Vilshofen
Kleine Naturschützer am Werk

Grundschule Aunkirchen beteiligt sich bei Pflanzaktion für das Projekt „lebendiges Vilstal“ – „Irgendwann muss man anfangen“

30.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:13 Uhr
Milena Binkert

Nach getaner Arbeit bei Wind und Wetter wurden die 24 Zweitklässler der Grundschule Aunkirchen von Projektleiterin Lea Schreck (h.l.) mit einem Samentütchen für den eigenen Blumengarten belohnt. −Foto: Binkert

„Man darf das nicht einfach abreißen“, kommt eine empörte Kinderstimme aus der Grundschulklasse, als Johannes Gottinger einen Zweig abbricht und den Kindern die Knospen zeigen will. Gottinger setzt sich für die Biodiversität in Vilshofen ein und hat die Grundschulklasse aus Aunkirchen zur geplanten Pflanzaktion eingeladen. Von klein auf ein Verständnis für die Natur, das ist das heutige Ziel der Pflanzaktion. Es scheint auf fruchtbaren Boden zu treffen.

Also heißt es für Klassenstufe zwei am Dienstag: Schulausflug. Blumen säen und Bäume pflanzen, südlich von Schönerting. Im Rahmen des Projekts „lebendiges Vilstal“ soll auf einem Ackerrand eine Kombination aus Baumallee und Blumenwiese entstehen.

Die Terminfindung zwischen Projektleiterin Lea Schreck, Johannes Gottinger, zwei helfenden Jägern aus Aunkirchen und der Grundschule war schwierig und die Witterungsbedingungen sind an diesem Dienstag nicht optimal. Nun stehen die Kinder mit triefenden Nasen und roten Wangen bei zwei Grad und starkem Wind am Ackerrand. Begeisterung sieht erst einmal anders aus. Aber der Plan steht fest. Hier wird heute Vormittag gesät und gepflanzt.

„Schnappt euch alle einen Eimer und los geht’s“ ruft Schreck, nachdem sie die Kinder über das Vorhaben aufgeklärt hat. Verteilt wird eine Mischung aus getrockneten Überresten einer Blumenwiese, sogenanntes Druschgut, und einer artenreiche Blumensaatmischung. Die Druschgutmenge im Eimer sinkt und die Laune der Kinder steigt – spätestens als eine Gruppe erkennt, dass man die Saat einfach nur in den starken Wind schleudern muss. Dann sind die Bäume an der Reihe. Abwechselnd Kirsche und Eiche sollen den Ackerrand zieren. Mit etwas Hilfe von Gottinger lässt sich der Baum von einem Dutzend Kinder vom Anhänger ins vorgebohrte Erdloch transportieren.

Im Juni wird der Wiesenstreifen dann gemäht. Mähgutübertragungen einer anderen, frisch gemähten Wiese inklusive Bakterien, Milben und Spinnen, sollen die Diversität noch einmal steigern. In etwa fünf Jahren wird sich der Wiesenabschnitt vollständig und artenreich etabliert haben.

Genau solche Pflanzaktionen sollen die Landschaft im Vilstal aufwerten. Das Projekt „lebendiges Vilstal“ kümmert sich dabei auf über 2600 Hektar Land, von Vilshofen bis Gergweis, attraktive Lebensräume für bedrohte Insekten- und Vogelarten zu schaffen und den Naturgenuss der Menschen zu steigern. Der bayerische Naturschutzfonds fördert das auf fünf Jahre angesetzte Projekt zusammen mit der Glücksspirale in Höhe von 310 000 Euro. Einzelne Maßnahmen wie die Pflanzaktion bei Schönerting werden zudem im Rahmen der Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien (LNPR) gefördert.

„Viele landwirtschaftlich genutzte Flächen um die Vils herum sind so groß, dass Igel, Hase und Specht gar keine Chance mehr haben, Deckung zu finden“, erklärt Gottinger. Biotopvernetzungen sollen anhand kleiner Streifen Wiese oder Hecke die Vils mit dem umliegenden Agrarland verbinden.

Doch bis tatsächlich ein Stück Land renaturiert ist, dauert es. Das Land muss ausgewiesen werden. Pächter, Eigentümer, Landschaftsverband und Stadt müssen übereinkommen, ob eine Renaturierung sinnvoll ist und was gepflanzt werden soll. Die Pflanzen müssen anwachsen. Das alles braucht Zeit.

Trotzdem sind Gottinger und Schreck optimistisch. „Es ist viel mehr Niederwild unterwegs“, beschreibt Gottinger, der auch gerne jagt, „und natürlich dauert es, aber irgendwann muss man ja anfangen.“

Er hält die Beteiligung von Kindern bei solchen Aktionen für extrem wichtig. Sind die Kinder eines Tages erwachsen und möglicherweise als Landwirt berufstätig, kann ein Verständnis für Naturschutz das Vilstal positiv prägen.

Für heute waren die Kinder beim Gärtnern gut dabei. Aber nach eineinhalb Stunden zwingt die Kälte auch die Letzten in die Knie. Als Dank für die Mitarbeit gibt es von Schreck eine kleine Samentüte, um zu Hause das eigene Stück Wiese zu bepflanzen. Die Klasse verabschiedet sich, es geht zu Fuß zurück in den Unterricht.

Hat es trotzdem Spaß gemacht? „Ja“ kommt die einstimmige Antwort.

− mbi