreneurship und dem PNP-Artikel darüber sind wir sehr dankbar, wir haben nämlich einige Kontakte darüber gewinnen können. Jetzt sind wir sehr in der Passauer Region aktiv, weil wir uns Stadt und Landkreis sehr verbunden fühlen. In der Türkei werden wir auch immer bekannter.

Unsere nächsten Schritte sind das Vorantreiben der Digitalisierung, wir wollen den ganzen Anerkennungs- und Vermittlungsprozess so digital und transparent wie möglich gestalten. Wir starten heuer auch ein spannendes Pilotprojekt in Passau: Rund zehn Ärztinnen und Ärzte aus der Türkei werden nach Passau kommen, um hier den Fachsprachenkurs zu belegen und in der Region Arbeit zu finden.

Mit der Uni sind wir in Gesprächen, weil wir einen Kongress über die Zukunft der medizinischen Versorgung organisieren wollen.

Die Region ist mitten im Umbruch, es tut sich viel, schon alleine wegen des Medizin-Campus. Da ist viel Dynamik drin und wir wären gerne ein Teil davon.