Plattling
Zukunft des Zentrums: Querungen fördern Quartiersqualität

Planwerk macht Vorschläge – Mehr Durchlässigkeit für kürzere Wege

27.07.2023 | Stand 13.09.2023, 4:13 Uhr

Verwalter und Gestalter für die Neuen Zwanziger: Bauverwaltungsleiter Eugen Grimm (v.l.), Bürgermeister Hans Schmalhofer und städtischer Geschäftsführer Josef Hofmeister unterrichten über den Sachstand zur Innenstadtentwicklung. −Foto: Bauer

Schluss mit 1990, das Zentrum soll sich modernisieren, grüner werden, rad- und fußgängerfreundlich, mehr Park statt große Parkgelegenheit. „Das fordern die einen“, sagt Bürgermeister Hans Schmalhofer. Die anderen wollten das Alte erhalten, die schnelle Stadt, wo stets das Auto Vorrang hat und alle Wege zum Parkplatz führen.

Der Kompromiss: „Wir machen das ausgewogen. Mit genügend Parkplätzen, aber auch Verbesserungen für Radler und Fußgänger.“ Schmalhofer plädiert für den Mittelweg, so wie ihn das „Planwerk“ – ein Büro für Stadtentwicklung – für Plattling vorschlägt. Am Donnerstag, 27. Juli, hat Schmalhofer zusammen mit Bauverwaltungsleiter Eugen Grimm und dem städtischen Geschäftsführer Josef Hofmeister den „Sachstand zur Innenstadtentwicklung“ vorgestellt. Neben dem Verkehr ging’s um die Gastronomie, Angebote für die Jugend und die Einkaufsmöglichkeiten im Zentrum.

„Wir haben schon jetzt eine wunderschöne Stadtmitte, mit viel Grün und guten Geschäften. Da beneiden uns andere drum“, leitete Schmalhofer das Pressegespräch ein. Trotz aller Makel: Plattling sei lebenswert und ästhetisch ansprechend, vor allem zur Kastanienblüte. „Ein Architekt, der da war, hat sogar gesagt: Hier ist es so schön, da muss man nichts ändern“, erklärte der Bürgermeister, der dennoch Handlungsbedarf ausmachte. „Es hilft ja nichts, die Zeit zwingt uns zum Umdenken.“

Paris, Palermo, Potsdam, Plattling, „überall stehen sie vor denselben Problemen“, so Schmalhofer. Veränderte Einkaufsgewohnheiten, alternde Gesellschaft, Klimawandel. „Die Innenstädte haben sich verändert, heute ist nicht mehr das Auto das Non plus Ultra, heute wollen die Leute mehr Rad fahren und besser flanieren können“, ergänzte Grimm.

Einer Umfrage zufolge geben die Bürger dem Plattlinger Zentrum mittelmäßige Noten fürs „Angebot“, fürs „Verweilen und Flanieren“ und als „lebendiges Wohnzimmer“. Befriedigend, mit viel Luft nach oben. „Das ist nicht schlecht, trotzdem wird’s Zeit, die Gestaltung anzupacken“, erklärte Grimm.

Schließlich beschäftige das Thema die Stadt bereits seit 2017, eine Kommunalwahl und die Corona-Pandemie bremsten das Vorhaben allerdings aus. „Wir wollten die Verkehrszählung abwarten wegen der neuen Umgehung“, erläuterte Schmalhofer. Daten zu Homeoffice- und Lockdownzeiten wären nicht zuverlässig gewesen. „Aber jetzt liegt alles vor.“ Das Verkehrsaufkommen habe sich tatsächlich verringert, in der Deggendorfer Straße um die Hälfte, in der Passauer Straße um 35 Prozent.

Um ein buntes Stimmungsbild zu zeichnen, gaben Schmalhofer und Co. im Frühjahr mehrere Analysen in Auftrag. Beim „Web-Mapping“ verzeichneten Bürger ihre Wünsche auf einer Karte, am Wochenmarkt wurden Beschicker und Kunden befragt. Das Betriebsinterview beleuchtete die Gestaltung aus Unternehmensperspektive, zehn Firmen verschiedener Größen und Branchen brachten sich ein.

Das Ergebnis: eine Karte mit Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken. „Da sieht man, dass die A-Lage sehr gut aufgestellt ist. Die anderen Bereiche sind anfälliger“, so Schmalhofer.

Das Planwerk schlägt vor, die Quartiere besser miteinander zu verbinden, Querungen zu erleichtern, Wege direkter zu machen. Durchlässig statt stressig – so stellen sich die Architekten die Stadt vor. „Wir unterstützen das natürlich“, sagte der Bürgermeister. Die Politik verfolge das Ziel, ehemals private Grundstücke organisch ins Gewachsene einzufügen. „Beim Stanglmeier-Anwesen ist das sehr gut geworden“, findet Schmalhofer.

Arona, Astra und A7 müssten deshalb aber nicht weichen. „Die meisten Parkplätze bleiben erhalten“, versichert der Rathauschef. Feste Markierungen machten verlorene Quadratmeter wett, „wahrscheinlich schräg gestellt, weil effektiver“. Ladestationen für E-Fahrzeuge seien ebenfalls angedacht. „Für die Autos und für die Radler, die am Isarradweg immer mehr werden.“ Weitere Vorschläge: Die Dominanz der Bundesstraße brechen, den Grünzug am Ludwigplatz ausbauen, die Barrierefreiheit fördern.

Was davon konkret entsteht, zeigt sich erst nach der Sommerpause, wenn der Stadtrat die Denkanstöße des Planwerks bespricht. Vielleicht gibt’s dann auch eine frischgeschaffene Stelle zu besetzten. „Wir finden die Idee nicht schlecht, einen City-Manager anzustellen“, verrät der Bürgermeister. „Quasi als Bindeglied zwischen Bürger und Stadtverwaltung.“ Einer, der nah dran ist, zuhört, Wünsche weitergibt. Neue Zeiten, neue Berufe – 1990 ist ja doch schon eine Weile her.