Zuschuss vom Landkreis
Denkmalpflege: Wahre Schätze im Passauer Land

26.02.2023 | Stand 25.10.2023, 12:27 Uhr

„Das schiefe Haus von Neukirchen“ – so nannte Kreisarchäologe Alois Spieleder den Dreiseithof von Rudolf Niedermeier. Eine Notsicherung des Stadeldachs und Arbeiten am Mauerwerk des Wohnhauses wurden vorgenommen.

Von wegen „das kann weg“: Landrat Raimund Kneidinger hat insgesamt 30000 Euro an elf Menschen aus dem gesamten Landkreis Passau übergeben, die sich mit Leib und Seele der Pflege von denkmalgeschützten Objekten verschrieben haben.

„Hier trifft Moderne auf Tradition“, beginnt der Landrat seine Willkommensrede im Landratsamt Passau. Anwesend sind neben neun der elf Antragsteller auch die Bürgermeister Adolf Barth (Breitenberg), Stellvertreter Rudolf Hirz (Hauzenberg), Jürgen Fundke (Bad Griesbach), Wolfgang Lindmeier (Neuburg am Inn), Manfred Hammer (Fürstenzell) und Michael Diewald (Beutelsbach) sowie Leitender Regierungsdirektor Armin Diewald, Kulturreferent Christian Eberle und Kreisarchäologe Alois Spieleder vom Landratsamt.

Mit den Zuschüssen wolle der Landkreis seine Unterstützung, aber vor allem auch seine Anerkennung zum Ausdruck bringen, so Kneidinger. Die Region sei reich an geschichtsträchtigen Bauwerken und Zeugnissen der Vergangenheit, deren Erhalt eine wichtige Aufgabe sei. „Eine Aufgabe, die sie alle vorbildlich erfüllen“, betont der Landrat.

In seiner Präsentation stellte der Archäologe die „Schätze des Landkreises“ vor, die mit Beträgen in Höhe von 400 bis 3000 Euro vom Ausschuss für Wirtschaft, Kultur und Tourismus finanziell gefördert wurden. „Wir fördern hier eigentlich Objekte, aber uns interessiert auch der Mensch dahinter“, leitete Spieleder die Verleihung ein.

Troadkasten

Ein Leben lang hat Thomas Huber seinen Hof in Bergham (Beutelsbach) saniert und restauriert. Über 30 Jahre hätte dies in Anspruch genommen, erzählt er. Hubers Arbeit zahlt sich aus, denn Spieleder bezeichnet seinen Hof als einen der schönsten im ganzen Landkreis. Die Sanierung des alten Troadkastens mit Satteldach und originalen Stützen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde mit 3000 Euro gefördert.

Ein Hingucker ist auch Josef Eglseders Troadkasten in Fürstenzell. Das Denkmal aus dem 19. Jahrhundert warf die Baupläne von Josef Eglseder durcheinander: „Ich bin zu diesem Troadkasten gekommen wie die Jungfrau zum Kind.“ Ursprünglich sollte das gesamte Grundstück eine Anlage für betreutes Wohnen werden. Nun befindet sich neben den 30 Wohnungen, der Tagespflege und den zwei Läden im Erdgeschoss der sanierte Troadkasten. In Zukunft soll er für gemeinsame Aktivitäten und Kurse zur Verfügung stehen, so Eglseder.

Pfarrhaus Breitenberg

Das Pfarrhaus im Herzen von Breitenberg von 1824 wird seit August von Iris und Dieter Müller bewohnt. „Ich habe mich bei der Besichtigung sofort in den Innenhof verliebt“, erzählt Iris Müller. Früher sei dieser für den Handel von Landmaschinen genutzt. Für 77137 Euro haben die Eheleute dort einen großen Garten angelegt, 18 Obstbäume gepflanzt, den Fußboden, die Fenster und die Haustür erneuert.

Dreiseithof mit Frackdach

Gleich zwei Maßnahmen am Objekt von Rudolf Niedermeier unterstützt der Landkreis insgesamt mit 1300 Euro. Die Notsicherung des Stadels an der Hauptstraße in Neukirchen am Inn sei notwenig gewesen, „damit der Stadel den Winter überlebt“, erklärt Spieleder. Und auch Arbeiten am Mauerwerk des Wohnhauses für statische Untersuchungen wurden mit 400 Euro gefördert. Spieleder zufolge ist „das schiefe Haus von Neukirchen“ eine Herausforderung: „Der tiefste Raum hat eine Höhe von 1,40 Metern“, berichtet Niedermeier. Mit langen Keilen hätte man versucht die Absackung auszugleichen, jedoch wäre man nie der Ursache auf den Grund gegangen, so der Kreisarchäologe. Das soll sich mit Rudolf Niedermeier ändern, 2024 soll die Sanierung fertiggestellt werden.

Rottaler Bauernhaus

Teils aus langer Familientradition heraus, aber auch durch den Kauf alter Gebäude sind die Antragsteller zu ihren Schätzen gekommen. So auch die fünfköpfige Familie Krell, die mit ihrem jüngsten Sohn die Förderung von Landrat Raimund Kneidinger entgegennahm. Nach einem Jahr auf der Suche nach mehr Platz und großem Garten fiel dann die Entscheidung auf das Rottaler Bauernhaus in Thal. „Nach der ersten Besichtigung war klar, das wird eine Lebensaufgabe“, meinte der Familienvater. Die 791670 Euro teure Komplettsanierung wird vom Landkreis mit 3000 Euro finanziell unterstützt.

Kapelle Fürsetzing

Die Kapelle „Maria Bründl“ in Fürsetzing bei Hauzenberg soll ein Ort zum Verweilen werden, da sind sich der Kreisarchäologe und Eigentümer Franz Mathias Bauer einig. Deshalb wird die Sanierung mit 3000 Euro bezuschusst. Während der Restaurierung sei man auf einen Steinbruch gestoßen. Diese Fläche soll freigelegt und künftig als Nischen und Außentribüne für Touristen und Kapellenbesucher bereitstehen, so Bauer.

Dreiseithof Bad Griesbach

Ebenfalls 3000 Euro erhält Familie Mörtlbauer für ihren Hof in Niederreutern (Bad Griesbach). Für 46000 Euro musste Josef Mörtlbauer das Dach wegen des Unwetters im Juni 2021 komplett erneuern. „Vom alten Dach war praktisch nichts mehr da“, erinnert sich der Hofbesitzer. Seit August 2017 steht das Haus leer, doch das soll sich bald durch die geplante Komplettsanierung ändern.