Maibock-Anstich in Pocking
Maibockjaga blasen Trauermarsch zum Ladensterben

29.04.2024 | Stand 29.04.2024, 17:00 Uhr
Hans Nöbauer

Mit drei Schlegelhieben „o’zapft“ wurde der erste Maibock-Banzen durch MdL Christian Lindinger (2.v.l.) mit Unterstützung von Bürgermeister Jürgen Fundke (l.), dessen Gastgeber-Kollegen Franz Krah (4.v.r.), Braumeister Sven Grünleitner (l. daneben), FHI-Vizepräsidentin Kathrin Riedl sowie der „Wirtshaus-Musi“. − Fotos: Nöbauer

Witzig, immer wieder mal bissig, aber nie ehrverletzend: Wenn das Hartkirchner Wildschützen-Sextett beim abwechslungsreichen Gaudi-Kabarett auf Promi-Pirsch geht, bleibt selbst bei „gravierenden Defiziten der personellen oder strukturellen Art“ zwei Stunden lang kein Auge trocken. Scharfe Munition ersetzten die Maibockjaga dabei mit spitzen Zungen – und am ärgsten verletzt wurden dabei die Nicht-Derbleckten.

Ein paar Tage zuvor war MdL Christian Lindinger noch Live-Gast beim Maibock-Anstich im Münchner Hofbräuhaus. Daheim im Rottal verschenkte der Ruhstorfer Landtagsabgeordnete mit ganzen drei Schlegelhieben nur wenige Tropfen des „starken Mannas“.

Maibockjaga als Meister ihres Unterhaltungsfachs



Nach dem Anzapfen stieß er unter anderem mit Kathrin Riedl (Vizepräsidentin der Faschingsfreunde Hartkirchen-Inzing/FHI)und den Bürgermeistern Tobias Kurz (Bad Füssing), Jürgen Fundke (Bad Griesbach) und Franz Krah (Pocking) an.

Bürgermeister Franz Krah charakterisierte dabei die Maibockjaga als Meister ihres Unterhaltungsfachs im nahezu vollen Stadthallen-Revier. Wirkungsvoll in Szene gesetzt wurde das gesamte „Jaga-Festival“ nach Slapstick-Art vom Video-, Licht- und Akustikteam um Christoph Steinhuber (Mitterdorf). Bei Bewirtung, Ausschank und Maske lag die Gesamtregie einmal mehr in bewährten Händen von Chef-Organisatorin Simone Krautstorfer. Kredenzt wurde dabei heuer auf Vermittlung des Kößlarner Braumeisters Sven Grünleitner der Maibock des Traunsteiner Hofbräuhauses.

Seniorenwohnheim mit Friedhofsblick



Trauer- statt Defilier-Marsch beim festlichen Wildschütz-Einzug: Angeführt von Fahnenträger Andreas Hauptenbuchner und „Totengräber“ Wolfgang Brunner wurde dabei gleich mehreren Hartkirchner Geschäften vom Wirt über den Bäcker bis zur Sparkasse und Pizzeria das „letzte Halali“ geblasen. Beworben wurde andererseits das neue „Seniorenwohnheim mit wunderbarem Blick auf den Hartkirchner Friedhof“, während das „Rollator-Duo“ Stefan Fuchs und Ernst Roth (mit dem Baccara-Hit) vom neuen „Doc Loredo“ schwärmten.

Cannabis statt Hortensien



„Zormeier kocht“: Mit „Frutti di Mare-Pasta“ (abgekürzt FDP) werde vom Stadtrat vor allem auch dritter Bürgermeister Rudi Grömer („beim Essen stets vorne dabei“) verwöhnt. Mit Roberto Blancos leicht verfremdetem Hit „Ein bisschen Gras muss sein“ nahm FHI-Präsident Markus Krautstorfer vom ersten „Cannabis-Club“ die neue Hartkirchner Marihuana-Plantage in der alten Hortensien-Gärtnerei auf die Schippe.

Statt Hubert von Goiserns „Brenna tuats guat“ machten sich Pumuckl (Ralf Isaak) und Meister Eder (Wolfgang Brunner) mit ihrer Persiflage „Holz-Heizverbot“ einen Reim auf den neuesten „Bratort“-Krimi „Der mit dem Grill tanzt“. In einer Enthüllungsstory lüftete der Polizist Alex Steinberger (Ernst Roth) das Rücktritts-Geheimnis vom Pockinger SPD-Vorsitz als verhinderter Bürgermeister-Kandidat, weil die zweite Rathaus-Chefin Barbie-Girl Barbara Weiss so breit wie ein Mähdrescher auf der Landstraße jedes Vorbeikommen blockieren würde.

Promis bekamen ihr Fett weg



Weitum bekannt als Ikone des Busreisens bekam die Pockinger „Quetschn-Queen“ Evi Wiesner (alias Wolfgang Brunner) gehörig ihr Fett weg, die schließlich von Karel Gott (Ernst Roth) mit „amouröse Avancen in Richtung Tschechei“ gelockt wurde. „Völlig missglückte Schönheits-Operationen noch dazu für horrende Honorare“ beklagten zwei Patienten bei Schwarzwaldklinik-Chefarzt Dr. Dr. Xaver Aufschneider (Andreas Hauptenbuchner), ehe die „Fanta Rap-Boys“ (Stefan Fuchs, Ralph Isaak) übelriechende Katzenshow-Relikte beklagten.

„Schön war die Zeit“: Zu Freddy Quinns Heimweh-Klassiker hielt der „alte Rottwerk-Heizer“ (Andreas Hauptenbuchner) mit dem jungen „Gluat-Stecher“ (Markus Krautstorfer im silberfarbenen Original-Schutzanzug) wehmütig Rückschau auf „rauchend-zischende Hochofen-Zeiten bei der 2000 Grad heißen Silizium-Schmelze wohl längst vergangener Zeiten“.

Tosender Schluss-Applaus



„Tupperware-Zeug, das Beste weit und breit“: Dem „feinsten Polycarbonat als Schüssel für den Wurstsalat“ huldigten die Multi-Darsteller als „Original Backstreet-Boys“ im Maibock-Finale.

Den überschwänglichen Schlussapplaus betrachtete Präsident Krautstorfer als Dank für ein wahnsinnig tolles Wildschützen-Team – verbunden mit dem tröstlichen Tipp: „Leit, es war a Freid, aber nächstes Jahr ist schon wieder Maibockzeit.“