Landau
Xaver Hagn: Wenn Menschen glücklich sind, geht es ihm gut

Xaver Hagn feiert heute seinen 70. Geburtstag – Tankwagenfahrer, Höckinger Fußballer und Bürgermeister

27.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:38 Uhr

Xaver Hagn im grünen Mantel mit der Hand am Steuer seines Tanklasters: "Mein Hobby ist die Arbeit." Heute feiert er mit großer Gesellschaft seinen 70. Geburtstag. −Foto: Nadler

"Des is hoid da Xav." Er sitzt da in seiner grünen BayWa-Jacke, strahlt übers ganze Gesicht und glaubt eigentlich gar nicht, dass er am Donnerstag schon 70 wird. Xaver Hagn, 3. Bürgermeister der Stadt Landau, "Ölscheich" bei der BayWa, gute Seele der Höckinger Fußballer und Familienmensch – er feiert am Donnerstag beim Schachtnerwirt.

"Bekommst du eigentlich noch Geld fürs Arbeiten oder musst du zahlen dafür, dass sie dich arbeiten lassen?" Diese Frage muss er sich immer wieder mal anhören und doch ist er überzeugt, dass seine Kunden froh sind über ihn. Er kommt zu ihnen, wenn er es für richtig hält, wenn er glaubt, dass der Preis günstig ist. Dass es derzeit trotzdem viel Frust bei den Kunden gibt, erfährt er regelmäßig. "Die Kunden verlassen sich auf uns", sagt er und schließt seinen Kollegen Rudi Kühbeck mit ein, auch Höckinger, auch seit ewigen Zeiten bei der BayWa in Landau, die es eigentlich gar nicht mehr gibt. Beide haben jeweils einen Lastwagen und es gibt auf dem Endres-Gelände einen Tank. Seit 42 Jahren hat Xaver Hagn denselben Chef, der sitzt inzwischen in Deggendorf.

Ende nächsten Jahres will er aufhören zu arbeiten

"Am 31. Dezember 2023 höre ich auf", ist für Hagn festgemeißelt. An dem Tag hat auch seine Frau Mia den letzten Arbeitstag und danach möchte er noch viel Zeit mit ihr verbringen, ist seine Hoffnung. "Das glaube ich nicht", sagt Kühbeck über Hagns Ankündigung. Dass jemand, der im Notfall auch sonntags oder an Weihnachten zu den Kunden fährt, wirklich aufhören kann, das glaubt sein Kollege erst, wenn es soweit ist. Dass er mit 70 arbeiten kann, "das habe ich dem Herrgott zu verdanken, dass er mir die Gesundheit gegeben hat".

Hagn ist Höckinger durch und durch. Er ist wirklich in Niederhöcking geboren, ging in Niederhöcking acht Jahre lang zur Schule. "Ich bin nicht einmal mit dem Bus gefahren", blickt er auf die Zeit zurück. In der Pause durfte er sogar nach Hause gehen, erlaubte der Lehrer. Als er seinen Abschluss machte, sperrte kurz darauf die Schule zu. Acht Jahre war er in Niederhöcking Ministrant.

"Mein Hobby ist die Arbeit", strahlt er und freut sich, wenn er am Steuer seines Tankwagens sitzt. Und doch weiß jeder, der den Xav kennt, dass er eine weitere Leidenschaft hat, den Höckinger SV, die Höckinger Fußballer. Er war Gründungsmitglied des Vereins, 25 Jahre lang Vorstand, Trainer aller Mannschaften, Spieler und er war richtig verzweifelt, als es so ausschaute, als ob der Verein zugrunde gehen würde. Da wollte er nicht mehr leben, sagt er betroffen über diese Zeit.

Der Zusammenschluss mit Ganacker hat seiner Ansicht nach beide Vereine gerettet. Dann kam Mucky Müller, wegen dem viele nach Höcking zum Fußballspielen kamen.

Der Verein ist aufgeblüht, er baut die Sportanlage aus, hat mit Marcel Szabo einen Jugendleiter und mit Xaver Hagn einen Ehrenvorstand, dem das Herz aufgeht. Mit 62 Jahren hat er zum letzten Mal selber Fußball gespielt, früher sogar manchmal hintereinander in der Reserve und bei den Herren. Seine einzige offizielle Funktion bei den Fußballern ist noch das Amt als Christbaumversteigerer.

Als Politiker geht es ihm immer um die Menschen

1990 wurde er Stadtrat, 1996 Kreisrat, seit 2002 ist er mit kurzer Unterbrechung einer der beiden Bürgermeister-Stellvertreter. Dass er als "minderwertiger Tankwagenfahrer" von Platz 43 der Liste in den Kreistag gewählt wurde, bedeutet ihm viel. Als Friedrich Reichl in Höcking nicht mehr kandidierte, wurde er überredet. Vorher hatte er mit der Politik nicht so viel am Hut. Und auch als CSU-Mensch scheut er sich nicht davor, auf die "großen" Politiker aller Parteien zu schimpfen. "Die sind zu weit weg von den Menschen", ärgert er sich. Nur so könne er sich manche Entscheidungen erklären, die einfach unverständlich seien. Wie das möglich sei, kann er nicht verstehen.

Seine politischen Ämter bedeuteten für ihn immer sehr viel Arbeit, "aber auch viel Freude". Ihm gehe es immer um die Menschen. Und was ihn am meisten freut, ist, dass er als Standesbeamter Trauungen vornehmen darf. Die glücklichen Leute zu sehen, das freut ihn "unbandig". So manches Brautpaar ließ sich nur in Landau trauen, weil dort der Hagn die Zeremonie vornehmen darf.

"Der wichtigste Vereinist die Feuerwehr"

Xaver Hagn hat zwei Söhne und zwei Enkelsöhne, einer spielt Fußball. Beim Fußball hat der Jubilar eine besondere Einstellung. "Eigentlich bin ich 60er", sagt er und relativiert, "ich bin ein bayerischer Fan." Also mag er es auch, wenn der FC Bayern gewinnt und hält auch zu Augsburg, Nürnberg oder sonstigen regionalen Clubs. Das gilt auch für seine Heimat. Natürlich steht der HSV über allem, aber er kann sich auch mit anderen freuen. Den Erfolg der Landauer gönnt er dem FSV nicht nur, er hofft sogar, dass sie es in die Landesliga schaffen. Bitter war für ihn, dass in Altenbuch oder Ettling der Fußballplatz zugesperrt werden musste.

BayWa und Fußball gehören einfach zu ihm und dennoch sagt Xaver Hagn: "Der wichtigste Verein ist die Feuerwehr." Auch hier ist er von Beginn, seit 1968, dabei, weiß, dass es ohne Freiwillige schlecht ausschauen würde. Und zu allem gehört sein Glaube. Er war Ministrant, war im Pfarrgemeinderat und ist jetzt "nur" noch Gläubiger: "Ich gehe jeden Sonntag in die Kirche."

Mit diesem Gottvertrauen glaubt er auch, dass sich seine Wünsche erfüllen: "Gesundheit, dass ich mit meiner Frau ganz lange leben kann, dass die Kinder und Enkel gesund sind, dass der Krieg so schnell wie möglich aufhört, dass es der Stadt weiterhin so gut geht und ich alle Aufgaben zum Wohl der Bürger erfüllen kann."