„Bollwerk gegen Fake News“
Podiumsdiskussion in Vilshofen zum Thema „Fake News und Lügenpresse“

15.03.2024 | Stand 15.03.2024, 20:00 Uhr

Erika Schwitulla vom Kultur- und Geschichtsverein Vilshofen (KGV) hatte zum Podiumsgespräch über Fake News und die Rolle der Tageszeitung geladen und (v.l.) Bürgermeister Florian Gams, MdL Stefan Meyer, VA-Redaktionsleiter Jörg Klotzek, Stadtrat Stephan Katzbichler, Schulleiter Florian Zirbel, Feuerwehrkommandant Markus Schütz, Polizeichef Wolfgang Maierhofer und Stadtrat Simon Berger um Statements gebeten. − Fotos: T. Krenn

2020 saßen 170 Studierende mit rauchenden Köpfen in der Dreiländerhalle und schrieben ihr Staatsexamen. Da platzte die Nachricht eines drohenden Amoklaufs in die Polizeizentrale. Schnell musste abgewogen, entschieden und reagiert werden. Fake News, stellte sich am Ende des Tages heraus. Die Stunden dazwischen hat Erster Hauptkommissar Wolfgang Maierhofer, Leiter der Polizeiinspektion Vilshofen, bis heute nicht vergessen.

Sein Beispiel bei der Podiumsdiskussion am Donnerstag im Wolferstetter Keller machte deutlich, wie sehr das Thema allen auf den Nägeln brennt. Erika Schwitulla, Vorsitzende des Kultur- und Geschichtsvereins, griff es im Rahmen einer höchst informativen und klug strukturierten Veranstaltung auf. Welche Rolle spielen Soziale Medien bei Fake News einerseits und die lokale Presse andererseits, fragte sie ihre acht Podiumsgäste und zitierte eine Studie, nach der über 80 Prozent der Deutschen die Demokratie durch absichtlich verbreitete Falschinformation massiv gefährdet sehen.

Jörg Klotzek, Leiter der Lokalredaktion, sagte klar, dass die Sozialen Medien in Sachen Schnelligkeit punkten. Doch wenn es um Recherche und Ausleuchtung der Hintergründe, um Auswahl und Überprüfung gehe, dann seien die traditionellen Medien haushoch überlegen, eben weil sie nachfragen und prüfen würden.

Die Arbeit der lokalen Presse sei unverzichtbar, bescheinigte ihm Markus Schütz, 1. Kommandant der Feuerwehr Vilshofen, auch wenn es um die schnelle Richtigstellung von Fake News und Gerüchten gehe, die die Arbeit der Feuerwehr teilweise massiv blockieren.

Es gibt aber auch positive Aspekte, sagte Bürgermeister Florian Gams. Er erinnerte an zwei Rohrbrüche in Pleinting spätabends, wo über Messenger-Dienste die Info schnell verbreitet, die Bevölkerung gewarnt und Hilfe angefordert werden konnte. „Und es ist auch ein schneller Weg zu uns ins Rathaus“, sagte er – aber nicht zu vergleichen mit der umfangreichen Berichterstattung der Lokalzeitung.

Falsche Informationen, die einmal in der Welt sind, können vielleicht korrigiert, aber nicht mehr beseitigt werden, da waren sich alle Podiumsteilnehmer einig. Dennoch kann man etwas dagegen tun: „Rufen Sie uns an, wenn Sie strafbare Inhalte sehen!“, forderte Hauptkommissar Maierhofer die rund 80 Zuhörer auf. Wer mit seinem Klarnamen etwas Falsches poste, sollte zur Rechenschaft gezogen werden.

Simon Berger, Stadtrat und SPD-Ortsvorsitzender, wünschte sich, dass mehr User den Mut haben, Fake News im Netz offensiv zu korrigieren. Aber das brauche schon Mut, räumte er ein.

Die CSU-Fraktion im Landtag fordere, dass der Eigentümer eines Accounts seinen richtigen Namen hinterlegen müsse, sagte der Landtagsabgeordnete und CSU-Ortsvorsitzende Stefan Meyer. Er sieht die Benutzer in der Pflicht, jeden Post kritisch zu lesen und die Quellen zu prüfen.

Auch hier könne die Lokalzeitung punkten, stellte Klotzek fest: „Wir haben die Glaubwürdigkeit. Bei uns können die Menschen auf korrekte Fakten zählen.“

Viel Lob gab es am Ende von allen für die Lokalzeitung, die gerade heute eine wichtige Funktion habe: „Sie ist ein Bollwerk gegen Fake News“, sagte Erika Schwitulla und bedankte sich bei allen für die engagierte Diskussion.

Lehrer: Schüler sind oft überfordert mit Fake News



Schüler lesen kaum Zeitung. 62 Prozent der 12- bis 18-Jährigen holen sich ihre Informationen überwiegend aus Sozialen Medien. Das machte Stephan Katzbichler, Stadtrat und Lehrer, bei der Podiumsdiskussion „Zwischen Fake News und Lügenpresse“ ohne Umschweife deutlich. Auf Platz 1 stehe dabei Instagram, dicht gefolgt von Google, YouTube, TikTok und Facebook. Jeder zweite junge Nutzer lässt sich einmal pro Woche von Fake News desorientieren, sagte Katzbichler: „Ein Drittel der Schüler ist nicht in der Lage, das zu erkennen.“

Anders wie in der Lokalzeitung, wo eine Meldung laut Jörg Klotzek bis zu vier Schritte durchläuft , ehe sie im Blatt landet, ist der „Gatekeeper“ im Internet lediglich der Algorithmus. Doch die Schulen haben bereits Konsequenzen gezogen: Medienkompetenz, Fake News und Verschwörungstheorien sind schon Teil des Lehrplans, sagte Stephan Katzbichler.

Wie wichtig das ist, das schilderte Florian Zirbel, Rektor der Mittelschule St. Georg. Der Post eines wütenden Schülervaters hatte im vergangenen Jahr eine Welle an Gehässigkeiten in den Sozialen Medien entfacht, die ihn heute noch bedrücke. Ein persönliches Gespräch mit dem Verursacher zeigte, dass diesem nicht einmal bewusst gewesen war, was er da in Gang gesetzt hatte.

Die falsche Info stellte Katja Elsberger, Redakteurin der Vilshofener Lokalredaktion, in einem großen und umfassend recherchierten Zeitungsbericht danach unverzüglich richtig. Dennoch, sagte Elsberger, sei die falsche Aussage weiterhin in der Welt.

Zirbel wünschte sich, dass die PNP weiterhin das Projekt „Klasse informiert“ pflegt und so die Schüler die Chance hätten, dieses Medium kennen und schätzen zu lernen. Zusätzlich, stellte Jörg Klotzek fest, sei die Lokalzeitung auch im Internet sowie auf Instagram und Facebook vertreten und stehe auch dort für eine fundierte und korrekte Berichterstattung.