Plattling
Gewerkschaften kritisieren geplante digitale Reisezentren

14.04.2021 | Stand 18.09.2023, 5:24 Uhr

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Deggendorf kritisiert die beabsichtigte Einstellung des personenbediensteten Verkaufs an Bahnhöfen in Ostbayern. In Plattling könnte Ende 2024 ein Videoreisezentrum den üblichen Schalter ersetzen. −Foto: DGB

Um auf die geplante Umwandlung verschiedener ostbayerischen Bahnhöfe in sogenannte digitale Reisezentren aufmerksam zu machen, haben die Mitglieder des DGB-Kreisverbandes Deggendorf eine Transparentaktion auf dem Plattlinger Bahnhof durchgeführt.

Susanne Ritzinger, VSO/GBB- Betriebsratsvorsitzende (EVG), erklärt, dass der Fahrkartenverkauf durch die Servicekräfte eingestellt werden und dann nur noch Automaten vorzufinden sein sollen. Die PZ berichtete im Oktober 2020 darüber, dass Ende 2024 ein Videoreisezentrum den üblichen Schalter am Bahnhof Plattling ersetzen könnte. Susanne Ritzinger unterstreicht: "Unsere Servicekräfte leisten weitaus mehr als den Fahrkartenverkauf. Sie sind Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger, leisten Hilfestellung, wenn sich Züge verspäten, verkaufen Lebensmittel für die Reisenden und kennen sich vor Ort aus. Gerade in touristischen Gebieten ist diese Kompetenz das A und O. Unsere Kolleginnen und Kollegen können nicht durch Automaten ersetzt werden."

"Einerseits wird gewünscht, dass viel mehr Menschen die Bahn nutzen, aber dazu gehört auch ein entsprechendes Serviceangebot. Wenn ich andererseits an einem verwaisten Bahnhof ankomme, ist das nicht attraktiv. Menschen können nicht durch Automaten ersetzt werden. Gerade im Hinblick auf Senioren oder Menschen mit Behinderung ist es äußerst wichtig, dass die einen Ansprechpartner vor Ort haben, der sich auch auskennt", betont der DGB-Kreisvorsitzende Thomas Müller.

Die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter fordern, dass sich sowohl die Politik als auch die Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) nicht aus der Verantwortung stehlen. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft könne beispielsweise bei der Streckenausschreibung Öffnungszeiten mit vorgeben.

"Wir wissen doch alle, was über kurz oder lang mit Bahnhöfen geschieht, wenn sich kein Mensch mehr darin befindet. Die Gebäude verwahrlosen. Dies ist mit Sicherheit kein Aushängeschild für den ostbayerischen Raum!", hebt DGB-Regionsgeschäftsführer Andreas Schmal hervor und ergänzt: "Wenn wir uns zukünftig über einen einheitlichen Verkehrsverbund für die Tourismusregion Niederbayern unterhalten, werden die Bahnhöfe Knotenpunkte sein. Das geht nur mit Menschen, nicht mit Bildschirmen."

− pz