Klingenbrunn
„Wir freuen uns, es ist Advent“

06.12.2022 | Stand 18.09.2023, 5:02 Uhr

Vor rund 300 Besuchern ging in der Pfarrkirche „Maria, Hilfe der Christen“, das 29. Klingenbrunner Adventssingen über die Bühne. −Foto: Döringer

Zwei Jahre ist es coronabedingt ausgefallen, das traditionelle Adventssingen in der Pfarrkirche „Maria, Hilfe der Christen“ in Klingenbrunn. Der Pfarrgemeinderat hat es heuer wieder aufleben lassen – schon zum 29. Mal. Die übervolle Kirche zeigte, welches Bedürfnis für viele besteht, im Advent eine besinnliche Stunde, fernab der Alltagssorgen und dem pseudoreligiösen Kitsch, zu verbringen.

Draußen vor der Kirchentür lag zwar kein Schnee, fielen nicht leise Flocken vom Himmel. Doch beim Betreten des Kirchenraums umfing den Besucher die anheimelnde Atmosphäre einer im adventlichen Glanze erstrahlenden Pfarrkirche. Trotz Energiekrise: Angenehm warm war es in der Kirche – und manchem wurde es auch so richtig warm ums Herz. Die zweite Kerze am Adventskranz brannte. Flackernder Kerzenschein verströmte ein geheimnisvolles Licht und erhellte das Gotteshaus, während sich draußen die Dämmerung über das idyllische Bergdorf am Fuße des Rachels legte.
Eröffnet wurde das Konzert mit einem „Weihnachts-Halleluja“, wunderbar gesungen von Peter Friedl und Kurt Kufner und auf der Orgel begleitet von Organist Josef Wilhelm. Das weltberühmte Lied von Leonard Cohen war mit einem zur Adventszeit passenden Text unterlegt. Pfarrer Tobias Keilhofer begrüßte dann die etwa 300 Zuhörer. „Wir alle sind gekommen, um uns auf diese besinnliche Stunde einzulassen, etwas Abstand und eine Verschnaufpause vom Alltag zu gewinnen.“ Der Geistliche erinnerte an das erste überlieferte Wort des Johannes dem Täufer, das zugleich ein „unbequemes Wort“ sei: „Kehrt um“, dieses kehrt um, gelte nicht nur für die Menschen damals, sondern auch für uns heute, gerade in den Wochen der Adventszeit.
Die Texte und Lieder des heutigen Nachmittags wollten uns hinführen zu diesem Eigentlichen und Wesentlichen und uns einstimmen und vorbereiten auf das, was wir in drei Wochen feiern: „die Geburt unseres Erlösers in unserem sterblichen Fleisch.“ Pfarrer Keilhofer dankte ganz besonders den beiden Hauptorganisatoren Peter Friedl und Kurt Kufner, „ohne die dieser Nachmittag so nicht stattfinden könnte“.
Kufner stellte anschließend die einzelnen Gesangs- und Instrumentalgruppen vor. Sehr bedauerlich, dass die Original Kernbeißer krankheitsbedingt hätten absagen müssen. Mit einer feierlichen „Adventlichen Bläserweise“, sauber intoniert in wohliger Harmonie von den Klingenbrunner Blechbläsern, begann das Singen und Musizieren in der Pfarrkirche. Textsprecher Peter Friedl sah in seiner „Einstimmung“ die Weihnachtszeit als „die Zeit der Liebe und des Vergebens“. Vom „Sinn der Weihnacht“ sprach er in seinen Beiträgen des Öfteren. „Und iazt is hoid Winter woan“, darauf verwiesen in sehr angenehmer Weise die Eibmschläger Sänger, und als Ersatz für den ausgefallenen Vortrag der Kernbeißer sangen alle gemeinsam und stimmkräftig „Leise rieselt der Schnee“, eines der schönsten deutschen Weihnachtslieder.
Der Kirchenchor Klingenbrunn gefiel mit dem Stück „Leise kommt ein Lied gegangen“ und „d’Siaßn“, ein Quartett von zwei Vätern mit ihren Söhnen, erfreuten die Besucher mit dem Lied „Sternenschein“, ebenso das Trio „Woidwind“ mit dem „Schneeflocken Walzer.“ Das „Josef’s Menuett“ gab anschließend die Eibmschläger Stubenmusi zum Besten, während der Liederkranz Klingenbrunn mit dem Lied „Advent ist ein Leuchten“ und der Kirchenchor mit „Gegrüßet seist Du Maria“ ihre ausdrucksstarken Vortragsweisen unter Beweis stellten. Das „Largo aus der 9. Sinfonie von Antonin Dvorak“ hat Organist Josef Wilhelm auf der Orgel eindrucksvoll zu Gehör gebracht. „Wir freuen uns, es ist Advent“, davon sangen mit viel Gefühl Petra und Josef Wilhelm und waren damit sicher nicht die Einzigen in der Pfarrkirche.
Jede Gruppe wartete mit mehreren Beiträgen auf, so dass die Besucher wahrlich auf ihre Kosten kamen und eine großartige Veranstaltung erlebten. „Advent unterm Rachel“, hieß das Motto des Adventssingens, das mit seinen erwartungsfrohen Weisen viel Aussagekraft barg. Es war für viele das Suchen nach einem Licht, das den Alltag erhellt, in einer Zeit, die geprägt ist von Kriegen, Krisen und Unruhen. Kurt Kufner dankte am Ende den Gästen und Mitwirkenden für ihr Kommen, besonders auch jenen Helfern „hinter den Kulissen, die man nicht so gesehen hat“.
Glockengeläut und Orgelklang ertönte zum Schluss. Alle Besucher erhoben sich und sangen gemeinsam das Lied „Sieh, es wird der Herr sich nah’n.“ Langanhaltender Applaus war am Ende der verdiente Lohn für die Mitwirkenden. Nach dem Singen standen die Besucher noch eine geraume Zeit im Eingangsbereich der Kirche bei Glühwein und Plätzchen zusammen, führten angeregte Gespräche und viele freuten sich schon wieder auf das Adventssingen im nächsten Jahr.

− dö