Plattling
Spielend leicht durch die Krise?

04.06.2020 | Stand 12.10.2023, 10:29 Uhr

Mitarbeiter Carlos musste in der Spielhalle die Geräte umstellen – statt direkt nebeneinander etwa Rücken an Rücken oder weiter auseinander, um die 1,50 Meter Abstand einzuhalten. −Foto: Winderl

Zwischen 16. März und 11. Mai hatte die Spielhalle Royal geschlossen – wie alle Spielotheken. Die ersten Wochen seit der Wiederöffnung liefen verhalten, erzählt Inhaberin Lydia Bröcker. Sie betreibt zwei Spielhallen in Baden-Württemberg, drei in Bayern – davon eine in der Isarstadt. "Wir machen ungefähr 50 bis 60 Prozent vom normalen Umsatz", schätzt sie. "Damit sind einige der laufenden Kosten wenigstens gedeckt." Trotzdem sei es für die Spielhalle Royal eine schwierige Situation. "Während der Schließung sind die Miete, auch die Mieten für Geräte, weitergelaufen." Zwar konnte sie die Zahlung von Sozialversicherungen, Lohnsteuer und Umsatzsteuer stunden. Doch schon nach zwei Wochen Betrieb kam die erste Mahnung wegen der gestundeten Umsatzsteuer.

Dabei wartet Lydia Bröcker noch immer auf die Hälfte des Kurzarbeitergeldes, das sie während der Schließung beantragt hat. Seit der Betrieb wieder aufgenommen wurde muss das Personal vor Ort sein – die Lohnkosten kommen nun also wieder in voller Höhe dazu. "Ich weiß noch nicht, wie das funktionieren soll. Ich kann noch nicht sagen, wann sich das wieder erholen wird. Das ist schwer aufzufangen."

6000 Euro hat sie nun in Desinfektionsmittel und Spender investiert – "damit ich überhaupt aufmachen darf. Zehn Liter Desinfektionsmittel kosten 140 Euro. Das ist schnell weg, wenn man nach jedem Gast sämtliche Oberflächen reinigen muss." Die Gäste in der Spielhalle müssen nun Mundschutz tragen, die Mitarbeiter ebenfalls. Die Spielgeräte, die in der Regel paarweise stehen, wurden umgestellt. "Pro Geldspielgerät sind zwölf Quadratmeter Platz", erklärt Lydia Bröcker – Abstand einzuhalten ist in der Spielhalle also kein Problem. "Deswegen war es auch nicht länger rechtzufertigen, dass wir geschlossen bleiben müssen." Zudem seien Spielotheken-Gäste volljährig und damit fähig, die Regeln einzuhalten.

"Die Politik bemüht sich, aber der Wirtschaft wird nicht so viel Luft gelassen, wie sie bräuchte, um wieder auf die Beine zu kommen", findet Bröcker. "Gerade dem Mittelstand, egal in welcher Branche." Der bürokratische Aufwand belaste enorm. Dass in Bayern und Baden-Württemberg teilweise unterschiedliche Regeln gelten, kommt in Lydia Bröckers Fall noch hinzu. Ihre Lösung ist, immer die jeweils strengere Regelung überall gelten zu lassen: "Sonst muss ich ja alles doppelt und dreifach machen."

Wie es anderen Plattlinger Unternehmern in der Corona-Krise geht, lesen Sie am Freitag in der Plattlinger Zeitung.