Grafenau/Lindberg
Wer hat ein schwarzes Brautkleid?

04.01.2021 | Stand 19.09.2023, 6:42 Uhr

Ein Hochzeitspaar aus dem Raum Lindberg um 1900. Für die Ausstellung im Bauernhausmuseum wird noch ein schwarzes Brautkleid, wie die Braut hier eines trägt, gesucht. − Quelle: Sammlung Max Paternoster

Schon seit geraumer Zeit planen die Macher des Bauernhausmuseums in Lindberg rund um Fördervereins-Chef Josef Winter eine neue Dauerausstellung. Im Jahr 2021 soll sie nun in den ersten Stock des alten Bauernhauses in der Ortsmitte einziehen.

Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren. Während Roland Pongratz und Lisa Späthe vom Büro Kultur & Konzept die inhaltliche Konzeption der Ausstellung über das Leben und Arbeiten der Menschen am alten Handelsweg von Bayern nach Böhmen erarbeitet haben, ist das Grafenauer Büro Weissraum mit der Gestaltung und der Planung der Innenarchitektur der Räume beauftragt worden.

Die neue Ausstellung wird sich in fünf thematisch gegliederten Räumen den einstigen Lebenswirklichkeiten der Menschen in und um Lindberg widmen. Der Besucher begibt sich auf die Spuren des Heiligen Gunther, beginnend bei der Rodung des Nordwaldes. Er wird Säumern, Fliegenden Händlern, Schlawinern, Holzhauern und Waldhirten begegnen, von Sagen, Mythen und Liebeleien am Dorfrand erfahren. Ein Raum der Ausstellung thematisiert konkret die Entstehung des Angerdorfes Lindberg und den entbehrungsreichen Lebensalltag der Menschen in diesem Dorf.

In diesem Teil der Ausstellung wird es auch um die Rolle(n) und die vielfältigen Aufgaben der Frau gehen, die neben der Erziehung der Kinder auf dem Feld mithalf, die Lebensmittelversorgung sicherstellte, mit Nebeneinkünften die karge Haushaltskasse aufbesserte und die weiblichen Dienstboten einteilte.

Geheiratet wurde damals oft nicht unbedingt aus Liebe, sondern eher zur Sicherung der wirtschaftlichen Verhältnisse. "Was uns an dieser Stelle in der Ausstellung noch fehlt, ist ein schwarzes Hochzeitskleid aus dem Bayerischen Wald", so Lisa Späthe. Und Roland Pongratz ergänzt: "Viele Frauen haben bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts in schwarz geheiratet. Das so genannte ’feine Kleid’ entsprach oft dem Sonntagsstaat, also dem besten Gewand im bäuerlichen Schrank, das auch zu anderen Anlässen getragen werden konnte." Lediglich der Schleier sei als Zeichen für Reinheit und Unschuld damals weiß gewesen.

Hier setzt man nun auf die Mithilfe aus der Region. Vielleicht versteckt sich noch irgendwo auf einem Dachboden ein altes, schwarzes Hochzeitskleid oder eine Hochzeitsbluse, ein Rock oder ein Schleier aus der Zeit um 1900, die in der künftigen Dauerausstellung einen würdigen Platz erhalten könnten. "Vielleicht ist die Zeit des Lockdowns günstig, um auf den Dachböden und in alten Kästen zu stöbern. Die Kleidung sollte schon im ländlichen Umfeld, am liebsten im Zwieseler Winkel oder zumindest im mittleren Bayerischen Wald getragen worden sein", konkretisiert Lisa Späthe die Vorstellungen.

"Den Großteil der Objekte für unsere neue Dauerausstellung haben wir mittlerweile zusammengetragen", berichtet Josef Winter. Eine Vielzahl der Gegenstände stammt aus der Sammlung von Franz Estendorfer, dem Besitzer des Museumshofes in Lindberg. Vom Hufeisen alter Saumpferde über alte Pläne, Votivgaben, Werkzeuge zur Flachsbearbeitung bis hin zur "Holzscheitelmadonna" erstreckt sich die Auswahl der historischen Objekte, die großteils aus der Gegend stammen.

− bbr

Kontakt: Josef Winter, ✆ 0151- 50826824, info@bauernhausmuseum-lindberg.de