30-Meter-Knaller ins Glück
Der unerwartete Matchwinner: Schaldings Nico Ott und sein Zaubertor − „das ist dann auch kein Zufall“

25.03.2024 | Stand 26.03.2024, 10:06 Uhr

Spielt Fußball mit Herz: Schaldings Nico Ott. − Foto: Lakota

Er spielte im Jahr 2024 bisher nur eine Nebenrolle. Ganze sechs Minuten stand Nico Ott in der Frühjahrsrunde der Fußball-Regionalliga Bayern für den SV Schalding auf dem Platz, ehe ihn Trainer Stefan Köck am Samstag im so wichtigen Auswärtsspiel bei der Spvgg Ansbach in die Startelf beorderte.

Damit gelang dem Coach ein absoluter Glücksgriff, denn Ott entschied das Kellerduell mit einem sensationellen 30-Meter-Kracher in den Winkel für die Niederbayern, die damit den ersten Sieg im neuen Fußballjahr feierten und ganz wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt aufs Konto brachten.

Es lief die 74. Minute, als Ott seinen Geniestreich aufführte. In einer Phase, in der Schalding ordentlich unter Druck stand und bei zwei Ansbacher Alutreffern großes Glück hatte, packte der 25-Jährige den Hammer aus und nagelte den Ball aus großer Distanz in den Winkel. Ausgerechnet in seiner mittelfränkischen Heimat gelang Ott damit sein Premierentor in der Regionalliga – und zugleich der Siegtreffer.



„Ein traumhafter Treffer“, kommentierte Sportchef Markus Clemens und fügte an. „Für Nico freut es mich ganz besonders. Er hat zuletzt nicht viel gespielt. Aber da gab es kein Meckern oder Jammern. Der haut sich in jedem Training voll rein, gibt immer Vollgas, hat eine wirklich vorbildliche Einstellung.“

Gegen Bayern II, in Illertissen und daheim gegen Aubstadt saß Ott 90 Minuten auf der Bank, lediglich bei Auswärtsauftritt in Augsburg durfte der defensive Mittelfeldspieler für ein paar Minuten ran. Im so wichtigen Match gegen Ansbach schenkte Köck dem Neuzugang, der vor der Saison vom Nord-Bayernligisten DJK Bamberg zum SVS gekommen war, das Vertrauen. Und der Matchwinner habe seine Chance eindrucksvoll genutzt − und „das nicht nur wegen seiner beiden Top-Szenen“, sagte Clemens. In der ersten Halbzeit hatte Ott schon einmal für Aufsehen gesorgt, als er aus 16 Metern einen Fallrückzieher ansetzte und den Ball an den Pfosten jagte (14).

Köck: Er spielt Fußball mit Herz



„Wir hatten auf der Sechserposition Bedarf und auch taktisch war es ein Spiel, das ganz gut für ihn gepasst hat“, sagt Trainer Köck zu Otts etwas unerwarteter Aufstellung. „Nico war zuletzt etwas hinten dran. Aber das hat rein gar nichts an seiner Gangart geändert. Er stellt sich immer voll in den Dienst der Mannschaft“, sagt Köck. Dass Ott den Ball aus über 30 Metern in den Winkel zimmert, habe man natürlich nicht erwarten können. Allerdings: „So ein Schuss hat auch etwas mit dem eigenen Zutrauen zu tun. Nico spielt Fußball mit ganz viel Herz, das hat man auch in dieser Szene gesehen. Von daher war das dann auch kein Zufall. Wer so ein Tor schießt, der hat sich das auch verdient“, urteilt Köck.

Mit seinem fulminanten Weitschuss nahm Ott am Samstag den Ansbachern, die zuvor mächtig gedrückt haben, den Wind aus den Segeln. Bei nun einsetzendem Starkregen verteidigte Schalding in der Schlussphase leidenschaftlich und brachte den Vorsprung über die Zeit. Während SVS-Coach Köck von einem „nicht unverdienten Erfolg“ sprach, ärgerte sich sein Gegenüber Niklas Reutelhuber über die ausgelassenen Möglichkeiten und sprach von einem „sehr ungerechten“ Ergebnis. „Alle haben gesehen, dass wir die bessere Mannschaft waren.“

Schalding konnte das herzlich egal sein. Der erst zweite Auswärtssieg der Saison lässt den SVS mit Selbstvertrauen in Heimspiel gegen den nächsten direkten Rivalen, Viktoria Aschaffenburg, gehen. Allerdings mahnt Sportchef Clemens auch: „Uns bleibt keine Zeit zum Durchschnaufen. Wir müssen und werden voll auf dem Gaspedal bleiben. Trotz des Sieges lief längst nicht alles perfekt. Gerade in der Defensive. Wir machen es den Gegnern oft zu einfach, lassen unnötige Torchancen zu. Daran gilt es zu arbeiten.“