Bezirksliga Ost
Neuner statt Verteidiger: Manuel Karlsdorfer erklärt seine neue Rolle im Sturm des TSV Waldkirchen

06.10.2023 | Stand 06.10.2023, 5:00 Uhr

Fünf Saisontore hat Manuel Karlsdorfer (rechts) bereits für Waldkirchen in der Bezirksliga Ost erzielt, vier davon in seinen beiden Spielen als Stürmer. In dieser Szene schüttelt der 29-Jährige Grainets Verteidiger Sebastian Kapfer ab. − Foto: Sven Kaiser

15 Jahre lang war es nie Thema, wer beim TSV Waldkirchen im Sturm spielt. Wer sich im regionalen Fußball auskennt, wusste es: Martin Krieg. „Moats“ spielte immer, wurde mit 281 Toren zum Rekordschützen des Vereins und die Trainer brauchten sich keine Gedanken über Torflauten machen. 2022 beendete der heute 33-Jährige seine Karriere und die Suche nach einem Nachfolger nahm dramatische Wendungen an. Jetzt, eineinhalb Jahre später, scheint eine torsichere Lösung gefunden: Manuel Karlsdorfer.

Der 29-Jährige ist Innenverteidiger, aber er wird nun im Angriff gebraucht, weil keinem von Kriegs designierten Nachfolgern das Glück zur Seite stand. Mario Strahberger riss sich zweimal das Kreuzband, Benedikt Giller brach sich erst den Knöchel, ehe ihn ein Totalschaden im Knie zu einer Pause auf unbestimmte Zeit zwingt. Auch Noah Renoth fällt mit einer Knieverletzung noch länger aus. Verletzungen, die persönlich tragisch sind und für die Mannschaft fatale Folgen hatten, weil Waldkirchen schlichtweg nur selten Tore schoss. Trainer Alexander Nodes und sein „Co“ Manuel Karlsdorfer, seit April im Amt, diskutierten mit dem sportlichen Leiter Gundolf Hain oft und viel. „Es gab auch das Gedankenspiel, dass ich es machen könnte“, erzählt Karlsdorfer. Es blieb Theorie, bis zum 10. Spieltag der laufenden Saison Mitte September. Bis dahin erzielte Waldkirchen sieben Tore, die wenigsten der Liga. Also, Karlsdorfer in den Sturm. 19 Spielminuten später jubelte der Debütant das erste Mal, traf beim 6:0-Sieg drei Mal. Im darauffolgenden Spiel in Perlesreut fehlt der neue Neuner aus privaten Gründen (0:1), im Heimspiel gegen Tabellenführer Grainet gelingt Karlsdorfer der Siegtreffer (1:0).

Spätestens jetzt ist klar, dass Karlsdorfer vorerst in der vordersten Linie eingesetzt wird: „Hinten sind wir gut besetzt, da geht es ohne mich genauso“, sagt der 29-Jährige. Mit elf Gegentoren hat der TSV die zweitbeste Abwehr der Bezirksliga Ost und offensiv scheint nun das Puzzleteil gefunden, um dauerhaft torgefährlicher zu sein. Als Zielspieler soll Karlsdorfer die Bälle festmachen und verteilen, die schnellen (Lukas Schätzl) und jungen Mitspieler (Jonas Heß oder Tim Hilgart) können an seiner Seite befreit aufspielen. Als Nebenmann könne er nun mehr Einfluss auf ihr Spiel nehmen, deutet der Co-Trainer an. „Das hat schon super funktioniert, auch wenn die Rolle für mich sehr ungewohnt ist und wir ein paar Spiele brauchen, um uns richtig einzuspielen“, erklärt Karlsdorfer. Am Samstag geht es im Heimspiel gegen den SV Garham mit dem langjährigen Waldkirchner Jonas Moser (Anstoß 14.30 Uhr) und erstmals soll der zweite Sieg in Serie für den TSV herausspringen.

So offensiv spielte er zuletzt in der C-Jugend



Bis dahin hat der neue Neuner ein paar Trainingseinheiten mehr als Stürmer in den Beinen. In der C-Jugend habe er zuletzt so offensiv gespielt, erinnert er sich. In den letzten 15 Jahren hatte er eher das Verhindern von Toren im Sinn. „Die größte Umstellung ist, dass ich bisher das Spiel vor mir hatte, jetzt spielt sich viel hinter mir ab und ich stehe oft mit dem Rücken zum Tor“, beschreibt der 29-Jährige, der 2014 vom Heimatverein SV Neudorf zum TSV Waldkirchen und in die Landesliga wechselte. Er geht die neue Aufgabe aber so unbekümmert an, wie man es einem Verteidiger im Sturm eigentlich nur wünschen kann. Er vertraut auf seine Qualitäten, wenngleich er selbstkritisch anmerkt: „Mit dem rechten Fuß werde ich vermutlich nicht treffen.“

Für Karlsdorfer im Sturmzentrum geht es ohnehin nicht ausschließlich um das Toreschießen, denn an seiner Seite sind mehrere junge Kicker, die das Beherrschen. Vielleicht reicht schon die Anwesenheit eines erfahrenen Mitspielers, damit dem ein oder anderen auch im Herrenbereich und der Bezirksliga der Knoten platzt.

Für die Mannschaft geht es in den kommenden Wochen darum, sich tabellarisch zu stabilisieren. „Wir wollen ein Polster zu den Abstiegsplätzen aufbauen“, gibt der Co-Trainer vor. Nach dem Heimspiel gegen Garham stehen für den TSV drei Auswärtsspiele an (Vornbach, Hutthurm und Grafenau) – die Frage, wer beim TSV Waldkirchen stürmt, dürfte für diese Partien geklärt sein.


14. Spieltag / Samstag, 14 Uhr: Oberpolling – Perlesreut; 14.30 Uhr: Waldkirchen – Garham; 15 Uhr: Künzing – Grainet, Obernzell-Erlau – Grafenau, Mauth – Vornbach, Regen – Schalding II; 16 Uhr: Niederalteich – Passau, Schöfweg – Hutthurm.