Beliebter Ort für Selfies
Schön bunt: Bahn präsentiert am Mühldorfer Bahnhof zeitgemäße Lärmschutzwände

16.09.2023 | Stand 16.09.2023, 19:54 Uhr

Bereits jetzt ein beliebter Ort für Selfies: die „Beispiel-Lärmschutzwand“ mit einer Luftansicht von Mühldorf. − Foto: Johannes Geigenberger

Am Mühldorfer Bahnhof zücken mittlerweile einige Durchreisende das Handy für Selfies vor einer neuen Wand am Bahnhof. Die zehn verschiedenen Wandelemente präsentieren, was in Sachen Lärmschutz heute möglich ist. Nun wurde die deutschlandweit einmalige Präsentationsanlage eröffnet.





Klagemauer, Berliner Mauer, Chinesische Mauer – Zugegeben: Bei der Anziehungskraft dieser Sehenswürdigkeiten kann der neue „Technologiepark“ der Bahn in Mühldorf am Inn (noch) nicht mithalten. Doch auch dort zücken mittlerweile einige Durchreisende das Handy für Selfies vor einer Wand, die kürzlich am Bahnhof aufgebaut wurde.

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Die zehn verschiedenen Wandelemente präsentieren, was in Sachen Lärmschutz heute möglich ist – „und dass eine Lärmschutzwand nicht immer aussehen muss wie eine grüne Fischdose“, sagt Tristan Mölter von DB Netz, einer der Ideengeber des Technologieparks. Dieser wurde nun am Donnerstag von hochrangigen Bahn-Vertretern um den bayerischen Konzern-Bevollmächtigten Klaus-Dieter Josel eröffnet.

Lärmschutzwände sollen Ängste nehmen

Mölter führte vorab Journalisten durch den Technologiepark, der natürlich kein „Park“ im eigentlichen Sinne ist. Die Fläche ist nur wenige Quadratmeter groß und befindet sich unmittelbar neben den Gleisen. Beton und Schotter dominieren hier, nur ein paar Bäumchen spenden Schatten. Gleich nebenan befindet sich der Informations-Pavillon zur ABS 38. Der geplante zweigleisige Ausbau der Strecke München-Freilassing ist der Hauptgrund, warum dieser Technologiepark – Deutschlandweit der erste seiner Art – ausgerechnet in Mühldorf entstand. Die Absicht der Bahn: Die gezeigten Lärmschutzwände sollen Ängste nehmen und den Bürgern eine Möglichkeit eröffnen, sich aus erster Hand zu informieren, sagt Alexander Pawlik, Gesamtprojektleiter der ABS 38, der ebenfalls am Rundgang teilnahm. Er wies besonders auf die innovativen Materialien hin, die für die Lärmschutzwände zum Einsatz kommen: Zum Beispiel Aluminium, Holzfaserbeton oder Glaselemente. „Blickfang“ der Ausstellung ist eine Luftansicht der Mühldorfer Innschleife, die als Foliendruck auf ein Wandelement aufgebracht worden ist.

Wer bezahlt Sonderwünsche bei der Gestaltung?

Schön anzusehen – keine Frage. Doch wer würde es am Ende bezahlen, wenn sich eine Gemeinde etwa im Zuge der ABS 38 eine solche besondere Ausführung wünscht? Von der Bahn heißt es dazu, dass normalerweise jeder Kommune zwei Ausführungsvarianten vorgeschlagen werden, aus denen ausgewählt werden kann – und bei denen es sich nicht um die „absolute Basis“ handelt.

Der Mühldorfer Bürgermeister Michael Hetzl jedenfalls ist überzeugt, dass in Lärmschutz investiertes Geld gut angelegt ist, um für die Akzeptanz der Projekte zu sorgen: „Man hat bei der A94 gesehen, welche Bedeutung das Thema Lärmschutz hat.“ Das Gelände der Ausstellung hat die Stadt als Grundeigner der Bahn kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Förderung für das Projekt, für das die Bahn aber keine genauen Zahlen nennt, kam außerdem von der Europäischen Union.

Trotz der kleinen Fläche, auf der sich bisher Parkplätze für Bahnmitarbeiter befanden, gibt es viel zu sehen: Neben den verschiedenen Lärmschutzwänden zeigt die Bahn auch weitere Innovationen aus dem Gleisbau. Zum Beispiel einen schwellenlosen Bahnübergang für Fußgänger und Radler – es droht nicht mehr, im Gleis hängen zu bleiben. Möglich machen dies Gummimatten, die den Zwischenraum ausfüllen, solange kein Zug da ist, und „zurückspringen“, sobald dieser heranrollt. Außerdem stellt die Bahn mannshohe Schrauben aus, die für die Befestigung der Lärmschutzwände benötigt werden. Sie kommen von Krinner aus Straßkirchen im Landkreis Straubing-Bogen, eine Firma, deren Kompetenz in Schraubfundamenten liegt. Überhaupt sind viele Firmen, die im Technologiepark ausstellen, in der Region daheim: So zum Beispiel der Schienenkomponenten-Hersteller Kraiburg Strail aus Tittmoning im Landkreis Traunstein.

In nur 18 Monaten von der Idee zur Fertigstellung

Sie alle hatte die Bahn eingeladen, sich am Technologiepark zu präsentieren, was diese gerne annahmen. So konnte das Projekt in einer Rekordzeit von nur 18 Monaten verwirklicht werden – die letzten Arbeiten wurden erst am Vortag der Eröffnung beendet.

Ein Beispiel dafür, was mittelständische Betriebe zu leisten vermögen, urteilte Hans-Jürgen Johannink, Geschäftsführer des DVLV. „Großkonzerne hätten das nicht so schnell geschafft. Der „Deutscher Verband für Lärmschutz an Verkehrswegen“ bündelt die Interessen der Firmen in diesem Bereich, die traditionell vor allem aus dem Mittelstand kommen. Johannink warb daher bei den Bahn-Vertretern dafür, dass auch bei den kommenden Großprojekten – wie der ABS 38 – vorrangig Mittelständler beauftragt werden.