Potenzialanalyse
Passauer Landrat pocht auf konkrete Angaben von der ITB

01.02.2023 | Stand 01.02.2023, 19:00 Uhr

Um eine Potenzialanalyse zur Ilztalbahn-Reaktivierung gibt es seit Jahren ein Hin und Her. −Foto: privat

Das Hin und Her um die noch ausstehende Potenzialanalyse über die Vor- und Nachteile einer reaktivierten Ilztalbahn und die möglichen Folgen für den ÖPNV im Passauer Land geht weiter.

Wie berichtet, befürwortet der Landkreis Passau die Analyse nicht bedingungslos. Nach einem offenen Brief des SPD-Kreisverbands Freyung-Grafenau an Kneidinger bemängelte der Landrat, dass diverse Finanzierungsmodalitäten rund um die Ilztalbahn noch offen seien und forderte eine Kostenschätzung. Daraufhin stellte Prof. Thomas Schempf, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Ilztalbahn GmbH (ITB), in der Samstagsausgabe klar, dass der Freistaat die Kosten für den Regelverkehr übernehme und die Region für die Erschließung der Bahnstationen. Das reicht dem Landrat als Antwort aber nicht.

Keine Angaben zur geforderten Kostenschätzung

„Auf die eingeforderte Kostenschätzung einer möglichen Reaktivierung der Ilztalbahn hat der Betreiber ITB keine konkreten Angaben gemacht“, sagt Landrat Raimund Kneidinger und nennt das Fehlen einer zumindest groben Kalkulation „ernüchternd“ und „wenig hilfreich für die weiteren Planungen des Landkreises und der betroffenen Gemeinden“. Dies sei Schempf auch bereits direkt mitgeteilt worden.

Die ITB habe in ihrem Antwortschreiben „lediglich pauschal auf zu erwartende Zuschüsse und die Eigenleistung als Betreiber hingewiesen, allerdings keine einzige Zahl genannt“, so Kneidinger. „Für den Landkreis ist damit nicht einmal im Ansatz abschätzbar, ob die Beteiligten eine Reaktivierung überhaupt finanziell stemmen könnten.“

Fakt: Freistaat bezuschusst Reaktivierung nicht

Fakt bleibe die klare Aussage des Freistaates, die Reaktivierung selbst nicht zu bezuschussen. Die Frage nach den Kosten, um die Strecke wie vom Freistaat gefordert zu einem attraktiven ÖPNV-Angebot zu machen (u.a. Ausbau auf 80 km/h), sei von der ITB nicht beantwortet worden. „Der stattdessen erfolgte Verweis auf mögliche Zuschüsse für begleitende Infrastrukturmaßnahmen wie Parkplätze oder Haltestellen ist angesichts der Tatsache, dass eine Reaktivierung ohnehin erst in einigen Jahren realisiert werden kann, kaum zielführend“, so Kneidinger. „Niemand weiß, wie dann die finanzielle Situation der öffentlichen Hand aussieht. Das erinnert schon etwas an Luftbuchungen auf die Zukunft, mit denen hier gearbeitet wird.“

„Inhaltsarmes Antwortschreiben“

Was im Landratsamt besonders für Kopfschütteln sorge: „Die ITB befasst sich seit Jahren mit der Reaktivierung und damit hoffentlich auch mit deren Kosten.“ Das „inhaltsarme Antwortschreiben“ lasse aus Sicht des Landkreises daher nur zwei Schlüsse zu: „Entweder die Kosten sind der Ilztalbahn zumindest in grober Schätzung bekannt, sie will diese Information aber nicht offenlegen. Oder die ITB ist mehr als blauäugig, hat keine Kalkulation und hofft, dass es schon irgendwie gut gehen wird.“ Dem Landkreis und den Kommunen sei mit keiner dieser Varianten geholfen, sagt der Landrat.

− red/rot