Passau
Heuer dreht sich alles um Karl Peter Obermaier

Die KPO-Schule in Passau feiert ihre Gründung vor 200 Jahren – Planung für den Festakt im April ist in vollem Gange

23.01.2023 | Stand 25.10.2023, 12:26 Uhr

Den Festakt geplant haben Prof. Dr. Hubert Buchinger (sitzend, l.), Ernst Weiser, ehem. Schulleiter der BS 2 (sitzend, r.), (v.l.) Heide Freudenstein (Schulleiterin der BS 1), Dr. Michael Bucher (Stellv. Schulleiter der BS 1), Eduard Weidenbeck (ehem. Schulleiter BS 1), Albert Heider (Leiter des Berufsschulzentrums Vilshofen), Hans Peißl (ehem. Lehrer), Lehrerin Johanna Buchinger, Richard Schaffner, Benedikt Binder und Peter Geins vom Stadtarchiv Passau, Oberstudienrat Karim Mir Sadry, Günther Hölzl (Leiter der Fachschule) und Alois Wimmer (Fachoberleiter Gastronomie). −Foto: Egger

Karl Peter Obermaier ist der Mann der Stunde. Am 19. Januar 1823 hat er die „Gewerbeschule zu Passau“ gegründet, die heute als Karl-Peter-Obermaier Schule bekannt ist. Das soll groß gefeiert werden mit einem großen Festakt im Frühjahr.

Die KPO-Schule ist Teil des Berufsschulverbands, der aus der Berufsschule (BS) 1 und 2 in Passau sowie dem Berufsschulzentrum Vilshofen zusammensetzt ist. An der BS 1 in Passau haben sich auf den Tag genau 200 Jahre nach der Gründung die ehemaligen und derzeit aktiven Schulleitungen, Lehrer, Vertreter des Stadtarchivs und Prof. Dr. Hubert Buchinger getroffen, um den Festakt am 21. April zu Ehren Karl Peter Obermaiers zu planen.

Heide Freudenstein leitet seit Mai die BS 1 und hat das Direktorenbüro von Vorgänger Eduard Weidenbeck übernommen. Hinter ihrem Schreibtisch prangt das Porträt von Karl Peter Obermaier. Je mehr sie sich mit dieser Person beschäftigte, umso vielschichtiger sei ihr dieser Mann vorgekommen: „Er hatte eine extremst ausgeprägte Persönlichkeit.“

Wie genau Karl Peter Obermaier zu Lebzeiten war und wie es im 19. Jahrhundert um die Stadt Passau bestellt war, das weiß Prof. Dr. Hubert Buchinger ganz genau. In jahrelanger Recherche hat der Professor aus Passau-Grubweg das Leben und Wirken Obermaiers in seinem Buch „Ostbairische Lebensbilder“, Band 1, festgehalten. Viele Stunden habe er dabei in Bibliotheken verbracht, erzählte der 85-Jährige. Auch Richard Schaffner vom Passauer Stadtarchiv kann sich noch gut an die gemeinsame Zeit erinnern – vor allem an die Probleme bei der Recherche, die es zu lösen galt. „Wir haben wenig Quellen zur Person Karl Peter Obermaier, sondern mehr Belege über das Schulwesen zu seiner Zeit“, berichtet Schaffner. Passau sei zur damaligen Zeit „sehr klein“ gewesen, von der künstlich angelegten Ortsspitze hätte das städtische Gebiet gerade einmal bis zum Ludwigsplatz gereicht. „Das Gebiet um Stadtgalerie und Bahnhof war früher Teil der Gemeinde St. Nikola, die erst später zur Stadt Passau eingemeindet wurde“, erklärt Schaffner. Die Schriften des Passauer Archivs sind Belege für das enorme Engagement des Theologen Obermaier, dessen Schaffen „die Wurzeln der heutigen Berufsschule“ bildet, so Freundenstein.

Ihm zu Ehren soll am 21. April um 10 Uhr ein Fest in der Aula der BS 1 gefeiert werden. Zu diesem Jubiläum hat sich Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo angekündigt. „Über den Besuch des Kultusministers freuen wir uns sehr. Die Planungen für den Festakt laufen bereits seit diesem Schuljahr“, so Freudenstein.

Auch ihr Stellvertreter Dr. Michael Bucher ist Teil des Planungskomitees. Zusammen mit seinen Schülern erarbeitet er in einem internen Schulwettbewerb Projekte unter dem Motto „Schule lebendig darstellen“. „Es geht darum, wie sich unsere Schüler die Schule in der Vergangenheit vorstellen, wie sich die Berufe entwickelt haben und wer Karl Peter Obermaier war“, erklärt Bucher. Das Projekt der Sieger soll dann beim Festakt vorgestellt werden.

Auch eine Festschrift soll laut Freudenstein für das 200-jährige Bestehen der Karl-Peter-Obermaier-Schule aufgesetzt werden. Essenziell hierfür sei der Band von Prof. Dr. Buchinger, der sein Werk, neben historischem Material des Stadtarchivs, gerne für die Erarbeitung der Festschrift zur Verfügung stelle.

Richard Schaffner hat bereits bei vielen Festschriften mitgewirkt und weiß, wie zeitaufwendig diese Arbeit ist und worauf es ankommt: „Am besten wäre es, wenn man die Schrift thematisch gliedert und mit Bildern und Schriften lebendig macht.“ Ein weiterer Vorschlag kam von Ernst Weiser, dem ehemaligen Schulleiter der BS 2: Man könne alle Gebäude, in denen früher Unterricht gehalten wurde, ermitteln und mit in die Festschrift aufnehmen. Als Vorlage für die Einladung zum Festakt dient die originale Bekanntmachung über die Schulgründung aus dem Jahr 1823. Die Bewirtung soll authentisch an die Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts angepasst werden, berichtet Alois Wimmer, Fachoberlehrer des Bereichs Gastronomie: Mit Richard Schaffner erarbeite er anhand zeitgemäßer Kochbücher ein Menü, das von seinen Schülern umgesetzt wird.

VITA
Reformpädagoge Karl Peter Obermaier wurde am 7. September 1773 in Kötzting geboren. Er besuchte das Passauer Gymnasium und studierte Theologie. Nach seiner Priesterweihe 1797 widmete er sich dem Schulwesen. Obermaier verbrachte 1803 drei Monate beim Pädagogen Pestalozzi in Burgdorf und erlernte dessen Erziehungsmethoden. Kurz darauf wurde er zum Direktor der deutschen Schulen in Passau ernannt und übernahm immer mehr Verantwortung im Schulwesen. So war er 1813 als Distriktschulinspektor für die Gemeinden Aicha v.W., Eging, Eggendobl, Fürstenstein, Hals, Heining, Hutthurm, Kellberg, Neuburg a. I., Neukirchen a. I., Neukirchen v.W., St. Nikola, Straßkirchen, Thurmannsbang, Thyrnau, Tiefenbach und Tittling zuständig. Die Gründung der ersten Berufsschule in Niederbayern 1823 ist der Höhepunkt seiner Karriere. Obermaier starb am 4. April 1850 in Passau.

− Q: KPO Schule