Arbeiten an Heiligabend
Zwei Pflegerinnen erzählen: So läuft Weihnachten im Seniorenheim ab

24.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:54 Uhr

Der Christbaum in der „Stubn“ leuchtet – ausnahmsweise schon vor Heiligabend. Geschmückt haben ihn u.a. Maria Konrad (l.), Dr. Alois Alt und Oskar Greil (r.). Mit am Foto sind die beiden Pflegerinnen Barbara Stocker (l.) und Manuela Bayer. −Foto: Elsberger

Während Familien den Christbaum schmücken, gemeinsam essen und Geschenke auspacken, haben andere Schicht im Pflegeheim. Wie ist es zu arbeiten, während andere feiern? Unsere Zeitungen hat mit zwei Vilshofener Pflegerinnen (Landkreis Passau) gesprochen.



Im AWO-Seniorenzentrum Alfons Gerstl in Vilshofen sind heuer Barbara Stocker und Manuela Bayer im Dienst. Barbara Stocker hat die Frühschicht von 6 bis 14 Uhr und Manuela Bayer arbeitet im Spätdienst von 14 bis 21 Uhr. Die Kinder der beiden sind bereits erwachsen, erzählen sie. Deshalb sei es kein Problem, wenn sie die Schichten übernehmen.

„Ich komme gerne an Weihnachten, weil die Stimmung so familiär ist“, sagt Stationsleiterin Barbara Stocker (58). Der Alltag im Heim nehme zwar an diesem Tag ganz normal seinen Lauf, „aber es geht irgendwie ruhiger zu als sonst“, versucht sie die Atmosphäre an Weihnachten zu beschreiben.

Christbaum darf nicht fehlen



„Früher war Weihnachten kein Fest, an dem viel Besuch gekommen ist. Die Menschen wollten in diesen Tagen zur Ruhe kommen“, erklärt sie. Dementsprechend hätten die Bewohner gar nicht das Bedürfnis nach einem riesigen Programm – aber ein Christbaum darf trotzdem nicht fehlen. Den Christbaum haben die Bewohner, darunter Maria Konrad, Dr. Alois Alt und Oskar Greil, schon geschmückt. „Ich hab nur angschafft“, witzelt Dr. Alt und bringt die beiden Pflegerinnen damit zum Lachen. „So ist er, unser Herr Dr. Alt“, sagt Manuela Bayer, die den ehemaligen Allgemeinarzt aus Windorf schon seit Jahren kennt.

Ausnahmsweise haben die beiden Pflegerinnen schon gestern Nachmittag die Lichter am Christbaum angemacht – aber nur schnell fürs Foto. Denn erst heute an Heiligabend darf er leuchten. Wie gestalten die Pflegerinnen Weihnachten im Heim? Die Pflegekräfte machen traditionell gemeinsam Frühstück. „Es kommen sogar zwei Kolleginnen vorbei, die gar nicht Dienst haben“, freut sich Stocker. Am Nachmittag gibt‘s Punsch, Kaffee und Plätzchen für alle.

Geschenke sind selbst gebastelt



Natürlich dürfen auch kleine Geschenke für die Bewohner nicht fehlen – die haben zwei Pflegerinnen selbst gebastelt. „Heuer bekommen die Senioren einen Wichtel“, erzählt Stocker. Den Nachmittag verbringen die Senioren gerne in der Stube mit klassischen Weihnachtsfilmen wie der „Kleinen Lord“ und „Sissi“, weiß Stocker, die ihre Schicht dann an Manuela Bayer übergibt.

Seit 2009 lässt sich Manuela Bayer an Heiligabend freiwillig die Spätschicht geben. Sie mag es, die besondere Stimmung zu erleben. „Unsere Bewohner erinnern mich an meine Omas und Opas“, sagt sie. In diesem Moment nimmt Maria Konrad, die seit vielen Jahren im Heim lebt, ihre Hand und drückt sie ganz fest. „Unsere Manuela“, murmelt die Dame und verdrückt sich ein Tränchen. „Das sind Freudentränen“, weiß Manuela, die Maria Kobler liebevoll die Schulter tätschelt. „In der Weihnachtszeit geht‘s bei uns schon emotionaler zu.“

Wie verbringen die Senioren Heiligabend? „Nach der Christmette sitzen sie gemütlich zusammen in der Stube, essen Bratwürstel mit Sauerkraut und Brot“, erzählt Bayer. Dann lauschen sie ihrer Mitbewohnerin Maria Nothaft, die jedes Jahr auf dem Akkordeon alte Weihnachtslieder zum Besten gibt – „ohne Noten“, wie Bayer betont. „Dass Frau Nothaft für alle spielt, ist etwas sehr besonderes. Denn sonst musiziert sie vor allem in ihrem Zimmer“, wissen die Pflegerinnen, die der Musik gerne am Flur lauschen.

Bescherung nach dem Dienst



Nach dem geselligen Teil geht‘s dann langsam zurück in die Zimmer. „Es ist irgendwie komisch für uns, zu wissen, dass sie dann alleine sind in ihrem Zimmern an Weihnachten“, sagt Bayer. Um 21 Uhr ist ihre Schicht vorbei, der Nachtdienst übernimmt. Und sie fährt heim nach Osterhofen. Dort wird sie ihr Sohn erwarten, der das Fest vorbereitet hat. „Wir machen auch Bescherung. Aber halt später“, sagt Bayer und zuckt mit den Schultern. „Dafür feiern wir länger.“

Am 1. Weihnachtsfeiertag spielen die Vilshofener Johannesbläser auf den Fluren des Seniorenheims . „Wir machen die Türen der Zimmer mit Bettlägerigen auf“, erzählt Barbara Stocker. „Das ist ein noch einmal ein ganz besonderer Moment für alle.“