Passau
Beratung und Therapie, wenn’s in der Familie kriselt

747 Familien und junge Menschen holten sich 2022 Unterstützung bei den Experten der Caritas

03.02.2023 | Stand 03.02.2023, 5:00 Uhr

Albert Meindl leitet die Beratungsstelle der Caritas. −F.: Archiv Jäger

Stress, Streit, Spannungen, Trennungen: Manchmal gerät das Leben einfach aus den Fugen. Da ist es gut, wenn man sich Hilfe holen kann, bevor einem die Probleme über den Kopf wachsen. Hilfe bietet die Caritas mit ihrer Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern. 747-mal wurde diese im vergangenen Jahr in Anspruch genommen.

„Nach den sehr starken Einschränkungen der Pandemie-Jahre kehrte im Jahr 2022 bei unserer Beratungs- und Präventionsarbeit wieder nahezu Normalität ein. Die belastenden Nachwirkungen begleiten die junge Menschen und Familien jedoch auch weiterhin“, weiß Diplompsychologe Albert Meindl, der die Beratungsstelle leitet. Diese fungiert seit Jahresbeginn unter einem neuen Namen: Aus der „Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung“ wurde die „Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern“. Die Umbenennung soll laut Meindl zum Ausdruck bringen, dass junge Menschen und Familien mit allen Anfragen und Anliegen die Berater in die Ostuzzistraße kontaktieren können: „Junge Menschen können auch ohne Eltern zu uns kommen. Unsere Angebote stehen allen Ratsuchenden offen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung, Alter, Religion, Kultur und Weltanschauung. Unsere Arbeit ist vertraulich, freiwillig und kostenfrei“, betont Meindl in seinem Jahresbericht für 2022.

Sehr viele Alleinerziehende brauchen Hilfe

747 Familien und junge Menschen hat die Einrichtung im Jahr 2022 insgesamt betreut, zehn mehr als im Vorjahr. Gleichbleibend hoch ist der Anteil alleinerziehender Elternteile bei den Herkunftsfamilien. Sie machen mit 44 Prozent fast die Hälfte aus (33 Prozent sind Familien mit zwei leiblichen Eltern, 15 Prozent Familien mit einem leiblichen Elternteil und neuem Partner, die restlichen 7 Prozent sind u.a. Pflegefamilien).

In insgesamt 24 Prozent der Beratungsfälle bestand die Notwendigkeit, Familien mit mindestens zwei Fachberatern zu beraten. Dies ist beispielsweise bei Trennungen nötig. Bei hohem Konfliktpotenzial versucht man zunächst jeweils mit Einzelberatung Lösungen zu finden, unter denen vor allem die Kinder nicht leiden müssen. 64 Prozent derjenigen, die die Beratungsstelle aufsuchen, stammen aus dem Landkreis Passau, 32 Prozent wohnen in der Stadt, 4 Prozent in der weiteren Region. Bei 29 Kindern, neun mehr als im Vorjahr, haben sich im vergangenen Jahr die Mitarbeiter von Kindertagesstätten zur Gefährdungseinschätzung an die Beratungsstelle gewendet.

Guter Zuspruch durch Migrationsfamilien

Die Zahl der Familien, die Sozialleistungen beziehen, hat leicht abgenommen und belief sich 2022 auf 17 Prozent (- 1 Prozent). Guten Zuspruch erfährt die Beratungsstelle auch durch Migrationsfamilien. Sie machen 25 Prozent des Klientels aus. 69 der 183 Familien sprechen daheim vorrangig die Muttersprache ihres Herkunftslands.

Familiäre Konflikte geben am häufigsten Anlass zur Beratung

32 Prozent jener, die die Beratungsstelle aufsuchten, gaben als Grund eine Belastung durch familiäre Konflikte wie Scheidung oder Sorgerechtstreit an (Mehrfachnennung war möglich). An Platz 2 (mit 19 Prozent) und 3 (13 Prozent) stehen Entwicklungsauffälligkeiten und seelische Probleme junger Menschen sowie Auffälligkeiten im sozialen Verhalten (Aggression, Provokation). Weitere Gründe für eine Beratung sind Belastungen durch Probleme der Eltern, die oft auch pädagogischüberfordert sind, dazu auch schulische und berufliche Probleme.

2022 suchten 40 Prozent der Beratenen von sich aus Rat bei der Einrichtung, 9 Prozent kamen auf Empfehlung von Schulen und Kindertagesstätten, 10 Prozent auf Anraten der Jugendämter und 12 Prozent durch den Hinweis von Ärzten, Kliniken und Therapeuten. In 7 Prozent verwies das Familiengericht an die Beratungsstelle.

Fortbildung für Eltern

Prävention ist ein wichtiges Standbein der Beratungsstelle. Vorträge für Eltern, aber auch Schülergruppen wurden angeboten, zu Themen wie Kinderängste, Bindung und Frustabbau. Ein wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die Sexualpädagogik, an zehn Kindertagesstätten wurden dazu die Mitarbeiter geschult. Eine eigene Gruppe richtet sich an Kinder, die Unterstützung im Umsetzen sozialer Fertigkeiten brauchen oder sich in schwierigen emotionalen Lebensumständen befinden.

− red


Die Beratungsstelle (Ostuzzistraße 4, ✆0851501260, E-Mail:
erziehungsberatung@caritas-passau.de) wird finanziert durch die Caritas, Stadt und Landkreis Passau sowie das Bayerische Sozialministerium. Sie hilft bei Erziehungsfragen, Familienkonflikten, Beziehungs- und Trennungsproblemen, bei Sorgerechtsfragen und Kindeswohlgefährdung. Die Hilfe ist kostenlos und anonym. Weitere Infos: www.erziehungsberatung-passau.de