Trainerrücktritt beim Bezirksligisten
„Irgendwer musste jetzt Konsequenzen ziehen“: Himpsl wirft in Grafenau das Handtuch

25.10.2023 | Stand 26.10.2023, 8:52 Uhr

Trat in Grafenau zurück: Günther Himpsl.  − Foto: Thomas Gierl

Das 1:4 am Dienstagabend im Nachholspiel beim TSV Waldkirchen war zu viel für Günther Himpsl (66). Noch in der Kabine erklärte der erfahrene Trainer seinen Rücktritt beim Fußball-Bezirksligisten TSV Grafenau, der vor einem schwierigen Herbst steht. Mit 15 Zählern rangieren die „Stodbärn“ aktuell auf dem Relegationsrang.

„Ich hatte gestern Abend noch ein sehr konstruktives Gespräch mit Günther und wir müssen seinen Rückzugsgründe akzeptieren. Wir gehen im Guten auseinander und möchten uns auch an dieser Stelle nochmal ganz herzlich für seine kompetente und akribische Arbeit bedanken. Im Frühjahr hat er uns in einer ganz schwierigen Situation übernommen und mit der Mannschaft den lange ‚am seidenen Faden‘ hängenden Klassenerhalt geschafft“, informiert am Mittwochvormittag Grafenaus Sportlicher Leiter Franz Seitz. Der erfahrene Funktionär sei überrascht gewesen, aber er könne die Beweggründe auch nachvollziehen. „Wenn ein Trainerfuchs und Fachmann wie Günther Himpsl sagt, dass er relativ ratlos ist, dann weiß man, dass etwas nicht passt. Wir haben drei mal pro Woche trainiert, aber irgendwie sind wir nicht in die Spur gekommen, vor allem auswärts waren die Auftritte alles andere als gut.“ Himpsl hatte in Grafenau die Nachfolge von Armin Stadler angetreten, von dem sich der Verein im März diesen Jahres getrennt hatte, und mit 42 Punkten souverän den Ligaerhalt geschafft.

Die Himpsl-Nachfolge sei selbstredend offen, mit der Entwicklung habe niemand der Verantwortlichen gerechnet. „Wir werden uns heute Abend beraten. Es wird wohl auf eine interne Interimslösung hinauslaufen. Auf die Kürze der Zeit einen Nachfolger zu finden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, zumal es bis zum Beginn der Winterpause ohnehin nur mehr zweieinhalb Wochen sind“, sagt Seitz.

Himpsl selbst bedauert den Schritt. „Es ist nicht leicht für mich. Aber ich sehe darin die einzige Möglichkeit, etwas zu bewirken bei der Mannschaft. Irgendjemand musste jetzt in dieser Lage Konsequenzen ziehen“, sagt der 66-Jährige. Als Trainer trage man die Verantwortung – und das bisherige sportliche Abschneiden sei enttäuschend. „Ich hoffe, die Spieler werden wachgerüttelt. Sie brauchen jetzt eine andere Ansprache und jeder muss sich hinterfragen. Das habe auch ich gemacht – und dann diese Entscheidung getroffen“, erklärt Himpsl.

Der A-Lizenz-Inhaber verweist vor allem auf die schlechte Auswärtsbilanz seines Teams. Aus acht Spielen in der Fremde gab es nur einen Punkt, dafür musste der TSV satte 23 Gegentore schlucken. Insgesamt stehen 38 Gegentreffer in der Statistik. „Es geht auch immer darum, wie sich eine Mannschaft präsentiert. Wie gesagt, da musst du dich dann auch als Trainer hinterfragen. So ist das im Fußball, es ist nicht immer schön. Ich denke, die Substanz für den Klassenerhalt ist in Grafenau vorhanden. Aber dafür muss man auch anders auftreten.“

Für Sportchef Franz Seitz ist der Rücktritt des erfahrenen Trainers das „i-Tüpfelchen“ auf ein aus TSV-Sicht relativ gebrauchtes Jahr 2023 mit vielen Verletzungen, Trainerwechseln und Abstiegssorgen. Auch die Perspektive bis zum Winter sieht nicht gerade rosig aus. „Wir haben einige Langzeitverletzte, zuletzt hat sich auch noch Kevin Kesten das Außenband gerissen, dazu kommt eine Rot-Sperre von Ondrej Sima. Wir gehen personell am Stock und sehnen die Winterpause herbei. Wir müssen jetzt schauen, dass wir in den verbleibenden Spielen noch etwas holen – und dann im Frühjahr mit einem besser besetzen Kader nochmal neu angreifen“, sagt Seitz. Am Samstag kommt es zum Kellerduell mit Perlsereut.

Himpsl drückt den Grafenauern die Daumen. Er selbst weiß noch nicht, wie es sportliche bei ihm weitergeht. Nur so viel steht fest. „Der Fußball wird mich sicher nicht loslassen.“