Kunstprojekt
Nachwuchs-Künstler im Kößlarner Kindergarten

25.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:33 Uhr

Stolz präsentieren die Mädchen und Buben der „Sternengruppe“ des Kößlarner Kindergartens ihre Werke. −Fotos: red

Schon beim Morgenkreis, zu dem sich die Mädchen und Buben der „Sternengruppe“ des Kößlarner Kindergartens gleich nach dem Ankommen treffen, war spürbar, dass an diesem Tag etwas Besonderes in der Luft liegt. Und wenn auch niemand von ihnen vor ein paar Wochen noch mit dem unaussprechbaren Wort „Vernissage“ etwas anfangen konnte, wissen jetzt alle, was damit gemeint ist: Wir präsentieren heute unsere Kunstwerke. Während Gruppenleiterin Lena Kinateder der Ausstellungsfläche noch den letzten Schliff verleiht, stimmt Kinderpflegerin Daniela Oettel die Kinder auf das besondere Ereignis des Tages ein, wenn jetzt dann gleich Eltern, Omas und Opas und ein paar Ehrengäste ins Haus kommen.

Sternengruppe verwandelte sich in ein Kunstatelier

Kunst braucht langen Atem: In den an sich trüben Winterwochen hat sich die „Sternengruppe“ spielerisch und experimentell mit Farben und deren Wirkung beschäftigt. An einem „Blau-Tag“ trugen Kinder und Erziehende möglichst blaue Kleidung und bevorzugten Spielsachen in „Blau“, der „Rot-Tag“ war der entsprechenden Farbe gewidmet. Dass die Kinder ein Bewusstsein und Achtsamkeit für ihre Umgebung entfalten, ist Erzieherin Lena Kinateder sehr wichtig. Zum Abschluss dieser besonderen Farben-Tage hatte Daniela Oettel die Idee, die Sache doch noch ein wenig weiterzuspinnen. Farben nur theoretisch zu begreifen, ist das eine, mit Farben zu malen, zu zeichnen, zu gestalten, zu experimentieren oder einfach nur zu kleckern, das ist das noch viel Wertvollere.

Kinder lernen „Mona Lisa“ kennen

Kunst kommt von Können: Prompt lernte die „Sternengruppe“ den vielleicht berühmtesten Maler aller Zeiten kennen: Leonardo da Vinci und mit ihm sein bekannteste Gemälde, die „Mona Lisa“. Miteinander schauten sich die Kinder das Gemälde einmal ganz genau und konzentriert an. Was gibt es darauf zu entdecken? Wie wirkt es auf sie? Warum könnte es so berühmt sein? Und weil auch ein Leonardo mal ganz klein begonnen hat, verwandelte sich die „Sternengruppe“ in den nächsten Monaten in ein wahres Künstleratelier.

Kunst ist mehr als nur ein Blatt Papier vollzumalen. Kunst hat auch viel mit „Können“ zu tun, und die Kinder staunten nicht schlecht, als sie berühmten Künstlern „über die Schulter“ schauen durften und gewisse Techniken erlernten. Von Kurt Schwitters (1887-1948) schauten sie sich die Collagetechnik ab. Angeregt von den kubistischen Werken von Pete Mondrian (1872-1944), imitierten sie dessen Leinwandkunst.

Großer Spaß beim Action painting

Großen Spaß hatten Groß und Klein beim „Action painting“, für das kein anderer so sehr wie der Amerikaner Jackson Pollock (1912-1952) steht. Wo es zu Hause vielleicht Ärger gegeben hätte, wenn einfach so Farbe verschüttet und verspritzt wird, entsteht im Kindergarten Kunst daraus. Spannend ist es auch, wenn das Bild aus dem Malbogen herauswächst. James Rizzi (1950-2011) mit seiner 3D-Technik war dafür Vorbild. Plötzlich wirken die Häuser, die von den Kindern gestaltet worden sind, räumlich, zeigen kleine Schatteneffekte und hinterlassen Eindruck.

Kunst braucht Betrachter: „Kann man daraus nicht was Cooles machen?“, fragten sich Kinder und Erziehende in der „Sternengruppe“. Selbstredend war das heurige Mutter- und Vatertagsgeschenk ein kleines Kunstwerk, bei dem sich die Kinder in der Marmoriertechnik versuchen konnten und die Farbschleuder ausprobierten.

„Wie wär’s denn mit einer Vernissage, einer großen Bilderausstellung, damit nicht nur wir im Kindergarten, sondern auch Eltern und Großeltern eure Kunstwerke sehen können?“, fragte Daniela Oettel. Das war neu. Sicher sind immer wieder mal Bilder von Kinderhand gemacht in den Gängen ausgehängt, damit die Eltern den Lernfortschritt beobachten können, doch gleich eine ganze Vernissage mit allem was dazugehört, das war eine Premiere.

Besuch bei einer Künstlerin

Eine wichtige Anregung für die eigene Vernissage war der Besuch der Kinder im Atelier der Künstlerin Michaela Surner aus Triftern. Hier erlebten sie hautnah, wie eine „echte Künstlerin“ malt und gestaltet und auch ihre Werke präsentiert.

Vernissage mit Bürgermeister

Schließlich eröffnete Lena Kinateder die eigene Vernissage der Kindergarten-Kunstwerke. Nicht nur Bürgermeister Willi Lindner, Elternbeiratsvorsitzende Julia Öttl sowie Kita-Seelsorger Andreas Kindermann waren zur Ausstellungseröffnung gekommen, sondern auch einige Mamas, Opas und Omas. „Schau mal, das ist von mir!“ Galeriemäßig präsentiert, eröffnet mit Snacks und „Kindersekt“ und eingeleitet mit einer kleinen „Laudatio“ von Daniela Oettel, bekam die „Vernissage“ einen sehr feierlichen Charakter.

Viele Eltern waren es aus eigenen Kindertagen noch gewohnt, dass beim „Basteln“ und „Malen“ ein Thema vorgegeben worden ist, und dann sah ein Bild wie das andere aus. Hier konnten sich die Eltern überzeugen, dass jedes Kind seine eigene und besondere persönliche Note künstlerisch hinterlassen hat. An den weiteren Tagen war die Ausstellung auch für die Kinder der „Regenbogen“-Gruppe und der Krippe geöffnet, als Ansporn und Inspiration, dass in jedem Menschen ein Künstler steckt, den man in sich nur entdecken muss. Der „Sternengruppe“ des Kindergarten St. Josef Kößlarn ist dies mit ihrem Kunstprojekt und ihrer Vernissage hervorragend gelungen.

− red