Freyung/Waldkirchen
Nach App-Hinweis: Damit der Test schneller klappt

Vorrang für roten Hinweis auf Corona-App – MdL Muthmann schildert eigene Erfahrungen

30.11.2020 | Stand 20.09.2023, 0:49 Uhr

Gesprächsrunde in Corona-Zeit mit Abstand und FFP2-Masken: MdL Alexander Muthmann (re.) beim Informationsaustausch mit der Ärztin Karin Draxler und Gunther Endres vom Sachgebiet Öffentliche Sicherheit und Ordnung am Landratsamt Freyung-Grafenau. −Foto: Heidi Wolf

Wer mit einem roten Warnhinweis auf der Corona-App das Testzentrum in Freyung aufsucht, kommt sofort an die Reihe, auch wenn er oder sie online keinen Termin gebucht hat. Das ist ein Ergebnis einer Gesprächsrunde zwischen dem Landtagsabgeordneten Alexander Muthmann, Thomas Thurnreiter und Gunther Endres vom Sachgebiet Öffentliche Sicherheit und Ordnung am Landratsamt Freyung-Grafenau sowie Karin Draxler und Stefanie Anetzberger-Peter von der Abteilung Gesundheitswesen, dem Gesundheitsamt in Waldkirchen. "Wir lernen täglich dazu und Feedback ist uns wichtig", bestätigten Thurnreiter und Endres. Über mehrere Tage hatte der Landkreis Freyung-Grafenau den höchsten 7-Tage-Inzidenzwert pro 100 000 Einwohner in der gesamten Bundesrepublik. Und Entwarnung ist nicht in Sicht: Die Zahlen bleiben hoch.

Alexander Muthmann hatte das Gespräch gesucht, weil er eigene Erfahrungen einbringen wollte. Die Corona-App des Politikers zeigte an einem Freitagmorgen zwei rote Warnhinweise an. Um eine mögliche Infektion so schnell wie möglich abzuklären, fuhr Muthmann zum Corona-Testzentrum in seiner Heimatstadt Freyung, wie er in einer Mitteilung schildert. "Es war nichts los. Aber mir wurde gesagt, ich könne keinen Termin bekommen, weil das System keinen Termin anbiete, obwohl ich in einem erkennbar leeren Container stand", schilderte Muthmann die Situation. Er sei dann an die Grenze nach Philippsreut gefahren, weil an der Grenze Tests ohne Voranmeldung möglich seien. Dort habe allerdings eine Schlange von 40 Leuten gewartet. Auf Umwegen schaffte es der Abgeordnete dann doch, dass er am Freitag in Freyung getestet wurde. Ein späterer Termin hätte den Verlust einer ganzen Arbeitswoche bedeutet. "Diese Praxis ist aber kein wirklich gangbarer Weg", urteilte Muthmann und Thomas Thurnreiter gab ihm Recht: Roter Warnhinweis zählt ab sofort genauso wie ein vereinbarter Termin.

Gunther Endres holte den Abgeordneten am Eingang des Gesundheitsamtes in Waldkirchen ab. Im Untergeschoss des Gebäudes richteten sich gerade zehn Soldaten des Aufklärungsbataillons Freyung mit Oberstabsfeldwebel Markus Bechteler an der Spitze ein. Ihre neue Aufgabe: Kontakten nachgehen, Listen führen, Übersicht schaffen! "Vor Corona waren wir 14 Leute, jetzt sind wir 71", lautete der Zustandsbericht von Verwaltungsleiterin Stefanie Anetzberger-Peter. Bundeswehr, Polizei, Nationalparkverwaltung, Justiz- und Finanzbehörden hätten Verstärkung geschickt, um die schwierige Situation zu bewältigen. Die Hauptaufgabe bestehe darin, die Kontakte von Erkrankten zu verfolgen, ein schwieriges Unterfangen! "Es wird nie eine 100 Prozent zufriedenstellende Lösung geben, aber wir arbeiten dran", sagte Gunther Endres.

An der Grenze in Philippsreut werden täglich auf drei Spuren jeweils 200 Tests angeboten. Die Kapazität im Testzentrum Freyung liege bei 408 pro Tag. Bei diesen PCR-Tests würden Abstriche aus Rachen oder Nase entnommen. Man gehe davon aus, dass ein solcher Abstrich frühestens fünf bis sechs Tage nach der Ansteckung sinnvoll sei, um ein sicheres Ergebnis zu erhalten. Ausführlich schilderte die Medizinerin, wie schwierig es ist, die Kontakte der infizierten Menschen zurückzuverfolgen. Während es vor dem Lockdown 20 bis 30 Kontakte pro infizierter Person waren, registriere man während des bestehenden Lockdowns light eine Zahl im einstelligen Bereich. Das mache die Nachverfolgung leichter. Über die Gründe für die hohen Inzidenzzahlen im Landkreis Freyung-Grafenau können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitsamt Waldkirchen auch nur rätseln; sichere Erkenntnisse haben sie nicht. "Es gibt kein klares Bild", lautete die Auskunft.

Die Gästelisten, die während des Sommers in Restaurants und Cafés geführt wurden, spielten bei der Erfassung keine große Rolle. Sie habe man nur in Einzelfällen verwendet, wenn der Verdacht nahe lag, dass die Ansteckung in einem Lokal erfolgt sei. Mit einer generellen Auswertung dieser Gästelisten wäre man hoffnungslos überfordert gewesen, sagte Medizinerin Karin Draxler.

Die Qualität der Masken war in dem Gespräch ebenfalls ein Thema, heißt es weiter in der Medienmitteilung. Karin Draxler und Gunther Endres rieten demnach dringend zu FFP2-Masken, um auch sich selbst zu schützen, nicht nur andere Menschen, wie es bei einer Mund-Nasen-Bedeckung aus Stoff der Fall sei. Und noch ein Tipp der Experten: Wenn die Brille anläuft, liegt die Maske nicht so eng an wie sie es sollte.

− pnp