Ex-Mitglieder starten neu durch
Passauer Kreis: Es geht weiter – aber ohne Verein

28.01.2024 | Stand 28.01.2024, 16:00 Uhr

Die letzte „Amtshandlung“ als Verein: Das restliche Vereinsvermögen in Höhe von 7657,59 Euro ging an die Stiftung Kinderlächeln. Stiftungszweck ist die Unterstützung der Passauer Kinderklinik. Karl Anderle (von links), Dr. Maria Diekmann, Renate Hofbauer und Max Baumgartner bei der Spendenübergabe in der Kinderklinik Dritter Orden Passau. − Foto: Stefanie Starke

Das war nun doch noch nicht alles! Der Passauer Kreis ist als eingetragener Verein zwar Geschichte. Jetzt starten ehemalige Mitglieder aber neu durch – als Passauer Kreis ohne Vereinsstruktur, ohne Verwaltungsbürokratie, einfach nur als Kreis gleichgesinnter Menschen.

Der Kreis besteht weiterhin aus politisch und gesellschaftlich interessierten sowie sozial engagierter Bürgerinnen und Bürger. Einsetzen will man sich weiterhin für Menschen- und Bürgerrechte, für mehr Demokratie, für die Bewahrung bayerischer Kultur und Lebensweise. Auch soziale Einrichtungen will man nach besten Kräften fördern.

35 Jahre lang Hilfsprojekte in Afrika unterstützt

Max Baumgartner legte bei einem ersten Treffen eine Bilanz der letzten drei Jahrzehnte vor: Begonnen hatte alles 1986 mit der Unterstützung einer Schule im damals noch von Apartheid geprägten Südafrika. In der Förderung von Schulen in der sogenannten Dritten Welt sah man in den folgenden Jahren die effektivste Form einer Entwicklungshilfe. So folgten der Bau einer provisorischen Schule für Flüchtlingskinder in Khartum, Sudan, die Unterstützung einer Ausbildungsschule für Handwerker in Nairobi, Kenia. Spenden gesammelt wurden anlässlich von Überschwemmungs- und Hungerkatastrophen in Äthiopien und Mosambik, für ein Kinderheim in Sao Paulo, Brasilien, für eine Schule in Manila auf den Philippinen und schließlich war über mehrere Jahre das Blessed Gérard’s Pflege-, Sozial- und Hospiz-Zentrum im südafrikanischen Mandeni Partner des Kreises.

In vom Verein organisierten Solidaritätsmärschen wollte man auf die Probleme der sogenannten Länder der „Dritten Welt“ hinweisen. Der Verein betrieb in seinen Entstehungsjahren auch einen Handel mit Produkten aus diesen Ländern. Dies in einer Zeit, als „fairer Handel“ in Deutschland erst in seinen Anfängen stand.

Auch in der Heimat war der Passauer Kreis aktiv

Auch in der Heimat wurde der Passauer Kreis aktiv: Bei Benefizkonzerten sammelte man Gelder für die Franz-Eggersdorfer-Förderschule und die Kirchturmsanierung in Vilshofen. Anlässlich der Überschwemmungen im Jahr 2002 startete man Aktionen zugunsten von Einrichtungen in der Stadt und dem Landkreis Passau sowie für den Kindergarten in Wittenberg/Sachsen-Anhalt. Einer schwerst körperbehinderten Schülerin finanzierte der Verein einen Klinikaufenthalt in der Ukraine. Seit Jahren gibt es eine enge Partnerschaft zum Kinderhaus AtemReich in München. Mehrmals konnten auch Spenden an das Kinderhospiz St. Nikolaus nach Bad Grönenbach überwiesen werden. Schließlich engagiert sich der Verein auch mehrmals bei der Kinderklinik Passau. Hier wurde man „Bauherr“.

Letztlich ging auch das „Restvermögen“ des Vereins an die Stiftung Kinderlächeln. Aufgabe des letzten Jahres war die Vergabe der verbliebenen Spendengelder und des „Vereinsvermögens“ an Einrichtungen in Stadt und Landkreis Passau. Die Gelder gingen an verschiedene Tafeln, die Lebenshilfe Passau, das Lukas-Kern-Kinderhaus Passau, dem Dreiflüsse Trachtengau für deren Jugendarbeit und die Kinderklinik Passau.

Kritisch mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen

„Wer Spenden sammelt, übernimmt eine hohe Verantwortung“, sagte Baumgartner. Die Spender sollten jederzeit wissen, wie ihre Spende verwendet wurde. Neben einer hohen Transparenz legte der Verein in den drei Jahrzehnten großen Wert auf das ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder. „Alle Spenden gingen in voller Höhe an die Projektpartner. Jeder im Verein arbeitete unentgeltlich“, konnte Baumgartner rückblickend feststellen. Die Sammelaktionen des Kreises erfuhren eine Ergänzung durch Aktionen zum Schutz der Menschenrechte bedrohter Menschen und Völker. Ein anderer Aspekt der Vereinsarbeit war es, den Menschen den „schwarzen“ Kontinent näherzubringen. So konnte der Verein in den 35 Jahren viele Musik- und Tanzgruppen aus Afrika begrüßen. Begegnungen mit Politikern, Entwicklungshelfern, Vertretern verschiedener Kirchen und Botschaftern sollten ein authentisches Bild von Afrika zeichnen, Ausstellungen und Foren etwas von der Kunst und Lebensart des Kontinents vermitteln.

Zuletzt engagierte sich der Verein im Bereich Barrierefreiheit. Zwei Umfragen bei den Gemeinden im Landkreis Passau wurden durchgeführt. Jetzt also ist Schluss mit dem eingetragenen Verein – als Kreis Gleichgesinnter wird es weitergehen. Kritisch werde man sich verstärkt mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen. Das Spektrum ist vielfältig.

− red