Plattling
"Ich brauche die Leute": Liedermacherin Karin Rabhansl im Interview

25.06.2020 | Stand 18.09.2023, 4:38 Uhr

"Zum Glück bin ich ein sparsamer Mensch", sagt Karin Rabhansl über die Corona-Zeit, die sie auch finanziell hart getroffen hat. −Foto: Künstler

"Sie gilt als eine der einflusslosesten Künstlerinnen ihrer Generation und hat sich einen Namen gemacht als ,das No-Hit-Wonder aus dem Bayerischen Wald‘: Die Liedermacherin Karin Rabhansl kennt keinerlei Berührungsängste mit Rock, Pop, Indie und Punk." Mit viel Humor wirbt die 33-jährige Musikerin – aufgewachsen in Trautmannsdorf in der Nähe von Passau – für ihre Tour 2020. Aus der ist coronabedingt freilich nichts geworden ist. Aber immerhin: Am Freitag, 25. Juni, darf Karin Rabhansl mal wieder auftreten – zusammen mit dem Liedermacher-Kollegen Christoph Weiherer auf dem Magdalenenplatz. Die PZ hat die sympathische Künstlerin davor gesprochen.

Ist das Konzert in Plattling eigentlich Ihr erstes nach der Corona-Zwangspause?
Karin Rabhansl: Ich wohne ja in Nürnberg und da hat die Stadt, nachdem das Bardentreffen leider Gottes abgesagt werden musste, gesagt, okay, wir machen jetzt Hinterhofkonzerte. Da habe ich mit meinem Duo Fischer & Rabe gespielt, das war ziemlich cool. Und vor kurzem habe ich noch ein Geisterkonzert mit meinem Duo in einem kleinen Club in Fürth gespielt – das ist gestreamt worden. Aber seitdem tatsächlich nichts. Ich habe Anfang März noch zwei Konzerte in Österreich gespielt. Da dachte ich mir noch, oh krass, bei den Ösis passiert noch gar nichts, die sind total entspannt. Zwei Tage später hat Bundeskanzler Kurz alles dich gemacht (lacht). Also in Plattling ist tatsächlich nach langer Zeit mein erstes Konzert vor Leuten, die nicht auf Balkonen stehen.

Was ist das für ein Gefühl, endlich wieder auftreten zu dürfen?
Rabhansl: Super, ich freue mich brutal! Ich habe mich auch richtig gefreut, dass der Roman Hofbauer mich angerufen hat und gefragt hat, ob ich Lust darauf hätte. Ich habe ja schon mal mit dem Weiherer vor ein paar Jahren eine "Bajuwaren Folk-Tour" gemacht. Wir sind da zu zweit mit meinem Auto quer durch Deutschland gefahren. Das war super lustig!

Wie kann man sich ein Konzert von Karin Rabhansl und dem Weiherer denn vorstellen? Stehen Sie zusammen auf der Bühne?
Rabhansl: Das ist ein klassisches Doppelkonzert, jeder spielt sein Set. Bei mir ist es eher ein bisschen Singer/Songwriter mäßig. Ich habe noch meine Loop-Station dabei, mit der ich quasi meine Band simuliere. Ich spiele da zum Beispiel mehrere Sachen mit der Gitarre im Loop und mache mehrstimmigen Gesang. Das macht mir immer großen Spaß und ist für die Leute auch interessant. Nach dem Motto: "Ja, was treibt’s denn jetzt? Spielt’s jetzt Playback?" (lacht) Und der Weiherer ist dann so der kabarettistische Part, der hat saulustige Geschichten dabei. Das passt immer ganz gut, weil da für jeden etwas dabei ist.

Gibt es mit Ihrer Band auch schon geplante Auftritte oder ist das alles noch schwierig?
Rabhansl: Da ist tatsächlich dieses Jahr gar nichts mehr geplant. Auch für den Herbst bin ich vorsichtig, denn wenn es mit Corona wieder schlimmer wird, dann kannst du die komplette Tour noch einmal verschieben.

Verdienen Sie Ihr Geld eigentlich allein als Künstlerin oder haben Sie noch eine Nebentätigkeit?
Rabhansl: Ich bin soloselbstständig, gebe aber auch noch Musikunterricht. Ich habe in der Grundschule bei mir in Nürnberg unterrichtet. Das ist jetzt leider seit Mitte März komplett weggebrochen, weil halt Musik einfach nicht als systemrelevant angesehen wird und nicht unterrichtet wird. Ich bin auf Honorarbasis dort angestellt und bekomme nur die Stunden gezahlt, die ich auch halte. Ich habe aber zu meinem Glück ganz liebe Privatschüler, die mir jetzt wirklich den Arsch gerettet haben. Auch in der Zeit, in der ich nicht zu ihnen nach Hause kommen durfte, konnte ich Online-Unterricht geben. Es hat keiner gekündigt. Ansonsten darf ich gar nicht nachdenken, was mir in den letzten Monaten alles flöten gegangen ist – das ist ein Trauerspiel! Das wäre so ein gutes Jahr geworden für mich. Ich hätte so viele Konzerte und Touren gehabt – im Vorprogramm vom Pam Pam Ida zum Beispiel.

Haben Sie denn finanzielle Hilfe beim Staat beantragt?
Rabhansl: Ich habe am Anfang gleich die Soforthilfe beantragt − aber das ist wirklich ein Witz. Und auch die monatlichen 1000 Euro greifen bei mir nicht, weil jedes Einkommen sofort abgezogen wird. Da habe ich einfach Pech gehabt. Zum Glück bin ich ein sparsamer Mensch.

Haben Sie Angst, dass der Kulturbetrieb als großer Verlierer aus der Corona-Krise rausgehen könnte?
Rabhansl: Ein großer Verlierer ist er auf jeden Fall schon, finde ich. Bei so ziemlich allen anderen geht es schön langsam wieder los. Aber wenn du zum Beispiel ein großer Veranstalter bist, dann hast du ein richtiges Problem. Mit Konzerten hat es viel länger gedauert als anderswo und Großveranstaltungen sind bis Oktober schon wieder abgesagt. Klar: Es geht hier um ein Virus, das keiner wirklich einschätzen kann. Alle Maßnahmen, damit keiner unnötig sterben muss, gehen natürlich vor jedem Konzert vor. Aber ich hätte mir halt ein bisschen mehr Unterstützung und klarere Aussagen gewünscht.

Konnten Sie die Zwangspause denn wenigstens kreativ nutzen?
Rabhansl: Auf jeden Fall. Ich habe Lieder geschrieben. Und ich spiele ja erst seit einem Jahr Bass in meiner Band und da habe ich Zeit gehabt, das noch einmal zu vertiefen. Und meine Steuererklärung habe ich noch nie so früh fertig gehabt (lacht). Ich bin also schon auch zur Ruhe gekommen, das war wirklich schön.

Spiegelt sich diese besondere Zeit denn auch in den Texten Ihrer neuen Songs wieder?
Rabhansl: Unterbewusst mit Sicherheit, klar. Aber ich finde es schwierig, wenn die Welt jetzt mit Corona-Songs überschwemmt wird. Und auch auf die Streaming-Geschichte habe ich keine Lust: Ich will nicht in ein Kasterl hineinsingen oder in mein Handy. Ich brauche die Leute, deshalb freut es mich auch so sehr, dass ich jetzt in Plattling wieder spielen darf.
ⓘ Für das Konzert von Karin Rabhansl und dem Weiherer am Freitag, 25. Juni, gibt es im Vorverkauf noch Karten unter www.romanhofbauer.de oder im Rathaus. Außerdem öffnet am Magdalenenplatz von 18.30 bis 18.50 Uhr eine Abendkasse.