Südostbayern
Sprengungen, Brände, Balkonsturz: Polizei und BRK ziehen Silvester-Bilanz für die Region

01.01.2021 | Stand 23.09.2023, 18:31 Uhr

−Symbolbild: Jonas Walzberg/dpa

Von Verena Roider

Deutlich ruhiger als bei früheren Jahreswechseln ist die Silvesternacht in Niederbayern, Oberbayern und der Oberpfalz verlaufen. Die Polizeien und auch das BRK zeigen sich trotz zahlreicher Einsätze zufrieden. Ein Überblick:



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NIEDERBAYERN:
In Niederbayern etwa gab es einem Polizeisprecher zufolge zahlreiche Einsätze, unter anderem wegen Verstößen gegen Corona-Auflagen. Im Vergleich zu „normalen“ Silvester-Nächten sei die Lage aber überschaubar gewesen, so ein Sprecher am Neujahrsmorgen gegenüber der PNP. Verletzte durch Silvesterraketen gab es in Niederbayern nach einer ersten Bilanz nicht.

Hoher Schaden bei Gebäudebränden

Allerdings hielten mehrere Brände die Feuerwehren am Neujahrstag auf Trab. Hoher Schaden entstand bei einem Scheunenbrand bei Straubing, im Einsatz bei einem Wohnhausbrand in Röhrnbach (Landkreis Freyung-Grafenau) wurde ein Feuerwehrmann verletzt. Bei beiden Bränden hat die Kripo die Ermittlungen übernommen.

Schwer verletzt wurde aber ein 17-Jähriger, der in Straubing gleich mehrfach von Unbekannten angegriffen worden war. Der junge Mann zog sich ein Schädelhirntrauma und einen Oberschenkelbruch zu und musste noch in der Nacht operiert werden. Die Polizei sucht Zeugen.

Ein ähnlicher Fall hat sich auch in Pfarrkirchen (Landkreis Rottal-Inn) ereignet. Als ein 24-Jähriger gegen 3.30 Uhr von einer Silvesterparty nach Hause ging, wurde er am Stadtplatz laut eigener Aussage rücklings zu Boden gestreckt. Der Mann wurde leicht verletzt. Der oder die Täter sind unbekannt. Die Polizei hofft auf Zeugenhinweise unter ✆08561/9604-0 .

Unbekannter verletzt zwei Mädchen mit Feuerwerksrakete

Von einem Unbekannten sind zwei Mädchen laut Polizei in Tann mit einer Feuerwerksrakete leicht verletzt worden. Die Polizei ermittelt und sucht Zeugen, ✆08571-91390.

Sprengungen mit Böllern

In Abensberg (Landkreis Kelheim) musste ein Randalierer den Jahreswechsel in einer Zelle verbringen. Ein 25-jähriger Mann war während einer kleinen, privaten Silvesterfeier nach ausgiebigem Alkoholkonsum mit einer Frau in Streit geraten. Der Mann randalierte in der Wohnung, zerstörte teilweise die Einrichtung und griff die Frau an. Da der Mann auch durch die Polizeibeamten nicht beruhigt werden konnte, musste er die restliche Silvesternacht in einer Zelle verbringen.

Zigarettenautomat, Briefkasten, Hundebeutelspender: Unbekannte haben es sich in Regen und Frontenhausen (Landkreis Dingolfing-Landau) zum Spaß gemacht, die Behältnisse mit Böllern zu sprengen. Der Schaden ist jeweils nicht unerheblich.

Als Tauffeier wurde eine Silvesterparty in Passau getarnt. Die Beamten stellen am Freitag gegen 20.40 Uhr circa 40 Personen in einem angemieteten Pfarrsaal in der Prinz-Eugen-Straße fest. Die Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes wurden nicht eingehalten, die Party wurde deshalb aufgelöst. Der überwiegende Teil der Personen konnte bei der Kontrolle auch keinen Impf- oder Genesenennachweis vorweisen.

OBERBAYERN SÜD:
Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd verlief die Nacht weitestgehend ruhig. Die Beamten wurden zu 273 Einsätzen (Vorjahr: 219) gerufen. „Erfreulicherweise hielten sich auch die allermeisten Menschen an die derzeit geltenden Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie“, so die Polizei.

Erwartungsgemäß stieg die Zahl der Einsätze gegen Mitternacht stark an und beschäftigte die Polizisten bis in die frühen Morgenstunden hinein.

Private Silvesterparty in Ampfing eskaliert

Zum wohl heftigsten Einsatz ist es in der Nacht im Landkreis Mühldorf am Inn gekommen. Dort hat ein 19-Jähriger bei einer privaten Silvesterfeier in Ampfing zunächst zwei Bekannte, später eine Nachbarin, einen Rettungssanitäter sowie zwei Polizistinnen verletzt - teils schwer. Die Staatsanwaltschaft Traunstein hat in Zusammenarbeit mit der Kripo Mühldorf am Inn die weiteren Ermittlungen übernommen.

Mann wirft Feuerwerkskörper auf Passanten

In Großweil (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) zündete ein 32-Jähriger am Neujahrsmorgen gegen 2 Uhr mehrfach nicht zugelassen Feuerwerkskörper und warf diese - wohl absichtlich - in die Nähe von Passanten und auch auf Fahrzeuge. Als ein Geschädigter den Mann aufforderte, dies zu unterlassen, kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung. Beim Eintreffen der verständigten Polizei flüchtete der 29-Jährige, konnte aber eingeholt und vorläufig festgenommen werden. Der Atemalkoholtest ergab bei ihm einen Wert von knapp 2 Promille. Der 29-Jährige wurde angezeigt.

Eine „verirrte“ Feuerwerksrakete löste gegen 0.30 Uhr den Brand von etwa 200 Quadratmetern Wiese in Oberau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) aus. Weil die Brandstelle in unwegsamem Gelände war, musste die Feuerwehr beim Löschen von Helfern der Bergwacht unterstützt werden.

Brand in Berchtesgaden

Rund 10.000 Euro Sachschaden richtete am Silvesternachmittag ein Feuer in Berchtesgaden an. Bei einer oberirdisch liegenden Leitung der Fernwärme hatte die Wärmeisolierung gebrannt. Zwei jugendliche Zeugen hatten das Feuer vom Balkon des Kurhauses aus entdeckt und noch versucht, mit Wasser aus dem Kurparkbrunnen zu löschen. Gleichzeitig verständigte ein Passant die Feuerwehr, die die Flammen bereits nach kurzer Zeit gelöscht hatte. Die Polizei Berchtesgaden hofft auf Zeugenhinweise.

Zu einem Familienstreit wurde die Polizei am Silvesterabend gegen 22 Uhr in Murnau (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) zu Hilfe gerufen. Als die Beamten dabei die Personalien einer 54-Jährigen feststellen wollten, ging diese auf die Polizistin und den Polizisten los, schlug, biss und beleidigte sie. Beide wurden zum Glück nur leicht verletzt. Die 54-Jährige wurde in Gewahrsam genommen und aufgrund von psychischen Auffälligkeiten in eine Fachklinik eingewiesen.

Handy verselbstständigt sich

Etwa 25 Mal setzte das Mobiltelefon eines Mannes aus Prien am Chiemsee (Landkreis Rosenheim) am Neujahrsmorgen ab 3 Uhr einen Notruf ab. Erreichbar war der Mann bei Rückrufen nicht. Eine Streifenwagenbesatzung stellte dann fest, dass es ihm gut ging. Das Handy des Mannes war am Nachmittag zuvor ins Wasser gefallen und hatte Stunden später aufgrund der dadurch eingetretenen Fehlfunktion selbständig wiederholt Notrufe abgesetzt.

Gegen 23.30 Uhr kam es in der Silvesternacht in Laufen (Landkreis Berchtesgadener Land) zu einem Verkehrsunfall, der für einen 23-Jährigen laut Polizei deutliche Konsequenzen haben wird. Der junge Mann war mit seinem BMW in einer Rechtskurve geradeaus gefahren und hatte dabei mehrere geparkte Fahrzeuge beschädigt. Bei der Verkehrsunfallaufnahme durch die Polizei stellte sich heraus, dass der Unfallverursacher unter Alkoholeinfluss stand. Er musste eine Blutentnahme über sich ergehen lassen und sein Führerschein wurde sichergestellt. Der stark beschädigte BMW des 23-Jährigen musste abgeschleppt werden. Der Gesamtsachschaden an den übrigen beschädigten Fahrzeugen dürfte im mittleren fünfstelligen Bereich liegen.

OBERPFALZ:
Aus Sicht der Einsatzzentrale Oberpfalz fiel die diesjährige Silvesternacht unter „Coronabedingungen“ deutlich ruhiger aus als frühere Jahreswechsel.

Zwischen Silvester, 20 Uhr, und Neujahr, 6 Uhr hatte die Einsatzzentrale insgesamt etwa 260 Einsätze abzuarbeiten - bei einem gleichzeitigem Notrufaufkommen von etwa 200 Anrufen.

„Diese Einsatzzahlen zeigen sicherlich eine deutliche Mehrbelastung als sonstige Einsatznächte, aber bei weitem weiniger arbeitsreich als frühere Jahreswechsel, welche nicht unter den Eindruck von ‘Corona‘ stattfanden“, bilanziert die Polizei am Neujahrstag.

Balkonsturz im Landkreis Cham

So kam es etwa zu 50 Ruhestörungen und zahlreichen alkoholbedingten Aggressionsdelikten. Etwa 15 Körperverletzungen wurden angezeigt.

Im Landkreis Cham, Arrach stürzten zwei Personen gegen Mitternacht vom Balkon etwa drei Meter ab und wurden hierbei schwer verletzt. Im Landkreis Regensburg, Neutraubling, kam es zu einem Wohnungsbrand mit einem Schaden von etwa 50.000 Euro.

WIEDER MEHR EINSÄTZE FÜR DAS BRK:
Verhältnismäßig ruhig verlief die Nacht für das Bayerische Rote Kreuz (BRK): Rund 1350 Mal mussten die Rettungswagen vom Silvesterabend bis zum Neujahrsmorgen ausrücken. Dabei wurden ab Mitternacht rund 40 Prozent mehr Einsätze als im Vorjahr (2020 auf 2021) abgearbeitet. Während im Vorjahr (31. Dezember 2020 18 Uhr bis 1. Januar 2021 6 Uhr) die Einsätze um etwa 30 Prozent zurückgegangen waren, reduzierten sich die Einsätze mit Blick auf die Jahre vor der Pandemie nur noch um 14 Prozent. Es kam wieder zu mehr Einsätzen als im Vorjahr, aber immer noch deutlich weniger als zum Jahreswechsel 2019/2020.

„Wir befinden uns unter dem Durchschnitt der Vor-Pandemiezeit, dennoch ist - anders als im Vorjahr - die Einsatzauslastung nach Mitternacht deutlich gestiegen“, bilanziert Landesgeschäftsführer Leonhard Stärk. „Es zeigt sich aber auch, dass der Großteil der Gesellschaft solidarisch dazu beigetragen hat, dass das ohnehin angespannte Gesundheitssystem nicht zusätzlich belastet werden musste.“