Kultschaffende üben Kritik
Absage des Poolfestivals schlägt hohe Wellen: Stadt Passau wehrt sich gegen Kritik

07.04.2023 | Stand 25.10.2023, 12:13 Uhr

2019 war Shaggy beim Poolfestival im peb zu Gast, in diesem Jahr wird es im Erlebnisbad ruhig bleiben. −Foto: Archiv/Scholz

Die Absage des Poolfestivals im peb hat eingeschlagen wie eine Bombe. „Typisch Passau“, „Passau die Nein-Stadt“, „Was soll man dazu sagen, Passau halt“ – das sind nur einige Kommentare dazu auf der PNP-Facebook-Seite. Sie zeigen eines: Die Stadt hat in der Öffentlichkeit offenbar den Ruf eines Spaßverderbers. Diesen Eindruck haben auch die Veranstalter: Allen voran Nicolas Nagel, Organisator des nun abgesagten Poolfestivals. Er wirft der Stadt „Fehlmanagement“ in diesem Bereich vor. Die Stadt wehrt sich jedoch gegen die Vorwürfe.



Diese sind deutlich: Die Stadt legt den lokalen Veranstaltern in ihrer Arbeit Steine in den Weg und erschwert ihnen die Arbeit. Wie nun im Fall von Nicolas Nagel. Die Stadt habe ihn mit der Absage „sehenden Auges ins Messer laufen lassen“, wie er sagt. Es habe laut ihm nie Anzeichen gegeben, dass einer Neuauflage der Veranstaltung etwas im Weg steht. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen sei gut gewesen. Nicht umsonst habe man schon längst mit dem Ticketverkauf gestartet: „In der Präambel der Verträge wurde sogar auf eine langfristige Zusammenarbeit verwiesen“, sagt Nagel.

„Sehenden Auges ins Messer laufen lassen“

Vor allem die Kommunikation der Stadt kritisiert er. Erst nachdem er den Kontakt zu OB Jürgen Dupper suchte, habe er eine Begründung der Stadtwerke erhalten, die allerdings „teils an den Haaren herbeigezogen ist“, wie Nagel findet. Ihm selbst falle es ohnehin schwer, überhaupt gute Gründe für eine Absage zu finden: Die Stadtwerke seien finanziell beteiligt gewesen, ganz zu schweigen von der Imagewirkung des Festivals für das peb und die Stadt. Schließlich sei 2019 Weltstar Shaggy in Passau aufgetreten. „Es ist einfach ein Fehlmanagement der Zuständigen“, sagt Nagel. Mehr noch: Er fühlt sich ausgenutzt. „Zum 20-jährigen Jubiläum des peb Shaggy nach Passau bringen, dafür waren wir gut genug und nun werden wir fallen gelassen.“

Aus dem Rathaus kommt Protest gegen die Vorwürfe, auch mit Verweis auf das kulturelle Programm, dass die Stadt Jahr für Jahr bietet. OB-Sprecherin Maria Proske: „Die Stadt Passau führt das ganze Jahr über verschiedenste Veranstaltungen durch und unterstützt regelmäßig Veranstalter in vielerlei Hinsicht. So ist gewährleistet, dass nahezu das ganze Jahr über ein gutes und vielseitiges Angebot besteht.“

Mit Blick auf das Poolfestival verweist Proske darauf, dass dem Grenzen gesetzt seien, „wenn für eine kommerzielle Veranstaltung Dritter ein unverhältnismäßiger Aufwand und nachhaltig negative Auswirkungen entstehen.“ So habe es nach Angaben der Stadtwerke beim Poolfestival 2022 Vorfälle gegeben, die laut Proske „so nicht hinnehmbar waren.“ Daraufhin sei dem Veranstalter mitgeteilt worden, dass eine Wiederholung nur möglich sei, wenn das Festival u.a. in der Infrastruktur kleiner werde. Problematisch seien vor allem die Bühnengröße sowie schwere Geräte und Fahrzeuge gewesen, welche sich „alles andere als positiv“ auf die Schwimmbadeinrichtung ausgewirkt hätten. Auch die vereinbarten Regelungen zur Lautstärke seien nicht eingehalten worden.

In der Folge sei seitens der Stadtwerke klar kommuniziert worden, dass noch keine Zusage für die Neuauflage erteilt wurde „und insbesondere noch kein Nutzungsvertrag mit dem peb vorliegt“, betont Proske. Sie ergänzt: „In Kenntnis der Vorgaben der Stadtwerke Passau haben die Veranstalter zuletzt ein Konzept für das Poolfestival 2023 vorgelegt, das in der Dimension keinerlei Minimierung zum letzten Jahr aufzeigt. Aus diesem Grund kann das peb als Veranstaltungsort nicht mehr zur Verfügung gestellt werden.“

„Festivals gehöreneinfach dazu“

Ein zwiegespaltenes Verhältnis zu den Behörden der Stadt beschreibt indes auch Lukas Montag, Mitorganisator des Schwerelos-Festivals. „Es ist von Behörde zu Behörde unterschiedlich“, sagt er. Er betont aber: „Wir haben von der Stadt die Möglichkeit bekommen, unser Festival am Thingplatz durchzuführen. Darüber sind wir wirklich sehr glücklich, der Platz ist toll.“ Er räumt aber ein, dass der Weg dorthin holprig gewesen sei. Zunächst hat das Festival jahrelang erfolgreich in Haibach stattgefunden, bevor die Stadt plötzlich die Genehmigung dafür zurückzog. Auch er kritisiert in diesem Zusammenhang vor allem die Art und Weise, wie das geschah: „Es war damals alles sehr intransparent“, sagt Montag. Zudem findet er, dass die Stadt im Veranstaltungsbereich mit zweierlei Maß misst: „Ich habe das Gefühl, dass die Hürden, beispielsweise für die Europäischen Wochen geringer sind, als für Veranstaltungen der jüngeren Generation.“ Doch gerade diese sollten in einer Universitätsstadt nicht fehlen, findet er: „Festivals wie das Poolfestival, das Trägertal oder Schwerelos gehören da einfach dazu.“