Maibockanstich mit Max Mauritz beim Tausendteufel in Untergriesbach
Da tischt einer „verreckte G’schichten“ auf

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 18:00 Uhr
Andreas Windpassinger

„Schwoam man owe, den Ärger.“ Derblecken, ohne zu verletzen, nicht unter die Gürtellinie zu gehen oder derbe Worte zu verwenden - dafür steht Maibockredner Max Mauritz. − Fotos: Windpassinger

Der Maibockanstich im Gewölbekeller des Tausendteufel in Untergriesbach-Grub war wieder einmal ein Fest für die Freunde der feinen, gepflegten Unterhaltung mit hohem Niveau. Der ohne Gegenkandidat frisch wiedergewählte Rathauschef Hermann Duschl zapfte mit nur einem Schlag an. „Ein Maibockanstich mitten im April, es stimmt einfach wirklich, dass wir Griasbecka unserer Zeit weit voraus sind“, so seine humorigen Worte.

„Der Bürgermeister zapft an, der Brauereidirektor lobt sein Bier und keiner trinkt, weil kein Prosit gespielt wird“, frotzelte der stellvertretende Landrat Hans Koller und erinnerte daran, dass der Untergriesbacher Bürgermeister bei seiner Wiederwahl ein höheres Ergebnis eingefahren habe als Putin in Russland.

Schafkopfen ist zur Frauendomäne geworden



Gebraut wurde der Bock rein aus Gerstenmalz – und zwar vom „Woiddeife Baumkoarlbräu“. Dessen „Erschaffer“ Thomas Kinateder arbeitet hauptberuflich in der Brauerei Hacklberg. „Ich habe mir zuhause auf dem Hof eine Fünf-Hektoliter-Brauerei in die Milchkammer eingerichtet. Woiddeife passt einfach zum Tausenddeife“, meinte der junge Hauzenberger.

Fastenprediger Artur Wandl hatte in seiner Zechensaal-Rede darauf verwiesen, dass man über ihn beim Tausendteufel auf der Bühne gesagt habe, er spiele einfach nicht in der Liga von Max Mauritz und schreibe nicht mit so spitzer Feder.

Stefan Endl von den „Gruam Buam“ war als Zechensaal-Matador deshalb beim Tausendteufel auf Wiedergutmachung aus und begrüßte Hausmeister Wanninger mit den Worten, dass heute die „Bundesliga der Fastenprediger da sei“. Wandl stehe für den FC Bayern und Mauritz für Bayer Leverkusen. Nach dem Lob für Artur Wandl bekam Stefan Endl von diesem einen Geldschein zugesteckt.

Maibockredner Max Mauritz hatte heuer aufgrund der Tatsache, dass das „Ärger-Obeschwoam“ wegen der höheren Abwasser-Gebühren teuer geworden ist, einen neuen Trinkspruch parat: „De G’schicht, de is verreckt, oba Hauptsach‘ is, der Maibock schmeckt.“

Warum kein Straßenname für Ottfried Fischer?



Eine solche „verreckte G’schicht“ war aus seiner Sicht die der Untergriesbacher Bürgermeisterkandidaten vergangener Perioden. Seit 2006 befinde sich die CSU im kollektiven Tiefschlaf und habe keine Person mehr aufgestellt. Der Wille zur Macht und die Gier nach dem Rathaussessel seien verloren gegangen. Als Duschl-Nachfolger handelte er die CSU-Akteure Johannes Holzhacker, Johannes Stemp und Helmut Rischka, der auch bei der Seniorenunion noch was werden könnte. Fürs Bürgermeisteramt geeignet wäre sicher auch Stefan Endl, weil dieser bereits das „Sprengkommando“ so perfekt führe.

Das Schafkopfspiel sei das neue Stricken und zur Frauendomäne geworden, es sei halt für viele schwer zu akzeptieren, dass „da Oide“ im Spiel der höchste ist. Einfach nicht nachvollziehbar für Mauritz sei es, dass es der berühmteste Sohn der Gemeinde, Kabarettist Ottfried Fischer, in Untergriesbach noch zu keinem eigenen Straßennamen geschafft habe.

Der pensionierte Pädagoge streifte die Personalprobleme beim Untergriesbacher Gartenbauverein und stellte in den Raum, ob es die Freien Wähler bei der letzten Landtagswahl trotz oder wegen Hubert Aiwanger auf 40 Prozent in der Gemeinde gebracht hätten.

Vor Augen führen wollte der Redner auch, dass ein noch nicht geborenes Kind in Untergriesbach schon auf eine Pro-Kopf-Verschuldung von knapp 2000 Euro käme. Der Landesdurchschnitt läge aber nur bei fast 765 Euro.

Georg Heindl bezeichnete er als beliebtesten Italiener in der Gemeinde, gefolgt von Eisdielenbesitzer Andrea Antonino.

Und das Wortspiel von Artur Wandl in seiner Fastenpredigt, dass die Frauen mit Schuld seien am Erstarken der AfD, weil sie immer für mehr Rechte gekämpft haben, hätten im Zechensaal die wenigsten verstanden. „Für solche Pointen braucht es halt ein anderes Publikum, entweder das vom Scharfrichterhaus in Passau – oder das vom Tausendteufel in Grub“, meinte Mauritz.

Lauter verreckte Geschichten, und ein Ärger, der weggespült wurde, und zwar mit Niveau – von vorne bis hinten.

Maibock-Weisheiten und Sprüche



Zur Bürgermeisterwahl in Untergriesbach:
„Da war der Hermann wenigstens wieder ein paar Mal in der PNP. Weil es war ja schon so, dass die große Hauzenberger Weihnachtskugel im Dezember öfter in der Zeitung war als unser Bürgermeister das ganze Jahr.“

Zur Wiederwahl von Bürgermeister Hermann Duschl:
„Gut, lassen wir uns halt nochmal sechs Jahre verduschln. Wenn ich da mit Obernzell vergleich. Die Obernzeller, die werden schon seit Jahren verprügelt.“

Zur langen Amtszeit von Bürgermeister Duschl:
„2006, da waren es vier Kandidaten, da hat es sogar eine Podiumsdiskussion im Postsaal gegeben. Den Postsaal haben wir schon lange nicht mehr, den Hermann Duschl dagegen haben wir noch immer.“

Zu den schlechten Wahlergebnissen der Grünen in Untergriesbach:
„Der Franz Beckenbauer wäre der einzige gewesen, der als Grünenkandidat in den Gemeinderat gewählt worden wäre.“

Zum Schafkopfhype beim Untergriesbacher Frauenbund:
„Schafkopfen ist ein männlich dominiertes Spiel. Ober, Unter, Könige – alles Männer. Die einzigen weiblichen Karten sind die vier Sauen.“

Zur Debattenkultur im Gemeinderat:
„Kritik am Bürgermeister gibt’s – wenn überhaupt – nur in homöopathischer Dosierung.“

Zur Klimaschädlichkeit des Skifahrens:
„Da sollen zuerst die Chinesen und die Inder mit dem Skifahren aufhören, die sind viel mehr.“

Zu den Bauernprotesten:
„Die Bauernproteste waren eine einzigartige Leistungsschau. Wahrscheinlich eh gesponsort von der Baywa.“

− win