Traditionsclub in der Krise
Abstieg, Geisterspiele, Abgangswelle: Vilshofener Wölfe im Existenzkampf – Klubchef Rimböck gibt nicht auf

18.01.2024 | Stand 19.01.2024, 9:56 Uhr

Nachdenklicher Blick des Vereins-Chefs: Matthias Rimböck will alle Hebel in Bewegung setzen, um eine sportliche Zukunft des Vilshofener Traditionsklubs zu ermöglichen. − Foto: Mike Sigl

Im Moment kommt es wahrlich knüppeldick für die Vilshofener Wölfe: Der Eishockey-Klub darf in der kommenden Saison aufgrund fehlender Nachwuchsteams nicht mehr in der Landesliga starten, die letzten beiden Heimpartien waren „Geisterspiele“, Trainer Ivan Horak hat sich verabschiedet und mit Matthias Sagerer sowie Pavel Bares musste man diese Woche auch noch zwei Stammcracks ziehen lassen. All dies stimmt den 1. Vorsitzenden Matthias Rimböck zwar sehr nachdenklich, er arbeitet aber mit Hochdruck an Lösungen für eine sportliche Zukunft des ESC.

Zunächst legt der Vereins-Chef Wert darauf, die Weggänge des Coaches und der Akteure zu erklären: „Ivan Horak hatte uns bereits im Dezember darüber informiert, dass ihm eine Anfrage vom ESC Haßfurt vorliegt. Im Januar kam der Verein erneut auf ihn zu. Ivan ist 67 Jahre alt, er war immer loyal zu uns, wir wollten ihm die Chance nicht verbauen, den Landesliga-Spitzenreiter in die Bayernliga zu führen.“ Im Falle von Matthias Sagerer hatte der Spieler um Freigabe zum EHC Straubing gebeten, der als Tabellenführer der Bezirksliga auf dem Weg zur Meisterschaft ist. „Er wollte halt den sportlichen Erfolg suchen, bei uns haben die restlichen Partien ja eher Freundschaftsspiel-Charakter. Es war immer so, dass wir einem verdienten Crack hier keine Steine in den Weg legen, deshalb haben wir ihn gehen lassen“, erklärt Rimböck. Pavel Bares hat die Möglichkeit, sich einem Bayernligisten anzuschließen, auch ihm wurde dieser Wunsch gewährt. „Er ist 20 Jahre alt, ein anständiger Bursche, der sein Studium in Prag absolviert. Ich sehe es auch als Auszeichnung für die Arbeit in unserem Verein, dass er sich nun höherklassig beweisen kann“, betont der Vorstand, der seit 2019 im Amt ist und das Klubschiff bereits durch die schwierige Corona-Zeit manövrieren musste.

Freilich ist der ohnehin nicht allzu üppige Kader nun noch weiter geschrumpft, Matthias Rimböck ist aber voll des Lobes über seine wackeren Recken: „Es ist keinesfalls selbstverständlich, dass die Jungs in dieser Situation weiter so zum Verein stehen. Sie haben aber allesamt Top-Charakter, gestalten das Training in Eigenregie und wollen die Saison ordentlich zu Ende spielen. Danach schauen wir weiter.“

Wölfe-Fans stellen „jegliche Aktivitäten ein“



Dass es in den letzten Wochen auch zum Zerwürfnis mit den eigenen Fans gekommen ist, trifft den Wölfe-Boss hart. Das „Wolfsrudel Vilshofen“ hat in den sozialen Medien bekannt gegeben, dass man für den Rest der Saison jegliche Aktivitäten einstellen werde. Nach Meinung der Anhänger hätte die Vorstandschaft in Bezug auf die beiden Geisterspiele gegen Bayreuth „nicht mit offenen Karten gespielt“, die Fans beklagen eine mangelnde Kommunikation. Wie berichtet, waren verstärkte Auflagen seitens der Stadt Vilshofen nach Pyrotechnik-Vorfällen im Dezember-Heimspiel gegen Waldkirchen ursächlich für die Geisterspiele. „Wir hätten tatsächlich unter anderem verstärkte Security-Maßnahmen gebraucht. Aufgrund des zu erwartenden geringen Zuschauerinteresses gegen Bayreuth wären diese Mehrkosten nicht vertretbar gewesen. Daher haben wir uns zum Ausschluss der Fans in diesen beiden Partien entschlossen“, führt Rimböck aus.

Dass die Heimpartie dazwischen gegen Selb wegen einer defekten Eismaschine abgesagt werden musste, passt ins aktuell traurige Bild der Vilshofener Eishockey-Szene. „Es ist schon wahr: Zur Zeit läuft so ziemlich alles schief. Aber ich bin keiner, der jetzt einfach hinwirft und sich aus der Verantwortung stiehlt. Wir werden versuchen, den Dialog mit den Fans wieder aufzunehmen. Nur gemeinsam kann es gelingen, den Vilshofener Wölfen eine sportliche Zukunft zu ermöglichen“, gibt sich der 46-jährige Zimmerermeister kämpferisch. Zusammen mit seinen Kollegen wird er alles daran setzen, um frühzeitig die personellen Weichen für die kommende Saison – dann in der Bezirksliga – zu stellen: „Wir werden auch die Nachwuchsarbeit wieder forcieren, um für die kommenden Herausforderungen gewappnet zu sein.“

Am kommenden Sonntag (Beginn 17.15 Uhr) steigt das nächste reguläre Heimspiel der Wölfe gegen VER Selb. Ob und wann die zuletzt ausgefallene Partie gegen die Oberfranken nachgeholt wird, ist noch offen. Danach stehen noch die Duelle gegen Haßfurt (Freitag, 26. Januar, 19.30 Uhr), in Selb (28. Januar), gegen Pegnitz (2. Februar), in Pegnitz (4. Februar) sowie zum Abschluss in Haßfurt (11. Februar) auf dem Plan. Das sind die vorerst letzten Auftritte des ESC Vilshofen in der Landesliga. Die Verantwortlichen hoffen dann, als Bezirksligist endlich wieder erfreulichere Zeiten erleben zu dürfen.

− He