Lkr. Passau
Metzger fürchten Betriebsschließungen

15.12.2022 | Stand 17.09.2023, 8:19 Uhr

Die Mitglieder der Metzgerinnung Passau informierten Berufsschulleiter Dr. Lothar Graf, Obermeister Albert Kohlpaintner, Kreishandwerkerschaft-Geschäftsführer Thomas Schosser und Lars Bubnik vom Fleischerverband Bayern (v. l.) in deren Herbstversammlung. −Foto: Schuller

Zunehmende Kosten, insbesondere auf dem Energiesektor, Nachwuchs- und Personalmangel, zu geringe Aufmerksamkeit gegenüber der Branche durch die Politik sowie daraus resultierend drohende Betriebsschließungen: Die in der Metzgerinnung Passau-Unterer Bayerischer Wald zusammengeschlossenen 39 Betriebe stehen vor vielfältigen Herausforderungen.

Diese Probleme wurden in der Herbstversammlung der Innung im Gasthaus Knott in Tiefenbach intensiv diskutiert, wobei deutlich wurde, dass dem Metzgerhandwerk nur über verbesserte Rahmenbedingungen durch die Politik – so zum Beispiel weniger bürokratische Regelungen – einer wirtschaftlich nachhaltigen Zukunft entgegen blicken kann.

Obermeister Albert Kohlpaintner stellte fest, dass das Metzgerhandwerk von einer Krise in die andere laufe; er nannte beispielhaft die derzeitige Energiekrise und sprach von „bewegenden Zeiten mit ungewisser Zukunft.“ Die Politik forderte er auf, für mehr Planungssicherheit zu sorgen. Weiter ging er auf die problematische Lehrlings- und Personalsituation ein und gab bekannt, dass die Innung verstärkt versuche, über die Passauer Ausbildungsmesse Nachwuchs zu bekommen. Aufgrund der vielfältigen, von außen dem Metzgerhandwerk übergestülpten Problemen befürchtet auch er Schließungen mittelständischer Betriebe.

Regierung hat „Minderklasse“ genehmigt

Dr. Lothar Graf, Leiter der Passauer Berufsschule, berichtete, dass derzeit in der 10. Klasse nur fünf Metzger und zwei Verkäuferinnen ausgebildet würden. Er nannte diesen Zustand „einen absoluten Tiefpunkt“ und gab bekannt, dass die Regierung vorerst diesen Zustand einer „Minderklasse“ genehmigt habe. Wie sich die Entwicklung darstelle, sei völlig ungewiss. Die Metzgerabteilung gehe keinen rosigen Zeiten entgehen. Er wies darauf hin, dass in der 11. Klasse nur noch 13 Schüler (sieben Metzger und sechs Verkäuferinnen) und in der 12. Klasse nur 17 Lehrlinge unterrichtet würden. Mit diesen Schülerzahlen sei es schwierig, den Schulstandort für die Metzgerausbildung zu erhalten, betonte Dr. Graf.

„Metzgerhandwerk wird von der Politik nicht wahrgenommen“

Lars Bubnik, Geschäftsführer des Fleischerverbands Bayern, betonte, dass sich der Verband durch Gespräche mit bayerischen Abgeordneten einsetze, um den Strompreis-Anstieg zu verhindern. Viele dieser Bemühungen blieben erfolglos: „Man hat uns nicht erhört.“ Bubnik kritisierte, das Metzgerhandwerk sei von der Politik lange Zeit überhaupt nicht wahrgenommen worden. Er befürchtet, dass trotz der Strompreis-Erhöhung um das Dreifache im kommenden Jahr dieses Problem die Branche weiter beunruhigen werde. Dann sei mit einer erheblichen Zahl von Betriebsschließungen zu rechnen. Er forderte, für wirtschaftlich akzeptable Preise zu sorgen.

Thomas Schosser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Passau, informierte über die Umstellung der Beitrage für die Metzgerinnung auf das Lohnsummen-System, was zu lebhafter Diskussion über Gerechtigkeit zwischen großen und kleinen Betrieben führte. Die Abstimmung über die neue Betragsberechnung erfolgt in einer der nächsten Innungsversammlungen.

− red