Aidenbach/Passau
„Passauer Kreis“ ist kein Verein mehr: Die verbleibenden Mitglieder wollen aber weiter sozial engagieren

12.01.2024 | Stand 12.01.2024, 5:00 Uhr

Die letzte „Amtshandlung“ als Verein: Das restliche Vereinsvermögen in Höhe von 7657,59 Euro ging an die Stiftung Kinderlächeln zur Unterstützung der Passauer Kinderklinik. Das Bild zeigt (v.l.) Karl Anderle, Dr. Maria Diekmann, Renate Hofbauer und Max Baumgartner bei der Spendenübergabe in der Kinderklinik Dritter Orden Passau. − Foto: Stefanie Starke

Das war es noch nicht. Der Passauer Kreis ist zwar als eingetragener Verein Geschichte, doch jetzt starten ehemalige Mitglieder neu durch – ohne Vereinsstruktur, einfach nur als Kreis gleichgesinnter Menschen. Dieser besteht weiterhin aus politisch und gesellschaftlich interessierten sowie sozial engagierter Bürgerinnen und Bürger.

Einsetzen will man sich weiterhin für Menschen- und Bürgerrechte, für mehr Demokratie, für die Bewahrung bayerischer Kultur und Lebensweise. Auch soziale Einrichtungen will man fördern.

Max Baumgartner legte bei einem ersten Treffen eine Bilanz der letzten drei Jahrzehnte vor. Begonnen hatte alles 1986 mit der Unterstützung einer Schule im damals noch von Apartheid geprägten Südafrika. In der Förderung von Schulen in der sogenannten Dritten Welt sah man in den folgenden Jahren die effektivste Form einer Entwicklungshilfe. Junge Menschen sollten durch schulische und berufliche Ausbildung in die Lage versetzt werden, ihr Leben eigenverantwortlich zu gestalten.

Umfassende Bilanz gezogen



Es folgten der Bau einer provisorischen Schule für Flüchtlingskinder im Sudan und die Unterstützung einer Ausbildungsschule für Handwerker in Kenia. Spenden wurden gesammelt anlässlich von Überschwemmungs- und Hungerkatastrophen in Äthiopien und Mosambik, für ein Kinderheim in Brasilien, für eine Schule auf den Philippinen und schließlich war über mehrere Jahre das Blessed Gérard’s Pflege-, Sozial- und Hospiz-Zentrum im südafrikanischen Mandeni Partner des Kreises. Dort wurden das Krankenhaus, aber vor allem ein Waisenheim unterstützt.

Mit Hilfstransporten nach Rumänien und Kroatien versuchte der Verein, soziale Einrichtungen in der Zeit der revolutionären Veränderungen in Osteuropa mit dem Nötigsten zu versorgen.

In organisierten Solidaritätsmärschen wollte man auf die Probleme der sogenannten Länder der „Dritten Welt“ hinweisen. Der Verein betrieb in seinen Entstehungsjahren auch einen Handel mit Produkten aus diesen Ländern, in einer Zeit, als „fairer Handel“ in Deutschland erst in seinen Anfängen stand. Mitglieder fuhren Hunderte Kilometer um an Waren zu gelangen. „Zum Teil mussten wir die kunsthandwerklichen Gegenstände selbst von den Herstellern in Afrika importieren“, so Max Baumgartner.

Aktionen für Einrichtungen im Landkreis



Auch in der Heimat wurde der Passauer Kreis aktiv. Bei Benefizkonzerten sammelte man Gelder für die Franz-Eggersdorfer-Förderschule und die Kirchturmsanierung in Vilshofen. Anlässlich der Überschwemmungen im Jahr 2002 startete man Aktionen zugunsten von Einrichtungen in Stadt und Landkreis Passau sowie für einen Kindergarten in Wittenberg/Sachsen-Anhalt.

Auch in der Region engagiert



Einer schwer körperbehinderten Schülerin finanzierte der Verein einen Klinikaufenthalt in der Ukraine. Seit Jahren gibt es eine enge Partnerschaft zum Kinderhaus „AtemReich“ in München. Dort wird schwerstbehinderten Kindern, die dauerbeatmet werden müssen und die aufgrund ihrer Erkrankung eine Intensivbetreuung benötigen, ein familiäres Zuhause gegeben.

Mehrmals konnten auch Spenden an das Kinderhospiz St. Nikolaus nach Bad Grönenbach überwiesen werden. Schließlich engagierte sich der Verein auch mehrmals bei der Kinderklinik Passau.

Aufgabe des letzten Jahres war die Vergabe der verbliebenen Spendengelder und des „Vereinsvermögen“ an Einrichtungen in Stadt und Landkreis Passau. Die Gelder gingen schließlich an verschiedene Tafeln, die Lebenshilfe Passau, das Lukas-Kern-Kinderhaus Passau, dem Dreiflüsse Trachtengau für deren Jugendarbeit und die Kinderklinik Passau. Letztlich ging auch das Restvermögen des aufgelösten Vereins an die Stiftung Kinderlächeln.

„Wer Spenden sammelt, übernimmt eine hohe Verantwortung“. Dies beginnt bei der Auswahl der Projekte und Partner vor Ort und endet nicht mit der Übergabe einer Spende. Die Spender sollten jederzeit wissen, wie ihr Geld verwendet wurde. „Alle Spenden gingen in voller Höhe an die Projektpartner, jeder im Verein arbeitete unentgeltlich“, stellte Max Baumgartner rückblickend fest und sagte: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“

Afrika den Menschen näherbringen



Ein anderer Aspekt der Arbeit des Vereins war es, den Menschen der Heimat den „schwarzen“ Kontinent näher bringen. So konnte der Verein in den 35 Jahren seines Bestehens viele Musik- und Tanzgruppen aus Afrika begrüßen. Begegnungen mit Politikern, Entwicklungshelfern, Vertretern verschiedener Kirchen und Botschaftern sollten ein authentisches Bild von Afrika zeichnen sowie etliche Ausstellungen und Foren etwas von der Kunst und Lebensart des Kontinents vermitteln.

Kreis Gleichgesinnter macht weiter



Zuletzt engagierte sich der Verein im Bereich Barrierefreiheit. Zwei Umfragen bei den Gemeinden im Landkreis Passau wurden durchgeführt. Ziel war eine Bestandsaufnahme. Daneben wollte man auf besonders vorbildliche Aktionen und Einrichtungen in den einzelnen Gemeinden aufmerksam machen. Jetzt sei zwar Schluss mit dem eingetragenen Verein, doch als Kreis Gleichgesinnter werde es weitergehen. Geplant ist zunächst ein regelmäßiges Treffen in Aldersbach.

− va