Dingolfing-Landau
Kommen wieder Flüchtlinge in die Turnhallen?

Das möchte der Landrat verhindern - In der Sitzung des Kreisausschusses bat er um Mithilfe

13.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:38 Uhr

Als die Flüchtlingsströme aus der Ukraine losgingen, wurde die Pilstinger Schulturnhalle als Notunterkunft zweckentfremdet. Das sei aktuell eine Möglichkeit, die Landrat Werner Bumeder (links) ungern wieder in Anspruch nehmen möchte. −Foto: Archiv Melis

Wie viele Asylsuchende oder Flüchtlinge hat der Landkreis Dingolfing-Landau aufgenommen? Diese Frage erschien am Mittwoch in der Sitzung des Bauausschusses eher nebensächlich.



Es seien sicher zu wenige, aktuell erfülle man bei weitem die deutschlandweite Belegungsquote nicht, erklärte Landrat Werner Bumeder. Bis zu 300 zusätzliche Plätze müsse man schaffen, so der Landrat.

Der Landrat sprach davon, dass man aktuell etwa 700 aus der Ukraine Geflohene im Landkreis aufgenommen habe, zudem seien knapp 300 Asylsuchende im Landkreis. Während die Ukrainer alle privat untergekommen sind, sei das für die Asylsuchenden nicht erlaubt, informierte Sachgebietsleiter Dietmar Kramlich. Er hatte die genauen Zahlen im Kopf. Demnach seien es gestern 664 ukrainische Flüchtlinge gewesen, aber für Freitag sind zusätzliche angekündigt, so dass die 700 durchaus realistisch seien. "Kurzfristig haben wir im Markt Pilsting eine Unterkunft gewinnen können", bedankte sich Bumeder bei Bürgermeister Martin Hiergeist.

Bei den Asylsuchenden seien es 250, wobei die Unterkunft in Wallersdorf in der Zuständigkeit der Regierung von Niederbayern liege und somit auch hier die 300 durchaus stimmen mögen. Kramlich informierte, dass nach einem erfolgreichen Asylverfahren die Aufgenommenen aus dieser Statistik herausfallen, aber oft trotzdem im Landkreis bleiben.

"Wir brauchen zusätzliche Plätze"

"Wir kommen nicht drumherum, wir brauchen zusätzliche Plätze", stellte der Landrat fest. Und da gebe es nur zwei Möglichkeiten: "Entweder wir finden Kapazitäten oder wir sind gezwungen, Immobilien umzuwidmen." Das bedeutet, dass man das Jugendtagungshaus in Haunersdorf wieder freihalten müsse oder dass man auch wieder Turnhallen für diesen Zweck brauche. "Die Situation spitzt sich deutlich zu", informierte der Landrat, nachdem er sich über die Lage zum Beispiel im Ankerzentrum in Deggendorf informiert habe.

Diese Ankerzentren seien überfüllt und die Menschen müssen verteilt werden, hörte er dort. "Das wirkt sich auch bei uns aus", bestätigte Bumeder, obwohl er anfügte: "Wir haben derzeit eine höhere Zahl aufgenommen als 2015." Dabei bedankte er sich vor allem für das "sehr große private Engagement". Mit großem Eifer suche er jetzt nach einer Lösung – nach einer schnellen Lösung. "Der Winter macht uns Sorgen", gab er zu bedenken.

Kreisrat Karl Wolf hakte nach und bekam bestätigt, dass man zu den aktuell rund 1000 Plätzen weitere 250 bis 300 schaffen müsse – vor allem für "echte Asylbewerber". Da stellte Josef Pellkofer klar: "Diese Zuteilungszahlen muss man schon relativieren." Man müsse die Eigenarten der verschiedenen Landkreise anschauen und so dürfe man einen Landkreis wie Dingolfing-Landau nicht mit jenen vergleichen, in denen es viele Leerstände gebe. "Bei uns ist jedes Kellerloch vermietet", erklärte Pellkofer.

Lorenz: Unterkünfte verteilen und Obergrenze festlegen

Landaus 2. Bürgermeister Thomas Lorenz machte sich aus Sicht eines Polizisten Sorgen um die Sicherheit und forderte, dass man Unterkünfte verteilt im ganzen Landkreis schaffen solle und dabei eine Höchstgrenze von 50 Menschen pro Unterkunft festschreiben müsse. "Wir müssen aus der Vergangenheit lernen", forderte Lorenz, "wir haben die Verpflichtung, eine Integration bestmöglich durchzuführen".

Dass man es genauso machen möchte, darüber sah Bumeder eine Übereinstimmung im Gremium, eine Zahl wollte er aber nicht in einem Beschluss festschreiben. Das sah auch Helmut Steininger so: "Da gibt es einen Konsens, jeder will, dass sie in kleine Einheiten verteilt werden."

Auch wenn die Zahlen und die Belegungsquote eindeutig seien, so stelle sich für den Landrat trotzdem die Frage, "ob wir die Unterdeckung erfüllen müssen?" Auch wenn man nicht die gesamten 250 bis 300 zusätzlichen Plätze brauchen sollte, so ist für Werner Bumeder klar: "Wir haben Handlungsbedarf." Deshalb bat er alle Vertreter der Städte, Märkte und Gemeinden nach Möglichkeiten zu suchen und diese anzubieten, denn Turnhallen wieder den Schülern und Vereinen wegzunehmen, das möchte er gerne verhindern.

In der Sitzung wurde bekanntgegeben, dass die Verkehrsfreigabe des Autobahnzubringers von Teisbach nach Loiching am 2. November erfolgen wird. Die Jahresrechnung des Jahres 2021 wurde vorgestellt und diskutiert, ehe über die aktuellen Planungen der beiden Kreisseniorenheime gesprochen wurde.