Gas und Strom
Passauer Stadtwerke wollen Stammkunden schützen

„Dezember-Hilfe ist extrem kompliziert gemacht“

13.12.2022 | Stand 13.12.2022, 19:38 Uhr

Gas und Strom sind betroffen: Auf einem Einfamilienhaus raucht die Abgasleitung einer Gastherme neben PV-Modulen. Für beide Energie-Arten richten die Stadtwerke Tarife für Ersatzversorgung ein. −Foto: dpa

Von Franz Danninger

Ab 15. Dezember bieten die Stadtwerke allen Gestrandeten in Sachen Strom und Erdgas besondere Preise an: 60,73 Cent pro Kilowattstunde Strom (Grundpreis: 242,76 pro Jahr) und 19,23 Cent/kWh Erdgas. „Die Belieferung im Rahmen der gesetzlichen Ersatzversorgung ist auf maximal drei Monate beschränkt“, stellt Stadtwerke-Chef Prof. Dr. Stephan Prechtl klar fest.

Was er damit sagen will: Die SWP können es ihren Stammkunden gegenüber nicht ewig verantworten, alle „Ping-Pong-Spieler“ zu diesen Konditionen ins sichere Boot zu nehmen.

Der „Ping-Pong“-Ausdruck ist auf Verbraucher gemünzt, die von Anbieter zu Anbieter springen, je nach Angebot. Viele Günstig-Firmen sind insolvent gegangen, ihre Kunden fallen nun in die Grundversorgung des ortsansässigen Versorgungsunternehmens zurück, im Fall Passau also den Stadtwerken. Und dessen oberstes Gremium ist auf diese Markt-Springer nicht gut zu sprechen.

Der Ping-Pong-Spruch stammt nicht von Prechtl, sondern von einem Mitglied des Aufsichtsrats. Dem hatte Prechtl am Montag das Preis-Modell der Ersatzversorgung vorgestellt, das mit außergewöhnlichen Maßnahmen auf außergewöhnliche Zeiten reagieren will. Quer durch die Parteien war sich der Aufsichtsrat einig, dass den SWP-Stammkunden ein besonderer Schutz zustehe. „Das sind tausende treuer Kunden, die seit Jahren und Jahrzehnten auf uns vertrauen“, wie es Alois Ortner (CSU) ausdrückte.

Denn das Drei-Monats-Angebot könne nur durch Querfinanzierung zustandekommen, erklärt Prechtl, deren Basis die große Zahl von Stammkunden bilde. Nach den drei Monaten seien die Preis-Hopper zum wahren Energie-Preis zu bedienen, sie fallen aus der Ersatz- in die Grundversorgung. Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Dupper stimmt dem zu: „Das ist nur fair, wir lassen niemanden hängen. Aber nach drei Monaten müssen wir unseren Stammkunden die Querfinanzierung ersparen“, meint der OB. Denen soll kein Nachteil entstehen, „für Bestandskunden ändert sich aktuell nichts“ versichern die Stadtwerke schriftlich. Für kleine und mittlere Gewerbebetriebe stellen die SWP „normale“ Verträge in Aussicht, wenn sie in die Ersatzversorgung fallen. Voraussetzung seien Jahresverbräuche über denen von Haushalten.

Thema Nummer zwei im Aufsichtsrat ist derzeit das Bürokratiemonster, das die „Dezember-Hilfe“ und die „Strom-/Gaspreisbremse“ den Stadtwerken bescheren (PNP berichtete). „Extrem aufwändig und kompliziert“ nennt Prechtl die Ausführungsbestimmungen dazu. Selbst der Honorar-Professor der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden hat teils „Schwierigkeiten, keinen Knoten in die Zunge zu bekommen“. SPD-OB Dupper spricht seinen Parteifreunden in Berlin einerseits den guten Willen zu, den Bürgern in der Not der explodierenden Energiepreise helfen zu wollen, „aber wir erleben wieder einmal eine Regelungs-Wut, alle Eventualitäten kleinteilig berücksichtigen zu wollen“. Solches Mikro-Management werde Verwirrung stiften beim Verbraucher. Als Alois Ortner anregt, die Stadtwerke könnten doch eine Hotline einrichten für ratlose SWP-Kunden, antwortet Dupper: „Ich tendiere eher zu einer Rufumleitung ins Wirtschaftsministerium.“ Dupper selbst stellt die Frage, ob die Stadtwerke den enormen Mehraufwand „von oben“ ersetzt bekommen.