„Konsequente Aufarbeitung“
Missbrauchsopfer melden sich nach Aufruf der Erzdiözese: Fälle in Poing und Maitenbeth

03.08.2023 | Stand 13.09.2023, 0:28 Uhr

Ein Kruzifix vor dunklen Wolken zu sehen: In Oberbayern haben sich neue Missbrauchsopfer gemeldet. −Foto: dpa

Nach einem gezielten Aufruf der Erzdiözese München und Freising Mitte Juli in zwei oberbayerischen Pfarrgemeinden haben sich weitere von Missbrauch durch Priester betroffene Personen gemeldet.



Dies teilte ein Sprecher des Erzbistums am Donnerstag auf Anfrage mit. Im Falle der Pfarrei Sankt Michael in Poing (Landkreis Ebersberg) sei es eine Person gewesen, im Falle der Pfarrei Sankt Agatha in Maitenbeth (Landkreis Mühldorf) seien es drei. Alle Betroffene seien an die unabhängigen Ansprechpersonen des Erzbistums herangetreten.

In Poing geht um den Münchner Priester L., der von 1967 zunächst Kaplan und von 1969 bis 1997 Pfarrer in der Gemeinde war. Er starb 2017. Zwei Jahre später habe ein Erwachsener angegeben, er sei als Jugendlicher von dem Geistlichen sexuell missbraucht worden. Die Angaben seien als glaubhaft eingestuft worden. In dem von der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl 2022 veröffentlichten Missbrauchsgutachten für die Erzdiözese ist der Fall Priester L. unter der Nummer 45 aufgeführt.

Bereits 1985 war der Geistliche laut Erzbistum wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Der Strafbefehl sei dem damaligen Generalvikar Gerhard Gruber bekannt gewesen. „Leider wurden daraus keine Konsequenzen für den Einsatz von Pfarrer L. in der Seelsorge gezogen. Ich entschuldige mich als heute Verantwortlicher der Erzdiözese München und Freising dafür“, wird Generalvikar Christoph Klingan zitiert, der selbst von 2016 bis 2019 Pfarrer in Poing war.

Missbrauchsfälle in Maithenbeth: Priester bis 1972 tätig



In Maithenbeth geht es um einen Priester, der dort von Ende der 1940er Jahre bis zu seinem Tod 1972 tätig war. Die Erzdiözese erhielt 2019 über ihre unabhängigen Ansprechpersonen eine anonyme Information, dass A. einen Jungen sexuell missbraucht haben solle. Die Vorwürfe hätten damals aber nicht verifiziert werden können. 2022 wandten sich den Angaben zufolge erstmals zwei Betroffene namentlich an die Anlaufstelle. Klingan dankte diesen „ausdrücklich, dass sie sich gemeldet haben. So kann das, was geschehen ist, ausgesprochen werden.“

Wie in jedem anderen Fall gehe die Erzdiözese allen Hinweisen auf Missbrauch im Sinn einer „transparenten Aufklärung und konsequenten Aufarbeitung nach“, so deren Sprecher. Zugleich würden weiterhin Betroffene gebeten, sich zu melden. Zudem stehe für Menschen in den Pfarreien und darüber hinaus ein Team der entsprechenden Stabsstelle für Gespräche bereit. Beide Pfarreien erhielten auf ihren Wunsch hin bei der Aufarbeitung professionelle Unterstützung durch einen erfahrenen Supervisor.

− kna