Angriff in der Regionalliga
Familienbande, Football-Liebe und ein Taktik-Fuchs: Der Kaperplan der lila Piraten

31.10.2023 | Stand 31.10.2023, 10:54 Uhr

Jubelnde Passau Pirates: Mit dem Aufstieg in die dritthöchste deutsche Football-Liga soll ein anhaltender Aufschwung beginnen. − Foto: Mike Sigl

In der kommenden Saison heißt es für die Passau Pirates: „Regionalliga, Baby“! Zehn Spiele, zehn Siege – so die außerordentliche Bilanz der Footballer in der vergangenen Saison. Jetzt wollen die „Piraten“ ihren Sport in der Region weiter etablieren.

Die beiden Playoff-Spiele konnten deutlich gegen die Nürnberg Hawks (29:8) und gegen die Erlangen Sharks (34:14) gewonnen werden. Damit haben die Passauer mit ihrer perfekten Saison bereits zum zweiten Mal den Aufstieg in die dritthöchste deutsche Football-Liga geschafft. Bereits 2017 gelang den Pirates dieser Erfolg – 2019 stiegen sie dann allerdings wieder in die Bayernliga ab. Nun soll dieser Aufenthalt länger andauern. Dafür haben sich die Verantwortlichen einiges vorgenommen.

„Mein persönliches Ziel ist auf jeden Fall der Klassenerhalt im Mittelfeld der Regionalliga“, verrät Max Kalhofer (27), Abteilungsleiter der Sparte American Football bei der Eintracht Passau, der zugleich auch in der Defensive Line der Pirates aufläuft. Bereits seit 2012 ist Kalhofer Teil der Footballmannschaft, im Verein fest verwurzelt und hat noch große Pläne mit den Freibeutern.

„Mein Ziel ist es vor allem, dass wir eine komplette Mannschaft sind. Also, dass wir keine richtige Schwäche haben. Das heißt auch in der Organisation, bei den Zuschauern, in der Defense, in der Offense – dass wir einfach komplett sind“, fasst Head-Coach, Trainer der Offensive und Quarterback Andrew Griffin (30) zusammen. Seit er acht Jahre alt ist, ist der Amerikaner verrückt nach Football. Die Technik und die Taktik machen die Sportart für ihn aus. „I fell in love“, schwärmt der 30-Jährige. Seit 2017 ist er Head Coach bei den Pirates, war bei vielen Erfolgen, aber auch bei Rückschlägen der Mannschaft mit auf dem Feld. Seine Expertise wird auch kommende Saison wieder gefragt sein, wenn es gilt, den Klassenerhalt so früh wie möglich zu sichern.

Nach der perfekten Saison ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft natürlich euphorisch. Dieses Hochgefühl wollen die Passau Pirates in die kommende Saison mitnehmen. Und das Familiäre bleibt sowieso. Seit 2019 spielt auch Max Kalhofers Schwager Andreas Kalhofer (29) für die Passau Pirates. „In meiner ersten Saison haben wir gemeinsam gespielt“, sagt Andi. „Wir sind ja beide in der Defense und als Linebacker bin ich immer direkt hinter Max gestanden. Das war schon sehr cool. Wir waren so wie Team Rocket“, erinnert sich Andi und lacht dabei. Mittlerweile schafft es der 29-Jährige aufgrund seines Berufs als Grundschullehrer in Landshut nur noch selten ins Training. „Ich hab’ die vergangene Saison auch nur ein- oder zweimal gespielt. Aber das war immer sehr spannend, aber auch mega der Stress.“ Deshalb war die Aufstiegs-Saison für ihn „bittersweet“, wie Andi Kalhofer erzählt. Denn er war zwar Teil des Teams, aber einfach nicht ständig vor Ort. In der kommenden Regionalliga-Saison sieht die Situation ganz ähnlich aus. Ans Aufhören denkt er aber noch nicht – dafür ist Andreas Kalhofer mit viel zu viel Herzblut dabei. „Das ist ein ganz schlimmes Hin und Her für mich. Ich weiß aber einfach nicht, wie es sich zeitlich bei mir ausgeht.“

Denn zeitintensiv ist das Hobby der Footballer allemal. Vor allem als Coach – das weiß unter anderem Defensive Coordinator Andreas Pömmerl (30). Er ist seit zehn Jahren bei den Pirates – hat bereits den ersten Aufstieg in die Regionalliga hautnah miterlebt. Die vergangene Saison bleibt dem 30-Jährigen aber mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis. „Ich sag mal so: ’Ne Perfect Season ist schon immer was Besonderes.“ Dass die Passau Pirates in der vergangenen Saison so dominante Ergebnisse einfahren konnten, liegt unter anderem auch am taktischen Verständnis des 30-jährigen Defensive Coordinators. „Ich sag mal vereinfacht, das ist so wie Schere, Stein, Papier“, erklärt Pömmerl. „Das ist immer so ein taktisches Spielchen mit den anderen Coaches. Vor allem, wenn die Mannschaften auf dem gleichen Niveau sind. Dann ist das halt immer das Taktische, was mich reizt, also der Wettbewerb.“

Dass der Football mittlerweile immer populärer wird, merkt vor allem Sebastian Schreiner (24). Er ist in Passau geboren und aufgewachsen, läuft bei den Pirates in der Offensive Line auf. „Die ersten Jahre, in denen ich gespielt hab’, war das eher so eine kleine Bubble“, erinnert sich der 24-Jährige. Nach den zwei Spielen im Passauer Dreiflüssestadion in der vergangenen Saison haben die Pirates aber auf jeden Fall einen deutlichen Anstieg des Bekanntheitsgrades wahrgenommen. „Dann haben mich auch wirklich Leute von außerhalb mal darauf angesprochen, dass das echt was Cooles ist.“

Zum entscheidenden Spiel um den Aufstieg kamen 1000 Zuschauer ins Dreiflüssestadion. Grund für die Erfolge der vergangenen Jahre sei vor allem auch der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft, stellt Schreiner fest. „Wir sind im Training immer 30 bis 40 Mann gewesen. Das sind einfach Menschen aus allen Lebensstufen. Obwohl wir so ein gemischter Haufen sind, passt es so gut zusammen. Das hab’ ich so in der Art noch nirgends erlebt“, betont der gebürtige Passauer.

Als einen „Erfolg in allen Bereichen“ bezeichnet Abteilungsleiter Max Kalhofer die vergangene Saison. Denn mittlerweile haben die Pirates auch eine U13 und U11-Mannschaft sowie eine Senior-Flag-Mannschaft gegründet. Kalhofer: „Wir haben dieses Jahr klar gezeigt, wo wir in Passau hinwollen und das ist mit an die Spitze des Sports.“

Damit diese Ziele auch erreicht werden, planen die Verantwortlichen schon fleißig für die kommende Saison. „Wir sind heiß auf die Challenge“, freut sich Head-Coach Andrew Griffin. Das erste Probetraining der Herrenmannschaft hat längst stattgefunden. Und auch in den Wintermonaten sollen offene Trainings stattfinden, um den Kader auszubauen und weiter zu verbessern. So lichten die Pirates schon mal die Anker, um künftig die Regionalliga zu entern.