Landkreis Passau
Kringell: 100. Rehkitz dank Drohne gerettet

07.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:40 Uhr

Marco Wiesheu vom Staatsgut Kringell freut sich: Mit der Drohne hat er wieder ein Rehkitz aufgespürt und vor dem Tod gerettet, bevor die Bauern zu mähen beginnen. −Fotos: Ofenbeck

Der Mähtod von Rehkitzen und anderem Jungwild ist jedes Frühjahr ein Thema, bei dem es auf die gute Zusammenarbeit und Kommunikation von Jägern und Landwirten ankommt (PNP berichtete). Im Staatsgut Kringell (Landkreis Passau) wurde nun das 100. Rehkitz vor dem sicheren Tod gerettet.

Das Staatsgut mäht jedes Jahr etwa 70 Hektar Grünland für Heu und Silage als Futter für die Milchkühe. Immer wieder kamen dabei auch Tiere ins Mähwerk. Bei der modernen Technik mit einer hohen Schlagkraft/Flächenleistung ist es für viele Tiere nicht mehr möglich, dem Mähtod zu entgehen. Aus diesem Grund wird von Jägern und Landwirten viel unternommen, dies zu vermeiden, heißt es in einer Mitteilung: Absuchen, Vergrämen, akustische Piepser in der Wiese oder auf dem Mähwerk sind häufig angewandte Techniken mit mehr oder auch weniger Erfolg.

Wärmebild-Drohne ist die Premiumlösung

Die Premiumlösung habe sich mit der rasanten Entwicklung der Wärmebildtechnik ergeben, heißt es in der Mitteilung aus dem Staatsgut Kringell: eine Drohne mit hochauflösender Wärmebildkamera. Als diese Technik langsam auf den Markt kam, hat man mit mehreren Projekten (vor allem an der Landesanstalt für Landwirtschaft, TUM) zur Rehkitzrettung begonnen.

Bereits Ende 2019 schaffte sich das Staatsgut Kringell eine Rehkitzrettungsdrohne mit Hochleistungswärmebildkamera an. Die Drohne des Herstellers Yuneec mit der Kamera E10TV kostete rund 15000 Euro, das Geld dafür kam vom Freistaat. Für damalige Verhältnisse gehörte die Kameraauflösung zu den hochwertigsten. Mittlerweile haben die meisten Wärmebilddrohnen eine ähnlich qualitativ hochwertige Wärmebildkamera, und das für rund die Hälfte des Preises.

Die Kringeller Drohne fliegt seit der Saison 2020 jedes Jahr aufs Neue die Wiesen ab und versucht, Rehkitze aufzuspüren und diese so vor dem Mähtod zu retten. Die Drohne fliegt nicht nur auf Kringeller Flächen, sondern konnte auch von Piloten zur Rehkitzrettung ausgeliehen werden. Damit wurden die Staatsmittel „gewinnbringend“ im Sinne des Tierschutzes eingesetzt.



Zwei Drohnenpiloten im Staatsgut


Anfangs war nur Christian Ofenbeck, Jäger und Beschäftigter am Staatsgut Kringell, Pilot der Drohne. „Es ist schon anstrengend, ab Ende April bis etwa Mitte Juni oft um 3 Uhr morgens aufzustehen und die Wiesen abzufliegen. Aber es ist die Sache wert. Wenn man wieder ein Kitz gefunden hat und weiß, dass es sonst sein sicherer Tod gewesen wäre“, so Ofenbeck.

Mittlerweile hat Kringell mit Marco Wiesheu, ebenfalls Jäger und Beschäftigter am Staatsgut, einen weiteren Piloten für die Drohne, um die Flugzeiten auf mehr Schultern zu verteilen.

Die letzten Tage war es nun soweit: Die Kringeller Drohne hat ihr 100. Rehkitz aufgespürt. Die Investition war es also wert. Viel Papier wurde nach jedem Flug ausgefüllt und von Kringell an die Projektbearbeiter nach München und Freising geschickt, um die praktischen Erfahrungen weiterzugeben.

Viele Jäger haben sich mittlerweile von dem System und der Praktikabilität überzeugt und mittlerweile ebenfalls Drohnen gekauft. Auch, weil die Entwicklung der Wärmebildtechnik die guten Kameras deutlich günstiger und eine Förderung die Anschaffung erheblich leichter machte.

Kommunikation wird immer besser

„Das alles funktioniert nur so gut, weil die Kommunikation zwischen Landwirten und Jägern immer besser wird. Anders hätte man hier keine Chance. Es bringt nichts, wenn die Drohne da ist, aber keiner weiß, wann und wo gemäht wird.“ berichtet Ofenbeck.

Als sehr gutes Beispiel nennt das Staatsgut das Revier Aunkirchen. Über eine WhatsApp-Gruppe, die mittlerweile 50 Mitglieder hat, werden zwischen Landwirten und Jägern der Mähbeginn und die Suchergebnisse etc. ausgetauscht. Absolut nachahmenswert.

„Für uns Landwirte ist es ein deutlich besseres Gefühl, eine Wiese zu mähen, die vorher abgeflogen wurde, da im Normalfall nichts mehr in der Fläche ist. Kein Landwirt will ein Tier anmähen“, sagt Landwirt Alex Walch aus Altham/Aunkirchen.

− red